Feinstaub und Treibhausgas: Ist der Kreis Höxter belastet?

Kreis Höxter. In der Selbstwahrnehmung ist der Kreis Höxter noch ein Stück heile Welt: Felder, Wiesen, scheinbar intakte Natur und wenig Industrie - all das lässt weder an Feinstaub noch an klimaschädliche Gase denken. Aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen nicht selten Welten. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat sich deshalb aktuelle Daten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) angeschaut - und mit Experten ausgewertet. Die Behörde erhebt die Emissionen auf Kreisebene und auf kommunaler Ebene. Emissionen sind die freigesetzten Mengen der Luftschadstoffe in einem Gebiet über einen definierten Zeitraum. Sie werden in den Lanuv-Erhebungen in Kilogramm oder Tonnen pro Jahr angegeben. Wo kommen die Daten her? Für größere Industriebetriebe gibt es eine Pflicht zur Emissionserklärung. Daten für Feuerungsanlagen, Heizungen oder Ähnliches werden gemeinsam mit den Schornsteinfegerinnungen erhoben. Zum Straßenverkehr und anderen Verkehrsträgern gibt es Hochrechnungen nach Verkehrszählungen oder auch nach Kraftstoffverbräuchen. Lesen Sie auch: Luftqualität in NRW hat sich laut Umweltamt verbessert – auch in Bielefeld Wie viel Feinstaub entsteht im Kreis Höxter? Erfasst wird etwa der Feinstaub &bdquo;PM10“ im Jahr 2020. &bdquo;PM10“ sind Staubpartikel, die einen maximalen Durchmesser von zehn Mikrometern haben. Die sind deshalb besonders wichtig, weil sie durch Nase und Mund in die Lunge gelangen, wo sie bis in die Hauptbronchien oder Lungenbläschen transportiert werden können. Das macht sie laut Lanuv besonders gefährlich, da sie die Sterblichkeitsrate erhöhen, weil sie, unter anderem Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verursachen. Die Daten erläutert Birgit Kaiser de Garcia, Pressesprecherin des Lanuv: &bdquo;Im Kreis Höxter werden pro Jahr etwa 182 Tonnen Feinstaub in die Luft ausgestoßen.“ Davon stammen 115 Tonnen aus dem Verkehr, 25 Tonnen aus der Industrie und etwa 41 Tonnen aus kleinen Feuerungsanlagen.“ Dabei handele es sich vor allem um Holzheizungen und Holzöfen. .responsive23-kGJFdG2QQ4ygwf4x-pie-feinstaubquellen-im-kreis-hx { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-kGJFdG2QQ4ygwf4x-pie-feinstaubquellen-im-kreis-hx { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-kGJFdG2QQ4ygwf4x-pie-feinstaubquellen-im-kreis-hx { padding-top: 142.86%; } } Wie sich andere Heizmethoden auswirken würden Burkhard Beinlich, Naturschützer und einer der Vorsitzenden des Bildungshauses Modexen, fällt der hohe Anteil an Feinstaub aus Feuerungsanlagen auf: &bdquo;Der Kreis Höxter ist relativ waldreich, da würden sich nachhaltigere Verbrennungsmethoden schon positiv auswirken“, sagt Beinlich. Zum Vergleich: In der Großstadt Köln entstehen pro Jahr 679 Tonnen Feinstaub. Deutlich mehr als im Kreis Höxter - allerdings ist die Menge an Feinstaub, der in die Luft geblasen wird, nicht automatisch gleichbedeutend mit der Belastung der Luft. Wind, Vegetation und andere Faktoren können die Belastung, die in den Atemwegen ankommt, beeinflussen. Wie sauber ist die Luft heute? Die tatsächliche Luftbelastung nennen die Experten Immissionen. Sie werden gemessen. Im Kreis Höxter selbst gibt es allerdings keine Messstation. Die nächstgelegenen Immissionsmessstationen, die die großflächige Hintergrundbelastung erfassen, stehen in Bielefeld und im Kreis Soest. Allerdings wird die Belastung auch im Kreis Höxter mithilfe von Prognosemodellen hochgerechnet. Dort wird, wie im Wetterbericht, die Feinstaubbelastung für verschiedene Tage prognostiziert. Die ist immer für einen Tag im Voraus verfügbar. Für Freitag, 15. November, rechnen die