Schwanger und mit Corona infiziert: "Die Ungewissheit war schlimm"

Paderborn-Schloß Neuhaus. Angelika Pauli arbeitet in einem Krankenhaus auf der Radiologie-Station. Im Oktober, als die zweite Welle Fahrt auf nimmt, ist sie bereits im dritten Monat schwanger. "Auf der Station hatten wir sehr viele Corona-Patienten. Ich habe mich zunehmend unwohl gefühlt", erzählt die Mutter von zwei Kindern. Auch die chirurgische Maske, die sie tragen muss, bereitet ihr Sorgen: "Ich wusste, dass es nicht gut ist für die Sauerstoffversorgung des Kindes." In der 17. Woche wird Pauli freigestellt, ihr Arbeitgeber stimmt zu, dass das Krankenhaus kein guter Ort mehr für eine Schwangere sei. Die 24-Jährige ist ab diesem Zeitpunkt zuhause, ihr Freund, der als Monteur tätig ist, kann allerdings nicht im Home-Office arbeiten. Er infiziert sich zuerst mit dem Virus. "Mein Freund kam eines Tages mit Kopfschmerzen nach Hause", erinnert sich Pauli. Zwei Tage später, an einem Sonntag, hat auch Pauli dieses Symptom. "Ich habe schon vermutet, dass ich mich angesteckt habe", sagt sie. Ein positives Testergebnis bringt Gewissheit: Es ist tatsächlich eine Infektion mit Covid-19. Während die Infektion bei ihrem Freund einen leichten Verlauf nimmt, verschlechtert sich Paulis Zustand immer weiter: "Ich habe Fieber und Husten bekommen, so doll, dass ich Muskelkater davon hatte und mich sehr geschwächt fühlte." Pauli ist zu diesem Zeitpunkt bereits in der 34. Woche und hochschwanger. Ungefähr ab der 36. Woche kann das Baby auf die Welt kommen. "Meine Frauenärztin wusste nicht so recht, was sie mir raten sollte", erzählt sie. Es fehlen die Erfahrungswerte. "Ich persönlich kenne niemanden, der in seiner Schwangerschaft Corona bekommen hat." Aufgrund der Schwangerschaft soll Angelika Pauli erst einmal nur Paracetamol nehmen. Ihre Hebamme rät ihr, alles daran zu setzten, um das Fieber zu senken. "Ansonsten können die Wehen zu früh kommen, hat sie gesagt", erinnert sich Pauli. Der Körper wehre sich durch das Fieber gegen das Virus und könne dabei auch die Schwangerschaft frühzeitig beenden. Die junge Mutter bekommt es mit der Angst zu tun: "Ich habe nur gehofft, dass es meinem Baby gut geht und es keine Folgeschäden davon trägt", sagt die junge Mutter. Weil es zu der Schwangerschaft mit Corona nur wenig Forschung gibt, recherchiert sie nach Erfahrungsberichten im Internet. Dort liest sie, dass einige Kinder positiv auf die Welt gekommen sein sollen. Auch von Anpassungsschwierigkeiten sei im Netz die Rede. Die junge Mutter fühlt sich Wochen krank Weil Pauli infiziert ist, muss auch ihr Kontrolltermin bei der Frauenärztin ausfallen. "Diese Ungewissheit war schon schlimm. Ich war nur froh, dass der Kleine während der Zeit in meinem Bauch sehr aktiv war. Das hat mir ein besseres Gefühl gegeben", sagt die frischgebackene Mutter. Obwohl das Fieber nach fünf Tagen abklingt, fühlt sich Pauli zwei Wochen krank. Hinzu kommt der Verlust ihres Geschmackssinns: "Ich weiß noch, dass wir Thunfischpizza bestellt haben, davon habe ich nichts geschmeckt." Ab jetzt beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. "Man sagte mir, dass ich das Kind ohne Partner auf einer Isolier-Station gebären muss, wenn ich zum Zeitpunkt der Geburt immer noch positiv bin", berichtet die junge Frau. "Das wäre mein größter Albtraum gewesen." Doch die junge Familie hat Glück. Zwei Wochen vor der Geburt wird Pauli negativ getestet, auch ihr Sohn kommt am 2. April in der 38. Schwangerschaftswoche gesund auf die Welt. Heute geht es allen Familienmitgliedern wieder gut, bislang habe auch das Baby keine Auffälligkeiten gezeigt. Auch nach der Geburt stehen regelmäßig Kontrolluntersuchungen an. "Die Ärztin hat das Baby von oben bis unten durchgecheckt. Zum Glück ist alles gut", freut sich die Mutter. "Wir haben uns alle erholt und genießen jetzt unser Familienglück zu viert."

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