Corona-Pandemie sorgt zumindest für bessere Luft in Paderborn

Paderborn. Homeoffice statt täglich mit dem Auto ins Büro, abends oder am Wochenende kaum noch zu Freizeitvergnügen oder zum Shoppen in die City: Sowohl der Lockdown im Frühjahr als auch seine zunächst mehr oder weniger strikte Wiederholung seit Anfang November haben ihre Auswirkungen auf den Straßenverkehr in Paderborn. So manche Fahrt mit dem Auto hat sich erübrigt. Ist womöglich in diesem Jahr die Luft in Paderborn schon messbar besser geworden? In Paderborn erhebt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) an drei verkehrsreichen Stellen Werte für Stickstoffdioxid. Diese befinden sich an der Bahnhofstraße und an der Friedrichstraße in der Paderborner City sowie an der Residenzstraße in Schloß Neuhaus. Stickstoffoxide sind typische Rückstände aus den Motoren von Dieselfahrzeugen. Im Einsatz sind sogenannte Passivsammler. Diese werden nicht laufend ausgewertet, sondern in bestimmten Abständen. Die Messungen ergeben jeweils Monatsmittelwerte, die nach Angaben des Lanuv jedoch erst am Jahresende validiert werden und in ein gewichtetes Jahresmittel münden. Eine Tendenz lässt sich jedoch bereits jetzt aus den Statistiken ablesen. 20 Prozent weniger Stickoxid im Landesschnitt Beim Lockdown im Frühjahr hatte das Lanuv an ausgewählten Standorten in NRW geprüft, wie sich die Reduzierung des Kfz-Verkehrs auf die Stickstoffdioxid-Belastung ausgewirkt hat. Der Vergleich der Messwerte zeigte, dass die Stickstoffdioxid-Belastung in diesem März im Vergleich zum März 2019 um etwa 20 Prozent gesunken war. Diesen Rückgang wollte man seitens des Lanuv jedoch nicht ausschließlich mit Corona in Zusammenhang bringen. Auch Maßnahmen aus den jeweiligen Luftreinhalteplänen sowie meteorologische Einflüsse seien denkbar, so hieß es. Für Paderborn vorliegende Daten gehen in eine ähnliche Richtung. Wie Frank Becker, Leiter des Umwelt- und Grünflächenamtes der Stadt Paderborn, in der Mai-Sitzung des Bau- und Planungsausschusses erklärt hatte, wurde an der Bahnhofstraße im Januar eine Belastung von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft festgestellt, im Februar und März waren es jeweils 32 Mikrogramm. Der zulässige EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter sei dort im ersten Quartal 2020 also nicht überschritten worden. An der Messstation Friedrichstraße habe der Januar-Wert mit 42 Mikrogramm etwas über dem Grenzwert, in Februar (38) und März (32) aber darunter gelegen. Noch geringer fiel die Belastung an der Residenzstraße in Schloß Neuhaus aus mit 37 Mikrogramm Stickstoffdioxid im Januar sowie jeweils 28 Mikrogramm in Februar und März. Noch keine Daten für November und Dezember Bis in den August hinein wurden dann an allen drei Stellen zum Teil deutlich geringere, zum Teil aber auch ähnliche Monatsmittelwerte wie 2019 ermittelt. Besonders klar fiel das - wie nicht anders zu erwarten- während des Lockdowns im April und auch noch im Mai auf. Im April etwa wurde an allen drei Stellen ein Mittelwert von 28 Mikrogramm gemessen; ein Jahr zuvor waren es an der Bahnhofstraße 43 und an den beiden anderen Messstationen 36 Mikrogramm gewesen. Im Mai betrug die Differenz zum Vorjahreswert dann vier bis sechs Mikrogramm. Im Juni lagen die Werte zumindest in Schloß Neuhaus schon wieder auf Vorjahresniveau, während an der Bahnhofstraße noch fünf Mikrogramm weniger als im Juni 2019 registriert wurden. Im Juli war dort und in Schloß Neuhaus das Minus mit neun bzw. acht Mikrogramm sogar noch deutlicher. August, September und Oktober verliefen unter dem Strich nur noch leicht unter Vorjahresniveau. Wie das im Moment für November/Dezember aussehe, könne noch nicht beurteilt werden, lautet aktuell die Antwort seitens des Lanuv auf eine Anfrage der NW. Man könne auch noch nicht bewerten, welchen Einfluss die veränderten Verkehrszahlen auf den Jahresmittelwert haben werden. Lanuv-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia: "Dafür müssen wir die Auswertung des gesamten Jahres abwarten. Der Jahresmittelwert ist deshalb entscheidend, weil dafür der Grenzwert gilt." Da sich beim Passivsammler-Verfahren an die monatliche Probenahme eine aufwändige Laboranalytik anschließe und man in NRW sehr viele solcher Messstellen habe, dauere die Auswertung und Validierung der Werte bis etwa März. Unter Berücksichtigung der Monatsmittelwerte bis Oktober ergibt sich für die drei Messstellen in Paderborn jedoch zumindest schon eine eindeutige Tendenz: Danach liegt der Mittelwert für Januar bis Oktober 2020 an Bahnhofstraße und Friedrichstraße mit 34 Mikrogramm und an der Residenzstraße mit 31 Mikrogramm jeweils deutlich unter dem Jahresmittelwert von 2019. Dieser hatte bei 40 in der Bahnhofstraße, 38 in der Friedrichstraße und 34 in der Residenzstraße gelegen.

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