Fachleute im Kreis Höxter wie in ganz OWL mit einer Feinstaubbelastung zwischen 27 und 30 Mikrogramm pro Kubikmeter. .responsive23-GurPuwHEdswiPK8r-bar-vertical-feinstaub-kreis-hx-vergleich { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GurPuwHEdswiPK8r-bar-vertical-feinstaub-kreis-hx-vergleich { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GurPuwHEdswiPK8r-bar-vertical-feinstaub-kreis-hx-vergleich { padding-top: 142.86%; } } Was sind die CO2-Verursacher im Kreis Höxter? Die Weltgesundheitsorganisation stuft einen Jahresmittelwert von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter als gesund ein. Das Lanuv erfasst auch die Menge des im Kreis Höxter produzierten CO2. &bdquo;Im Kreis Höxter werden 748.001,9 Tonnen CO2 pro Jahr freigesetzt“, weiß Kaiser de Garcia. Etwa 105.144,1 Tonnen kommen aus der Industrie, 296.430,6 Tonnen aus dem Verkehr und 346.426,1 Tonnen aus den Kleinfeuerungen - also Kamine, Kachelöfen und Co. Lesen Sie auch: Warum gesunkene CO2-Emissionen kein Grund zum Jubeln sind Zum Vergleich: In der Großstadt Köln wird mit 9,95 Millionen Tonnen pro Jahr deutlich mehr CO2 freigesetzt als im gesamten Kreis Höxter, auch im Vergleich mit dem Kreis Paderborn (1,65 Millionen Tonnen) gehört der Kreis Höxter zu den C02-sparsamen Regionen. Wo ähnlich wenig CO2 produziert wird Noch weniger CO2-Ausstoß als im Kreis Höxter gibt es in Mühlheim an der Ruhr, mit seinen 644.592 Tonnen den Ausstoß im Kreis Höxter unterschreiten, ebenso wie Olpe (686.386 Tonnen). Remscheid bleibt mit seinen 484.628 Tonnen sogar deutlich unter dem Ausstoß von Höxter - dabei ist die Großstadt flächenmäßig auch viel kleiner als der Kreis Höxter. Den geringsten CO2-Ausstoß in Nordrhein-Westfalen verbucht Solingen: 396.925 Tonnen Kohlenstoffdioxid werden laut den Daten des Lanuv in der Klingenstadt jährlich produziert. Allerdings gilt auch hier, dass die kreisfreie Stadt mit ihren ihren 89,54 Quadratkilometern deutlich kleiner ist als der Kreis Höxter - er hat eine Fläche von 1.201,42 Quadratkilometern und ist damit über 13 Mal so groß. Wie es kommt, dass der Kreis Höxter Primus ist In Ostwestfalen-Lippe werden jährlich im Schnitt 11,026 Millionen Tonnen CO2 in die Luft geblasen - der Wert ist 14 Mal höher als im Kreis Höxter. Und so ist denn der Kreis Höxter mit Blick auf die Menge an CO2, die pro Quadratmeter freigesetzt werden, Primus in ganz Nordrhein-Westfalen: 623,11 Tonnen sind es lediglich. OWL-weit werden pro Quadratkilometer 1.691 Tonnen freigesetzt. Lesen Sie auch: Sieg für Shell vor Gericht - Klimaklage abgewiesen Beinlich ordnet diese Spitzenposition ein: &bdquo;Wir haben wenig Einwohner und viel Fläche.“ Dazu kommt eine verhältnismäßig geringe Industriedichte. Voilà, der Spitzenwert ist da. Kaiser de Garcia erinnert daran, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO im September 2021 Empfehlungen für neue Grenzwerte zur Beurteilung der Konzentrationen von Luftschadstoffen abgegeben hat. Die Regeln werden künftig wohl strenger Diese sind ambitionierter als die bisher geltenden gesetzlichen Grenzwerte und dienen einem noch besseren Gesundheitsschutz. Die EU-Kommission hat beschlossen, die Grenzwerte für die Luftqualität diesen Empfehlungen anzupassen. &bdquo;Es ist vorgesehen, dass bis zum Jahr 2030 deutlich niedrigere Grenzwerte als bislang eingehalten werden sollen“, sagt sie. Und betont, dass es abzusehen sei, &bdquo;dass weitere Luftreinhaltemaßnahmen notwendig werden, um alle vorgeschlagenen Ziele einzuhalten.“ Es gibt also noch einiges zu tun - auch im Kreis Höxter. Immer informiert bleiben: Erhalten Sie die aktuellen News der NW Höxter jetzt per WhatsApp!

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