Libori, Lunapark und Frühlingsfest: Wann kann wieder gefeiert werden?

Paderborn. Vor einem Jahr sagte die Bundesregierung Großveranstaltungen bis August komplett ab. Heute bangen die Schausteller wieder um ihr Geschäft, das seit Monaten ruhen muss. Lunapark und Frühlingsfest sind schon gestrichen, das größte Volksfest in Paderborn steht noch aus. "Keine Ahnung, wie es mit uns weitergeht, sollte Libori in diesem Jahr nicht stattfinden", sagt Robert Petter. Der Betreiber eines Autoscooters wurde in eine Schaustellerfamilie hineingeboren, auch seine Söhne sind ins Geschäft miteingestiegen. "Mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling kribbelte es mir sonst immer in den Füßen, weil ich wusste, dass die Saison losgeht", sagt er. Jetzt nach einem Jahr Corona, sei wieder ein Frühling verloren, in dem sich sein Fahrgeschäft mit Leben füllt. "Die Hoffnung schwindet." Wie Stadt-Pressesprecher Jens Reinhardt betonte, würde das Libori-Fest derzeit wie üblich geplant werden: "Wir haben ein bestimmtes formales Verfahren, bei dem Flächen an die Schausteller vergeben werden. Das lässt sich auch nicht einfach verschieben", erklärte er auf Anfrage von nw.de. Nichtsdestotrotz müsse hier auf die neuen Beschlüsse der Bundesregierung gewartet werden. "Wir würden uns ein großes Fest natürlich wünschen, die Planung steht aber unter dem Vorbehalt, dass sie mit der aktuellen Corona-Schutzverordnung vereinbar ist. Und das ist eine andere Frage." Derzeit werden auch Alternativen, digitale und hybride Konzepte im Marktausschuss besprochen. Im vergangenen Jahr sei Libori gänzlich digital an den Start gegangen, "mit großem Erfolg", wie Reinhardt betonte. In diesem Jahr wird die Traditions-Kirmes 500 Jahre alt. "Auch für das Jubiläum gibt es besondere Überlegungen", berichtete der Pressesprecher. Die Frage, ob das Fest dieses Jahr draußen stattfinde, könne in "absehbarer Zeit" beantwortet werden. "Wir sind arbeitslos" Hans-Otto Bröckling, Vorsitzender des Schaustellervereins, rechnet mit dieser Entscheidung für Ende April oder Anfang Mai. Damit sich das Fest auch für die Schausteller rentiere, sei jedoch eine flächendeckende Impfung notwendig. "Wenn wir hier mit Schnelltests ankommen, werden wir nur wenig Menschen anziehen", sagt Bröckling. "Die Leute sehnen sich doch nach Zusammenkünften, sie treffen sich teilweise trotzdem und werden in die Illegalität getrieben", argumentiert er. Auf Volksfesten, so seine Meinung, könne man das Geschehen draußen an der frischen Luft wenigstens in einem kontrollierten Zusammenhang im Auge behalten. Zwar hätten auch die Schausteller Überbrückungshilfen bekommen, diese decken jedoch nur zu 90 Prozent die Fixkosten. Die restlichen zehn Prozent müssen aus Rücklagen finanziert werden. Doch die Ersparnisse vieler Schausteller seien aufgebraucht. "Wir sind arbeitslos", fasst Schausteller Bethel Thelen die Situation für viele seiner Kollegen zusammen. Man stumpfe ab, wünsche sich nichts Sehnlicheres, als endlich seinem Job nachgehen zu können. Ein kleiner Lichtblick sei ein temporärer Freizeitpark, wie er mit dem Tivoli Wunderland, im August 2020 stattfand. "Dann hätten wir wenigstens eine Aufgabe, könnten uns wieder unser eigenes Geld erarbeiten", sagt Thelen. Den Antrag hatte der Schaustellerverein auch 2021 an die Stadt gestellt. Er ist mittlerweile bewilligt. Der Marktausschuss habe sich bereit erklärt, den Maspernplatz hierfür zur Verfügung zu stellen. Kommt nach Corona der Ansturm? Noch ist allerdings ebenfalls unklar, wann solch ein Ereignis möglich sei. Fraglich sei ebenfalls, wie die Leute reagieren, wenn die Kirmes wieder möglich ist: "Ich weiß nicht, ob es jemals wieder ein Libori geben wird, wie wir es kannten", sagt Thelen. Er hofft, dass die Menschen sein Angebot genauso wie vor der Pandemie wahrnehmen. "In den USA und in England stürzen sich die Menschen gerade wie verrückt auf Fahrgeschäfte. Das hoffe ich auch für uns", sagt er. Einen Vorteil haben die Schausteller: Wenn die Kirmes erlaubt ist, sind sie bereit - und das innerhalb weniger Tage. "Unsere Flexibilität wird uns in dieser Hinsicht helfen. Wenn es losgehen kann, dann stehen wir in den Startlöchern", so Hans-Otto Bröckling.

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