Nach Corona-Verstößen: Auch Freikirchen im Kreis Paderborn werden überprüft

Kreis Paderborn. Gottesdienste können schnell zu einem Infektionsherd werden, wenn sich die Gemeindemitglieder nicht an die geltenden Coronaregeln halten. Erst am Samstagabend wurde in Herford ein Gottesdienst in einer Freikirche aufgelöst. Die Polizei hatte einiges bei den mehr als 150 Besuchern der Kirche zu bemängeln. Die Abstandsregeln und die Maskenpflicht seien nicht eingehalten worden, zudem habe es Gesang gegeben und kein Hygienekonzept. Bereits Ende November infizierten sich im Kreis Lippe 65 Personen bei einem Gottesdienst in einer Freikirche. Die Kreispolizeibehörde Paderborn hat bislang keine Verstöße der Coronaschutzverordnung in Bezug auf freikirchliche Gemeinden registriert. Wie Polizeisprecherin Corinna Koptik auf NW-Anfrage berichtet, seien alle Gottesdienste beim Ordnungsamt Paderborn angemeldet worden. Zwar habe es Anrufe von Anwohnern gegeben, wenn viele parkende Autos vor den Kirchen standen, "doch die Polizeibeamten haben diese Hinweise überprüft und keinen Verstoß festgestellt". Vereinzelt kleinere Verstöße Das Ordnungsamt Paderborn teilt mit, dass bereits Anfang Dezember durchgehend an Sonntagen mit verstärkten Kontrollen begonnen wurde. Dabei seien vereinzelt kleinere Verstöße festgestellt worden. Die Verantwortlichen hätten jedoch Einsicht gezeigt, sodass nach wiederholter Kontrolle die Mängel abgestellt wurden. Die Paderborner Christen-Gemeinde Stadtheide berichtet, dass sie schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 proaktiv mit dem Gesundheitsamt und später auch mit dem Ordnungsamt der Stadt Paderborn die Verbindung aufgenommen haben. "Mein persönlicher Eindruck ist, dass die vielen und lösungsorientierten Diskussionen zu einem gegenseitigen und respektvollen Verständnis geführt haben. Die mehrfachen Kontrollen vom Ordnungsamt Paderborn vor Ort, waren eher angenehmer und fröhlicher Natur, vielleicht auch daher, weil es keine Beanstandungen gab", sagt Geschäftsführer Andreas Eggert. (Anmerkung der Redaktion: Dieser Absatz wurde nachträglich eingefügt.) Auch in Lichtenau überprüften Polizeibeamte einen Gottesdienst in der freien Christen-Gemeinde Lichtenau. &bdquo;Sie hatten aber nichts zu beanstanden und sich schnell wieder verabschiedet. Die Polizei wurde wohl angerufen und musste dem nachgehen. Ich finde das gut, denn wir halten uns an die Regeln und appellieren immer wieder an unsere Mitglieder, Verständnis dafür zu haben. In diesen Zeiten geht halt vieles nicht, sagt Heinrich Friesen, Pastor der Gemeinde. "So ein Verhalten hat nichts mit Christsein zu tun" Weniger gut findet er das Verhalten der Gemeinde in Herford. Das sei sehr schade und werfe ein schlechtes Bild auf alle Freikirchen. "So ein Verhalten hat nichts mit Christsein zu tun. Nach unserem Glauben ist die Obrigkeit von Gott eingesetzt und daran sollten wir uns alle halten. Schließlich sitzen wir alle im selben Boot", betont Friesen, der auch Notfallseelsorger im Kreis Paderborn ist. Es gebe auch Gemeindemitglieder, die sich mit den Coronaregeln während der Gottesdienste nicht anfreunden wollen und daher nicht mehr kämen. "Aber die können die Gottesdienste auch per Livestream im Internet verfolgen. Dafür haben wir einiges investiert und ich sehe darin auch die Zukunft", so der Pastor, dessen Gemeinde in einem engen und guten Austausch mit dem Ordnungsamt der Stadt Lichtenau stehe. Man habe alles dafür getan, dass die Präsenzgottesdienste nach einem Hygienekonzept stattfinden können. Alle müssen Masken tragen, die Stühle - außer bei Familien - stehen weit auseinander und es gibt keinen Gemeindegesang. "Waren sonst 260 Plätze in der Halle, so sind aktuell 70 bis 100 möglich. Am Eingang kontrollieren zudem Ordner alles. Wir setzen viel auf Prävention", erklärt Heinrich Friesen. Begrenzte Personenzahl bei den Gottesdiensten Auf eine gute Kommunikation setzt auch die Gemeinde Borchen. "Es läuft sehr gut mit der Baptistengemeinde. Wir haben immer gegenseitig in Kontakt gestanden und auch beim zweiten Lockdown alles besprochen", sagt Bernd Niggemeier, Leiter der Borchener Ordnungsamtes. In dem großen Bethaus an der Haarener Straße finden sonst 200 Menschen Platz. Derzeit dürfen nur 60 an den Gottesdiensten teilnehmen. Damit trotzdem alle Mitglieder die Chance auf Präsenz-Gottesdienst haben, werden mehrere angeboten. "Wir haben uns auch zusammen mit dem Bürgermeister vor Ort davon überzeugt, dass alle Regeln eingehalten werden. Jeden Sonntag können wir das aber nicht überprüfen, dafür reichen unsere Kapazitäten nicht aus", so Niggemeier. Das Ordnungsamt Delbrück hatte schon vor Weihnachten Kontakt mit den Kirchengemeinden aufgenommen und Hygienekonzepte angefordert. &bdquo;Bei stichprobenartigen Überprüfungen durch den privaten Sicherheitsdienst konnten keine Verstöße festgestellt werden", teilte Werner Mattiza, Leiter des Delbrücker Ordnungsamtes mit. Auch die Stadt Büren habe noch bei keiner Freikirche im Stadtgebiet eingreifen müssen, teilte Sprecherin Kerstin Salerno mit. Man sei mit allen in Kontakt und das Ordnungsamt stehe den Gemeinden beratend zur Seite. Auf Prävention setzt die Stadt Bad Wünnenberg. Bereits seit Beginn der Pandemie habe es einen konstruktiven Informationsaustausch mit allen Organisationen, Verbänden, Einrichtungen und auch Religionsgemeinschaften gegeben. Nach den bisherigen Erfahrungen erfolge die Vorbereitung und Durchführung aller Veranstaltungen umsichtig, sensibel und verantwortungsbewusst. Keine der Veranstaltungen führte im Vorfeld oder auch im Nachgang zu Beanstandungen, teilte die Stadt Bad Wünnenberg mit. Auch das Ordnungsamt Bad Lippspringe steht mit allen Kirchengemeinden in ständigem Austausch. Das betrifft die katholischen und evangelischen Gemeinden, die DITIB (Mimar Sinan Moschee Bad Lippspringe), die Russisch-Orthodoxe Kirche und die Christen Gemeinde Bad Lippspringe, wie Stadtsprecherin Sabrina Düsenberg mitteilte. Vor den Feiertagen gab es zudem Vor-Ort-Begehungen mit den Verantwortlichen aller Kirchen, in denen Gottesdienste geplant waren. Im Zuge dessen wurden die Hygienekonzepte und Gegebenheiten vor Ort überprüft. &bdquo;Kontrollen während der Gottesdienste haben bisher nicht stattgefunden, ein Eingreifen war bislang nicht nötig", so Düsenberg. (Anmerkung der Redaktion: Dieser Absatz wurde nachträglich eingefügt.)

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