Wechselunterricht und Testpflicht sorgen für gemischte Gefühle

Paderborn. Am Montag geht es für Schülerinnen und Schüler wieder zurück in den Wechselunterricht zwischen Präsenz und Distanz. Zusätzlich gilt dann auch die Testpflicht: Zwei Mal in der Woche werden dafür Selbsttests zur Verfügung gestellt. Das stellt Paderborner Schulen erneut vor Herausforderungen. Schuldezernent Wolfgang Walter findet auf NW-Anfrage deutliche Worte für diese Entscheidung: "Ich habe kein Verständnis für die Entscheidung der Landesregierung NRW, ab der kommenden Woche mit dem Wechselunterricht zu starten. Bei steigenden Inzidenzzahlen den eingeschränkten Präsenzunterricht wieder aufzuheben, halte ich für einen riskanten Weg." Jürgen Frerich, Sprecher der Paderborner Grundschulen und Rektor der Grundschule Overberg-Dom, hält es aus pädagogischer Sicht für sinnvoll, dass die Kinder in die Schule zurückkehren. Aber er ergänzt: "Ich bin froh, dass ich das nicht aus medizinischer Sicht beurteilen muss." Zudem sei es an der Grundschule Overberg-Dom so, dass ein Drittel aller Schüler in der Notbetreuung ist und demnach schon seit dieser Woche ungefähr 90 Kinder zurück in den Klassenzimmern sind. Sie seien bereits getestet worden und das habe "erstaunlich gut geklappt". Es wäre aus Frerichs Sicht allerdings wünschenswert, kindergerechtere Tests anzubieten. In dieser Woche wurden die Grundschulkinder aus der Notbetreuung Dienstag und Donnerstag getestet. Die Lehrerinnen und Lehrer geben laut Frerich dabei Hilfestellungen. Das Testen im Klassenraum wird mit Anleitungskarten und -videos begleitet. Kritik an den Testlieferungen Kritik übt Frerich an den Testlieferungen, die sehr kurzfristig eintreffen. Die Selbsttests für diese Woche erhielt die Grundschule demnach nicht wie angekündigt am Mittwoch vergangener Woche, sondern am Wochenende. Die rund 750 Selbsttests für die nächste Woche sind laut Frerich noch nicht angekommen. Auch Wolfgang Walter weiß um diese Schwierigkeiten: "Die Belieferung der Schulen mit dem Testmaterial ist teilweise sehr amateurhaft gelaufen", kritisiert er. Seitens des Schulministeriums sei beispielsweise die Lieferung für die einzelnen innerstädtischen Schulen bis spätestens Freitag angekündigt, wurde dann auf Samstagvormittag verschoben und kam schließlich am Sonntagmittag an, als niemand vor Ort war. "Erst durch eine umständliche Telefonkette konnten wir das Problem lösen und die Testmaterialien in Empfang nehmen", so Walter. "Außerdem kann ich nicht nachvollziehen, dass seitens des Schulministeriums keine direkte Kommunikation mit den Schulträgern stattgefunden hat. Dies hat dann zum Beispiel auch zur Folge, dass jetzt zwar alle Schülerinnen und Schüler, die Lehrerschaft und Betreuungspersonen getestet werden können, für die Schulsekretärin, Hausmeister und das Reinigungspersonal müssen jedoch zusätzliche Tests anderweitig beschafft werden." Wenige verweigern den Test Die Realschule Schloß Neuhaus steht vor einem anderen Problem. Dort sind die Selbsttests für die nächsten zwei Wochen zwar schon geliefert worden, ab nächster Woche gibt es diese jedoch von einem anderen Hersteller. Schulleiter und Sprecher der Realschulen Philipp Beil erklärt das Problem: "Mit den Stäbchen des Selbsttests entnehmen die Schülerinnen und Schüler Abstriche aus der Nase, die dann in einer sogenannten Pufferlösung aufgelöst und anschließend auf den Test getropft werden. Nun ist es aber so, dass diese Pufferlösung ab nächster Woche erst noch eingefüllt werden muss." Das bedeute einen deutlich höheren Zeitaufwand, zumindest, bis die Schülerinnen und Schüler sich an diese neue Routine gewöhnt haben. "Die halbe Klasse muss dann erstmal die Pufferlösung eintropfen, bis getestet werden kann", so Beil. Das gleiche Problem erlebt Jost Biermann, stellvertretender Schulleiter des Reismann-Gymnasiums: "Das hält auf und frisst Zeit." Doch er betont auch, dass diese Zeit nunmal investiert werden müsse. In dieser Woche wurden am Reismann-Gymnasium bereits die 250 Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen Q1 und Q2 getestet. Eine Handvoll von ihnen habe den Test verweigert, berichtet Biermann. In der nächsten Woche kehren dann die insgesamt 800 Schüler im Wechselunterricht zurück. "Wie die Testpflicht dann angenommen wird, wird sich zeigen. Wir sind froh um jeden getesteten Schüler." Von den 785 Schülerinnen und Schülern der Realschule Schloß Neuhaus haben laut Philipp Beil bereits weit über 700 vor den Osterferien an den freiwilligen Testungen teilgenommen. Bei der ersten Pflichttestung in dieser Woche, wovon 120 Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse betroffen waren, haben sich zwei geweigert. "Die Kritik einiger Eltern bekommen wir in Mails mit und wir nehmen sie auch ernst", sagt Beil. Die Selbsttests wertet er als eine von mehreren Maßnahmen zum Schülerschutz: "Wir tragen medizinische Masken, es gibt ein Lüftungskonzept, CO2-Ampeln und weitere Maßnahmen. Der zusätzlich Selbsttest führt zu einem befreienden Gefühl, wenn alle Anwesenden im Klassenzimmer negativ getestet wurden."

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