Marihuana im Kühlschrank und Machete auf dem Tisch

Paderborn. Nils C. (Name geändert) ist zwar schon 35 Jahre alt, aber trotz seines hohen Intelligenzpotenzials ein echter Kindskopf. Im Spätsommer posierte er immer wieder vor der Kamera des eigenen Mobiltelefons – bevorzugt mit großen Mengen Marihuanas, das er in bunten Boxen aufbewahrte oder gerade mithilfe einer Feinwaage abwog. Mittlerweile sitzt der Paderborner seit einem halben Jahr in Haft und hat beschlossen, nun solle endlich nach 20 Jahren Kiffen Schluss sein mit den Drogen. Sein Faible für Cannabis entwickelte Nils C. bereits als Teenager. Zusammen mit Freunden ging es während der Unterrichtspausen ins benachbarte Wäldchen, wo dann die Joints kreisten. Mit 18 Jahren hatte sich aus dem Genuss eine handfeste Sucht entwickelt. Auf der Strecke blieben die Schule und die berufliche Laufbahn. Der Paderborner schlug sich, bis auf ein fünfjähriges Intermezzo als Montagearbeiter, mit Gelegenheitsjobs durch. &bdquo;Er hätte locker Schulabschlüsse und Ausbildungen geschafft,", sagt der psychiatrische Gutachter Bernhard Bätz. &bdquo;Aber er hat sich für einen anderen Weg entschieden." Irgendwann reichte Nils C. seine kleine Einzimmerwohnung, Touren auf dem Fahrrad und sein Drogenkonsum. Keine Wille zum Aufhören Daran gedacht aufzuhören, habe er nur bei der Geburt seiner Tochter im Jahr 2007. &bdquo;Aber ich habe nie den Willen gehabt, das auch durchzuziehen", sagt er. &bdquo;Ich dachte, ich komme damit klar." So richtig geriet er zunächst nicht mehr in den Fokus der Drogenfahnder, nachdem er 2010 eine dreimonatige Strafe wegen Drogenbesitzes abgesessen hatte. Als er 2015 nach einer Schlägerei zu einer neunmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde, fiel er nicht mehr auf – bis 2019 die Drogenfahnder erstmals sein Zuhause durchsuchten und ein paar Gramm Cannabis fanden. Dass ihm das im Januar 2020 die Quittung in Form einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe bescherte, beeindruckte Nils C. überhaupt nicht. Er kiffte weiter und warf wie gewohnt regelmäßig auch noch Amphetamine ein – und stieg in den Verkauf von Drogen ein. &bdquo;Um meinen Konsum zu finanzieren", erklärt der 35-Jährige. Augenscheinlich liefen die Geschäfte gut, wie umfangreiche Chats auf seinen zwei Mobiltelefonen zeigen. Die Drogen-Geheimsprache Dort verwendeten der Paderborner und seine Kunden übrigens ihre eigene Sprache. War von &bdquo;Essen" die Rede, ging es um Marihuana, drehte es sich um Haschisch, fiel das Wort &bdquo;Schokolade". All das nützte nichts, am 2. September standen die Fahnder bei Nils C. vor der Tür und nahm seine kleine Wohnung in Augenschein. Dort fanden sich gut 300 Gramm Marihuana und 17 Gramm Haschisch in Dosen oder Tüten, auf der Fensterbank, in einem Rucksack und im Kühlschrank, ebenso 22 Gramm Amphetamine und 36 Extasy-Tabletten, manches war schon in kleinen Tütchen verpackt. Außerdem stellten die Ermittler 935 Euro Bargeld sicher – sowie eine Machete und einen Schlagstock, die er zu seinem Schutz auf einem Tischchen griff bereit hielt. Vor dem Paderborner Landgericht macht Nils C. reinen Tisch und erklärt sich bereit, endlich gegen seine Sucht anzugehen. Er sei damit einverstanden, wenn die Richter seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt anordnen würden, versichert er. Schließlich hat ihm Gutachter Bätz recht gute Erfolgsaussichten bescheinigt. Und so verhängt die 1. Große Strafkammer wegen bewaffneten Drogenhandels zwar eine 34-monatige Haftstrafe. Doch im Vordergrund wird wohl die Therapie stehen, die Nils C. nach Anweisung des Gerichts in einer geschlossenen Einrichtung absolvieren muss. &bdquo;Das ist für Sie eine Möglichkeit, Ihre zweite Lebenshälfte besser auf die Kette zu bekommen", so der Vorsitzende Richter Eric Schülke.

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