Auf der Suche nach Strom fürs E-Bike in Paderborns Innenstadt

Paderborn. Schön war's gewesen in Paderborn. Der Dom, die Quellen, überall das frische Grün. Die Pedaleure aus dem Raum Rheda-Wiedenbrück waren eigentlich schon wieder so gut wie auf dem Radweg zurück ins östliche Münsterland, da fiel ihr Blick mit Sorge auf die Bordinstrumente: Würden die halb leeren Akkus der E-Bikes sie tatsächlich wieder bis nach Hause schieben? So wie sie sich das vorher mal ausgerechnet hatten? Oder sollte man doch lieber noch irgendwo Strom zapfen? Nur wo? Schließlich war alles noch im tiefsten Lockdown, Gastronomie rar und Hinweise auf öffentliche Ladestationen für E-Bikes, wie es sie in anderen Städten durchaus gibt - Fehlanzeige. Kein Wunder: Es gibt so etwas nämlich, E-Bike-Boom hin oder her, in der Paderborner Innenstadt nicht. Und auch in der Peripherie muss man schon Insiderwissen und auch Glück haben, irgendwo ein paar Ampere aufzutreiben. Das zeigen aktuelle Recherchen der NW bei lokalen Fahrrad-Insidern und auch im Internet. Dabei stellte sich heraus: Selbst, wenn man Infos im Netz findet, sind sie lückenhaft und manchmal sogar schlicht falsch. Fallen öffentlich zugängliche Ladesäulen für E-Autos inzwischen doch immer öfter im Stadtbild auf, so herrscht für E-Bikes gähnende Leer. Ulrich Ruschemeier vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Paderborn kann auf Anhieb keine öffentlich zugängliche Ladestelle nennen. Wenn er mit geführten Fahrradgruppen irgendwo auftankt, dann ist das meist ein Lokal wie das Café Ostermann am Marienplatz. Ruschemeier: "Die sind perfekt darauf eingerichtet, da gibt's an jedem Tisch eine Steckdose." Angewiesen auf die Steckdose im Café "Es gibt in der Innenstadt nichts", bestätigt Karl-Heinz Schäfer, Geschäftsführer der Tourist-Information am Marienplatz. Tatsächlich sei aber die Nachfrage danach in der Tourist-Info bisher auch nicht so groß gewesen. "Wenn mal jemand kommt und Bedarf hat, dann laden wir den Akku auch schon mal bei uns in der Information", sagt Schäfer. Normalerweise sei es aber kein Problem, die Akkus in Biergärten, Gaststätten oder Hotels aufladen zu lassen. Das gehöre vielerorts zum Service, weiß auch er. Doch was ist, wenn die Kneipen nicht mehr oder noch nicht offen sind, man auch nicht in irgend einem Hotel einchecken will und auch sonst nirgendwo Bitte, Bitte machen will? Dann hilft vielleicht eine Suche im Internet. Tatsächlich findet man nach einigen Klicks einige Adressen - allerdings alle nicht im Zentrum von Paderborn. So gibt es laut bahnradrouten.de eine Lademöglichkeit bei Brinkmanns Braterei an der B 64 zwischen Schloß Neuhaus, Lippesee und Nesthauser See und eine weitere am früheren Real-Verbrauchermarkt am Südring. Laut der Smartphone-App fahrrad.de gibt es in Paderborn dann noch drei weitere Möglichkeiten: Am Schnellrestaurant McDonald's an der Detmolder Straße, an der Bäckerei Lange ebenfalls an der Detmolder Straße und bei Ford Kleine an der Rathenaustraße. Eine Probe auf's Exempel zeigt: Nicht alles, was man im Netz findet, entspricht auch der Realität: Beim Autohaus Kleine jedenfalls hat man sich schon einmal gewundert, als jemand nach einer Ladestation für Fahrräder fragte. Die gibt es dort entgegen der Info im Netz nämlich nicht. Vermutlich eine Verwechslung mit dem Ladeangebot für Autos, das dort sehr wohl existiert. Das Ladegerät sollte im Blick bleiben Die freundliche Bäckereifachverkäuferin bei der Bäckerei Lange weiß dagegen sofort Bescheid und zeigt auf die kleine Box mit den stabilen Bügeln, an die man sein Rad vor der Café-Terrasse während des Ladens anschließen kann, gleich neben den Parkplätzen vor der Ladesäule für Autos. Doch anders als in vielen Kneipen oder bei Biergärten kostet das Stromtanken hier einen Obulus. "Abgerechnet wird über eine spezielle App des Anbieters", sagt sie. Das Angebot werde durchaus überraschend häufig genutzt, auch andere Filialen würden damit ausgestattet - wo genug Platz vorhanden sei. Ebenfalls während einer Kaffeepause laden kann man den Akkus seines E-Bikes im Waldklang-Bistro im Haxtergrund, und das sogar gratis. Allerdings hat man sein Ladegerät dabei nicht im Blick. Das erfährt man zwar nicht direkt beim Googeln, aber immerhin auf der Webseite des Lokals. In die Kategorie Insider-Tipp fällt außerdem das Computermuseum Heinz Nixdorf Museumsforum. Dort gibt es die Möglichkeit, die Akkus sicher in Schließfächern gratis aufzuladen. Der ADFC Paderborn plädiert denn auch vor allem für sichere Lademöglichkeiten. Zweiter Vorsitzender Ulrich Ruschemeier: "Die Ladegeräte sind teuer und werden gerne gestohlen." Besser seien Boxen, in denen man die Ladegeräte sicher verstauen könne. Öffentliche Lademöglichkeiten seien für Paderborn unbedingt wünschenswert. Ruschemeier: "Der Aufwand dafür ist relativ überschaubar und der Nutzen für alle groß. Davon würde der Einzelhandel in der Innenstadt ebenso profitieren wie der Tourismus allgemein." Öffentliche Lademöglichkeiten lassen noch auf sich warten Tourist-Info-Geschäftsführer Karl-Heinz Schäfer mag zwar bisher noch keinen größeren Nachfrage-Druck für öffentliches Laden verspürt haben, doch der kann ja durchaus mit dem aktuellen E-Bike-Boom schnell kommen. Womöglich sogar schneller, als die durchaus vorhandenen Planungen der Stadt es hergeben. Geplant sind nämlich zumindest Lademöglichkeiten im Rahmen der geplanten neuen Abstellmöglichkeiten für Räder am neuen Gebäude des Hauptbahnhofes. Im neuen Stadthaus am Marienplatz, dessen Bau sich allerdings noch länger hinziehen wird als der des Bahnhofsgebäudes, sind nach Angaben der Stadt ebenfalls umfangreiche Fahrradparkmöglichkeiten vorgesehen. Unter anderem soll es neben 200 Stellplätzen auch zwei Ladesäulen für die Mitarbeiter geben. Zusätzlich werde es 200 öffentliche Fahrradabstellplätze geben, ergänzt um eine noch unbestimmte Menge an Ladesäulen. Dazu werde es dann auch eine Beschilderung geben. Das wiederum entspricht durchaus den Vorstellungen von Karl-Heinz Schäfer, Er sagt: "Wünschenswert wäre auf jeden Fall eine zentrale Möglichkeit in der Innenstadt, am besten mit sicheren Stellplätzen verbunden."

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