Begegnung von Kirche und Kultur: Maite Kelly predigt im Paderborner Dom

Paderborn. Es herrscht Stille im Hohen Dom zu Paderborn. Der rot erleuchtete Chor taucht die Kathedrale in ein warmes Licht. Die letzten Besucher nehmen schweigend ihre Plätze ein und erwarten den Beginn der Andacht am Karfreitag. Es ist ein besonderer Abend mit einer eigentümlichen Atmosphäre: "Es ist eine Zeit des Übergangs und der Nachdenklichkeit", erklärt Nils Petrat. Umso mehr freut sich der Dompastor über den Dialog an diesem Abend zum Abschluss der Fastenreihe "Rendezvous im Dom". Denn hierbei handelt es sich um eine besondere Begegnung von Kirche und Kultur: Die Musikerin und Entertainerin Maite Kelly, die ihre Expertise derzeit in der "DSDS"-Jury unter Beweis stellt, gestaltete mit Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, den Karfreitagsgottesdienst. Unter dem Titel "Die Leere ist da" blickten sie über die Figuren der Passionsgeschichte auf die aktuelle pandemiegeprägte Zeit hinaus. Was bedeutet die Passion für uns heute in der herausfordernden Zeit der Corona- Pandemie? Diese Frage stellten sich Kelly und Austen in ihrer Dialogpredigt im Dom. Zuvor hatten sie bereits in Fürstenberg die Karfreitagsliturgie mitgestaltet. Es seien die verschiedenen Charaktere, die damals wie heute etwas von der Haltung der Menschen widerspiegeln, erklärt Austen. Wer hält sich raus? Wer übernimmt Verantwortung? - Fragen, die aktueller denn je sind. Auch kleine Gesten bekommen in der Krise große Bedeutung &bdquo;Mit Mut muss dem für viele Menschen bequemen Schweigen, dem Wegblicken in unserer heutigen Gesellschaft begegnet werden", verdeutlichte Kelly. Sie plädiert für ein engagiertes Handeln miteinander. Die aktive Christin predigte von der Passionsfigur Veronika, beeindruckt von ihrem Mut als Frau aus der Menge zu treten, um Jesus auf seinem Weg Erleichterung zu schaffen. Diese soll ihr Tuch Jesus auf seinem Weg nach Golgota gereicht haben, um Schweiß und Blut von seinem Gesicht abzuwischen. Ein Zeichen von Menschlichkeit - das ist es auch, was Austen fordert, wenn er auf Simon von Cyrene verweist: "Er hilft Jesus, das Kreuz zu tragen und erleichtert dem Gefolterten sein Los. Dieses Dasein im Leiden gehört zu den wesentlichen Kennzeichen einer christlichen Kultur." Es seien neben der Arbeit von Alltagshelden in der Pflege, Medizin oder Dienstleistung auch diese kleinen Gesten von Seelsorgern und Engagierten, die in der Corona-Krise große Bedeutung erlangen. Diese Zeugnisse gelebter Solidarität seien auf den ersten Blick womöglich nicht system-, aber existenzrelevant für den Menschen - wie Kirche und Kultur. "Kunst und Musik sind aus unserer Sicht genau wie Religion für das Leben existenzrelevant", erklärt Petrat. Aus aktuellem Anlass habe das Domkapital im Rahmen der Fastenreihe in diesem Jahr die Kultur in den Mittelpunkt gestellt. Unter dem Leitmotiv "Ist das Kunst - dann kann das weg?!" haben Künstler in den vergangenen Wochen gepredigt und den Menschen aus ihrer Perspektive eine Botschaft mitgegeben. "Wir haben über zwei Millionen Menschen in der Kulturszene, die seit einem Jahr nicht arbeiten dürfen und diese Leere aushalten müssen", berichtet Kelly, die das Bonifatiuswerk als Patin schon lange ehrenamtlich unterstützt. Sie untermalte den Abend gesanglich mit den Liedern "Liebe lohnt sich" und "Hast du es gewusst?". Kreuz erinnert daran, "dass wir die Wege nicht alleine gehen" Auch Karfreitag sei ein Tag der Leere, ohne Perspektive, so Austen im Hinblick auf das Thema ihrer Dialogpredigt. Doch diese Spannung zwischen dem Gefühl der Verlassenheit und dem Vertrauen, welche auch Jesus am Abend des Karfreitags durchlebte, bleibe bestehen. Eine Spannung, welche auf die zerrissenen Erfahrungen vieler Menschen in der Krise übertragen werden könne laut Austen. Sein Rat: "Gegen die Angst Vertrauen in Gott setzen." Schlagerstar Maite Kelly findet in der Karwoche Kraft im Kreuz als stärkendes Zeichen für den Glauben: "Es erinnert uns immer wieder daran, dass wir die Wege nicht alleine gehen. Es inspiriert immer wieder aufs Neue, Möglichkeiten zu finden, um die Liebe Jesus weiterzutragen und unserem Gegenüber mit Nächstenliebe zu begegnen."

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