90-jährige Bad Lippspringerin wird als Erste gegen Corona geimpft

Kreis Paderborn. Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester ist meist eine ruhige Zeit. Doch in diesem Jahr sieht das anders aus. Der Biontech-Impfstoff kommt erstmals im Kreis Paderborn zum Einsatz - und zwar am Montag in zwei Senioreneinrichtungen. Zunächst wurden laut Pressemitteilung des Kreises Paderborn 180 Impfdosen verteilt. Im Evangelischen Martinstift in Bad Lippspringe und einer weiteren Senioreneinrichtung, die das Kreisgesundheitsamt nicht namentlich nennen will, fiel der Startschuss für die Impfungen gegen das Coronavirus. Die 90-jährige Margarete Frieler, zugleich Bewohnerbeiratsvorsitzende, ging unter dem Motto "Mut tut gut" voran und ließ sich als Erste impfen. "Unsere Bewohnerinnen und Bewohner leisten ihren Beitrag zur Gesellschaft und schützen sich und andere", sagt Geschäftsführerin Birgit Heckers. Auch die 30-jährige Mitarbeiterin Nina Abrahams habe nicht gezögert, den Ärmel hochzukrempeln und ließ sich als Zweite impfen. "Einige sind natürlich etwas aufgeregt, die meisten aber entspannt, hier machen alle mit", beschreibt Heckers die Stimmung. Bis zu 100 Impfdosen soll die Impfärztin Annegret Dersidan im Bad Lippspringer Martinstift verabreicht haben. "An Silvester wird in mindestens einer Einrichtung geimpft" Bis Mittwoch sollen 870 Bewohner und Mitarbeiter in insgesamt vier Alten- und Pflegeeinrichtungen geimpft werden. In allen Einrichtungen setzen hauseigene Ärztinnen und Ärzte die Injektion. "An Silvester wird in mindestens einer Einrichtung geimpft", berichtet der Mediziner Gregor Haunerland, Vorsitzender der Ärztekammer Westfalen-Lippe im Verwaltungsbezirk Paderborn, auf Anfrage der Neuen Westfälischen. Er hat gemeinsam mit Gerhard Markus (Kassenärztliche Vereinigung, KV) die medizinische Leitung des Impfzentrums für die KV übernommen. Drei Tage im Voraus erhält Haunerland die Nachricht, welche Einrichtung wann die Lieferung bekommt. Der Impfstoff werde an einem geheimen Ort in Nordrhein-Westfalen gelagert und vormittags in die Pflegeheime und an die Impfzentren geliefert. In welchen Einrichtungen nun Impfungen stattfinden, wurde nicht bekannt gegeben, damit sich vor Ort keine Schaulustigen versammeln. Auch Haunerland und Landrat Christoph Rüther waren am Montagmorgen nicht vor Ort. "Schweren Herzens habe ich mich dagegen entschieden", sagt Rüther dazu. Doch im Anschluss habe er mit Birgit Heckers telefoniert: "Sie war überglücklich und hoch motiviert." Der Impfstart sei eine organisatorische Herausforderung, doch er erlebe eine gut aufgestellte Ärzteschaft im Kreis Paderborn und Motivation und Engagement seien hoch. Auch über die Weihnachtsfeiertage habe sein Telefon geklingelt: "Es gibt immer wieder Fragen zum Prozedere und wir vom Kreis Paderborn wollen Rede und Antwort stehen", so Rüther. Heime sollten umgehend bestellen Die KV in Dortmund hat bereits vor Heiligabend alle Pflegeheime informiert, dass die Einrichtungen zu frei wählbaren Lieferterminen ihre benötigten Impfdosen bestellen können. "Die Heime können und sollten jetzt umgehend bestellen. Für sie ist genug Impfstoff da", bekräftigt Haunerland. "Je schneller wir mit den Heimen durch sind, desto eher können wir die Gesamtbevölkerung impfen." Er geht davon aus, dass das Impfzentrum in der Sälzerhalle frühestens am 15. Januar starten kann. Ein Info-Telefon für die Koordinierung der Termine werde voraussichtlich am 4. oder 5. Januar freigeschaltet. Das Impfzentrum sei einsatzbereit, parallel würden dennoch Testläufe mit Komparsen und Vorbereitungen laufen. Die Strategie sieht vor, zunächst besonders gefährdete Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie das Personal vor Ort zu impfen. Im Kreis Paderborn gibt es 42 vollstationäre Pflegeeinrichtungen mit insgesamt rund 6.000 Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeitende, die mit ihnen direkten Kontakt haben. "Der Weg zum Durchimpfen der Heime ist aber nicht weit", meint Haunerland. Er geht davon aus, dass innerhalb von einem Monat alle Impfwilligen unter den Bewohnern und Mitarbeitern eine Injektion erhalten. In Bezug auf den Impfstart am Montag zeigen sich Haunerland und Rüther zufrieden. Auf die Frage, mit welchen Nebenwirkungen die Menschen rechnen sollten, stellt Haunerland klar: "Wie bei anderen Impfungen kann es in den ersten 24 Stunden zu leichten Muskelschmerzen und Erschöpfung kommen. Man wird merken, dass der Körper in einem normalen Maße reagiert." Der Impfstoff gegen das Coronavirus erhalte weniger Allergie-auslösende Substanzen als andere, herkömmliche Impfstofftypen.

Meistgelesen