Radfahrer kritisiert Situation in Schloß Neuhaus: "Da werde ich nervös"

Paderborn-Schloß Neuhaus. Soll man als Radfahrer auf der Straße oder auf dem Radweg fahren? Seitdem immer mehr Radwegschilder abmontiert werden, um die Benutzungspflicht aufzuheben, stellen sich viele Paderborner diese Frage. Thomas Carl lebt in Sennelager und fährt jeden Tag durch Schloß Neuhaus in Richtung Paderborn. Er kritisiert die Situation für Radfahrer und wünscht sich Klarheit. Doch ausgerechnet Klarheit ist beim Thema Radwege schwer herzustellen. Wie Arne Schubert, Radverkehrsplaner der Stadt Paderborn, im Gespräch mit der NW erklärt, ist es aktuell so, dass man beispielsweise auf der Residenzstraße sowohl auf dem Radweg fahren darf als auch auf der Straße. Es gebe jedoch keine Möglichkeit, dies durch ein Schild deutlich zu machen. "Es gibt kein Schild dafür, dass die Radwegebenutzungspflicht aufgehoben ist", erklärt er. Als visuelle Hilfe zeichnete die Stadt Fahrrad-Piktogramme auf Radwege und Straßen. Dies sei jedoch aufgrund eines Landeserlasses momentan nicht mehr erlaubt. "Derzeit wird geprüft, ob diese Piktogramme weiter aufgezeichnet werden dürfen. Es wäre natürlich klarer für den Radfahrer, wenn sowohl auf dem Radweg als auch auf der Straße nebeneinander solche Piktogramme stehen würden", so Schubert. Polizeisprecher Mark Heinemann erklärt die Radwegebenutzungspflicht: Demnach besteht nur dann die Pflicht zur Benutzung eines Radwegs mit dem Fahrrad, wenn dies durch ein entsprechendes Verkehrszeichen angezeigt wird. Bei einem gemeinsamen Geh- und Radweg müssen Radfahrer dort ebenso fahren und auf Fußgänger achten. Wenn es das blaue Verkehrszeichen mit dem weißen Fahrrad nicht gibt, muss die Fahrbahn genutzt werden. Sollte ein Radweg ohne Verkehrszeichen vorhanden sein, der aufgrund seiner baulichen Beschaffenheit (andersfarbige Pflasterung oder Rotmarkierung) als solcher erkennbar ist, darf auch dort gefahren werden. Radverkehr soll auf der Straße sicherer sein Doch warum wird überhaupt seit Jahren die Radwegebenutzungspflicht vielerorts aufgehoben? "Studien haben ergeben, dass der Radverkehr auf der Straße sicherer ist, da die Sichtbeziehungen zu den Autofahrern besser gegeben ist", erklärt Schubert. Da stimmt ihm Heinemann zu: "Die Verkehrsunfall-Statistiken zeigen, dass Radfahrer auf der Fahrbahn sicherer fahren." In den vergangenen Jahren hat die Stadt Paderborn daher die Benutzungspflichten geprüft. Laut Arne Schubert ist dafür ausschlaggebend, wie hoch das zulässige Tempo und das Verkehrsaufkommen auf der jeweiligen Straße ist. Wenn die Kriterien passen, wird die Radwegebenutzungspflicht aufgehoben. Thomas Carl fährt auf dem Weg zur Arbeit unter anderem auf der Residenzstraße und der Bielefelder Straße. Dabei komme es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Autofahrern: "Regelmäßig höre ich von ihnen, dass ich mit meinem Rad von der Straße soll", ärgert er sich. Er wünscht sich klare Verhältnisse: "Wenn ein Fußgängerschild angebracht werden würde und klar wäre, dass Radfahrer auf der Straße fahren müssen, wäre das besser", findet er. Schließlich seien an der Residenzstraße viele Passanten unterwegs, die teilweise aus den Geschäften laufen und nicht auf vorbeifahrende Radfahrer achten würden. "Da werde ich nervös", so Carl. Das Miteinander im Straßenverkehr ist laut Stadtsprecherin Lea Giesen zentral: "Die Verkehrsteilnehmer sollten gegenseitig aufeinander achten. An solchen Stellen sollten beispielsweise Fußgänger auch aufpassen, nicht auf den rot gepflasterten Radweg zu gehen." Nadelöhr-Situation in Schloß Neuhaus Schubert räumt ein, dass es sich an dieser Stelle in Schloß Neuhaus um eine Nadelöhr-Situation handelt: "Gerade im Bereich der Schlosskreuzung sind viele Menschen unterwegs - auch Schüler und der ÖPNV spielen da eine Rolle." Die Polizei Paderborn hat in den vergangenen vier Jahren (2017 bis 2020) 15 Unfälle im Bereich der Residenzstraße registriert, bei denen insgesamt elf Personen leicht und zwei schwer verletzt worden. Damit handele es sich in diesem Bereich nicht um eine sogenannte Unfallhäufungsstelle. Gleich zwei Projekte liegen bei Arne Schubert auf dem Tisch, um die Verbindung von Schloß Neuhaus und Paderborn für Radfahrer zu verbessern: "Im nächsten Bauausschuss wird eine mögliche Verbreiterung des Padersteinwegs auf vier Meter vorgestellt. Zudem arbeiten wir gerade an einer fahrradfreundlichen Route zwischen der Kernstadt und Schloß Neuhaus."

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