Fotografen machen an der Pader "Jagd" auf seltene Vögel

Paderborn. Wer im Paderquellgebiet spazieren geht und glaubt, einen fliegenden Diamanten gesehen zu haben, der irrt nicht. Ist der Bereich im Herzen Paderborns doch ein beliebtes Jagdterrain für jene Tiere, deren Gefieder wie ein Edelstein schimmert: Eisvögel. An den Quellen vor allem der Dielenpader vor der Stadtbibliothek oder auch der Rothobornpader unterhalb der Kaiserpfalz sind sie zu dieser Zeit täglich zu sehen. Nur wenige Meter von den Wegen entfernt sitzen die bunten Vögel und sind ein begehrtes Motiv für zahlreiche Fotografen, die extra ihretwegen nach Paderborn kommen. So viele, dass man von einem echten Eisvogel-Tourismus sprechen kann. Einer der Fotografen, die für ein besonderes Eisvogel-Bild mit ihrer Kamera stundenlang lauern, ist Jochen Roth. Im Gegensatz zu vielen anderen Naturfotografen, die aus der näheren Umgebung wie Altenbeken, Bad Lippspringe oder Horn-Bad Meinberg, aber auch aus Oldenburg, Hannover oder Darmstadt kommen, hat er es als Paderborner nicht weit. Im Nu ist er an der Pader und hat Eisvögel, aber auch Wasseramseln und den im Domturm nistenden Wanderfalken vor seinem Objektiv. Auf den Zweigen des Uferbewuchses sitzend und Ausschau haltend nach kleinen Fischchen im Quellbecken unter ihm, ist der Eisvogel ein prächtiges Motiv. Bedauerlicherweise gibt es einen anderen Lieblingssplatz für die Jagd nach Stichlingen nicht mehr: Ein alter Baumstumpf direkt am Quellbecken hatte durch ein Unwetter im vergangenen Jahr so sehr gelitten, dass ihn die Stadt Paderborn ganz entfernte. Sinnloser Vandalismus Um den Eisvögeln neuen Platz zu geben, ließ die Stadt eine Kopfweide pflanzen. Zudem wurden auf Roths Anregung zwei Stecklinge in den Boden gesetzt. Aus seiner Sicht waren diese für einen guten Sitz und um sich ins Wasser zu stoßen, aber zu dick. Also fragte er den für Gewässer und Naturschutz bei der Stadt Paderborn zuständigen Axel Schröder, ob er zusätzlich dünnere Pappelruten in den Boden stecken könne, die den Vögeln besseren Halt böten. Die Erlaubnis kam sofort. Allerdings sind mittlerweile sowohl Kopfweiden-Stecklinge als auch Pappelzweige verschwunden. Sie wurden in mehreren Etappen heraus gerissen, zerbrochen und in die Pader geworfen. "Da muss jemand mit roher Gewalt gewütet haben", sagt Roth. Wütend über den sinnlosen Vandalismus, hat er auf eisvogelpaderborn.blogspot.com einen heftigen Kommentar geschrieben. Diese Internetseite ist sonst für Fotos, so dass sich jeder ein Bild von der Schönheit der Vögel machen kann. Die Vögel sind hier weniger scheu "Uns freut, dass sich Menschen trotz aller Technik für Naturschutz einsetzen", sagt Schröder und dankt den Fotografen für ihre Hilfe im Einsatz für ein Stück Natur. Er lässt jetzt erneut Kopfweiden-Setzlinge in den Boden stecken, um dem Eisvogel gute Jagdsitze zu bieten. Allerdings sind die Vögel nur in den kalten Monaten direkt in der City. Der Grund ist, dass es in Quellnähe garantiert keine zugefroeren Bereiche gibt und die Tiere immer fischen können. In den warmen Monaten hätten sie dagegen eher in der freien Landschaft bessere Lebensbedingungen. Was die Bestände betrifft, so stehe es um die Eisvögel ganz gut, wie Schröder von Ornithologen und auch den Fotografen höre. Paderborn sei als Ziel für Eisvogel-Fotografen weit über die Region hinaus bekannt, sagt auch Karl Heinz Schäfer, Geschäftsführer des Verkehrsvereins. Das Meiste laufe dabei über Mund-zu-Mund-Propaganda und die sozialen Medien. Er selbst habe aber auch schon einige Anrufe von interessierten Fotografen gehabt, die gefragt hätten, wo die Eisvögel zu finden seien. Die Nähe der Objektive zu den Tieren ist ein Grund, dass wunderbare Aufnahmen gelingen. Ein anderer wohl, dass sich die Tiere in Paderborn etwas mehr an die Menschen gewohnt hätten, als es woanders der Fall ist. Hier seien sie weniger scheu, habe ihm Michael Bellinghausen, der Vorsitzende des Naturwissenschaftlichen Vereins Paderborn, gesagt, so Schäfer. Was zu Stress führen kann Allerdings habe es mit einem Fotografen auch schon mal etwas Stress gegeben. Bei den Stadtführungen der Tourist Information für Kinder gehöre das Quellenmachen dazu, wie Schäfer es nennt. Dabei springen die Kinder auf der Wiese herum, unter der dann Luft des Quellwassers entweicht. Dies führte schon mal dazu, dass der Eisvogel das Weite sucht. Was einem Fotografen wiederum gar nicht gefiel. Jochen Roth kennt den Fall und betont, dass es nicht richtig sei, wenn ein Fotograf den Eisvogel für sich in Anspruch nehmen wolle. Einen Vogel, der für den städtischen Gewässer- und Naturschutzexperten Axel Schröder ideal zur Stadt Paderborn mit ihren unzähligen Quellen passt. "Es sind schöne Tiere und gute Botschafter für den Naturschutz." Echte Diamanten eben.

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