Paderborn So erlebte eine Paderborner Schulleiterin die Videokonferenz mit Steinmeier

Paderborn. Videokonferenzen stehen bei Maxi Brautmeier-Ulrich häufig auf dem Programm - sei es mit Kollegen oder Schülern. Dass auf der anderen Seite des Bildschirms aber Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sitzt, war für die Leiterin der Grundschule Sande nun eine völlig neue Erfahrung. Am vergangenen Freitag nahm die Paderbornerin am ersten digitalen "Bürgerlage"-Treffen teil, zu dem der Bundespräsident eingeladen hatte, um über die aktuelle Pandemie-Situation zu sprechen. "Ich war schon sehr aufgeregt und die Nervosität stieg noch einmal erheblich, nachdem ich in der Zeitung gelesen habe, dass das Gespräch live im Internet zu sehen ist. Der Bundespräsident war aber sehr gut informiert und hat uns interessiert zugehört. Das hat mir ein bisschen die Aufregung genommen", berichtet Brautmeier-Ulrich, die sich vom Homeoffice aus zugeschaltet hat. "Eine Schule ist einfach nach wie vor ein eher unruhiger Ort", berichtet sie im Gespräch mit Steinmeier. Einladung über den Grundschulverband Neben der Paderborner Schulleiterin nahmen sechs weitere Bürger an dem Gespräch teil, darunter eine Hotel-Inhaberin, eine Facharbeiterin, ein ehemaliger Berufsschüler, eine Flötistin, ein Maler und Lackierer und eine Pflegekraft. Eingeladen wurde Brautmeier-Ulrich, da sie sich im Vorstand der Landesgruppe NRW des Grundschulverbandes engagiert und dort auch bundesweit als Delegierte aktiv ist. "Der Bundespräsident veranstaltet jedes Jahr ein Gartenfest. Bei den Vorbereitungen dafür wurde der Grundschulverband gebeten, drei Personen zu benennen, die sich in Corona-Zeiten engagiert haben. Daraufhin wurde ich vorgeschlagen. Da das Gartenfest durch Corona nicht stattfinden konnte, wurde ich dann zur Bürgerlage eingeladen", so Brautmeier-Ulrich. Präsenzunterricht bedeutet Normalität Sie nutzte die Gelegenheit, um von ihren persönlichen Erfahrungen im Schulalltag zu berichten. "Aus meiner Sicht sind wir in Paderborn bisher gut durch diese Zeit gekommen, allerdings strengen wir uns auch alle sehr an", sagte Brautmeier-Ulrich in der Konferenz. Denn obwohl digitale Lösungen wie beispielsweise die Lernstatt ihrer Meinung nach trotz kleinerer Schwierigkeiten gut funktionieren, sei der Präsenzunterricht vor allem an Grundschulen sehr wichtig. "Da sind sich bei uns in der Schule alle Kollegen einig. Es geht dabei ja nicht nur um den Unterricht, sondern auch um die Normalität, die die Schule für die Kinder mit sich bringt. Wir bemühen uns, den Schülern eine gewohnte Struktur zu ermöglichen", so Brautmeier-Ulrich, die den Eindruck hat, vom Bundespräsidenten ernst genommen worden zu sein: "Die Landesregierung und die Schulministerin hören sich zwar gerne an, was wir zu sagen haben, doch letztendlich machen sie Klientelpolitik. Das Gespräch mit dem Bundespräsidenten habe ich ganz anders wahrgenommen. Er hat ehrliches Interesse gezeigt." Schüler stehen unter Druck Besonders am Herzen lag ihr, zu verdeutlichen, wie belastend die Situation für die Schüler ist - insbesondere für die Viertklässler, die vor dem anstehenden Schulwechsel sowieso unter Druck stünden. "Auch tragen viele Kinder die Ängste ihrer Eltern mit sich herum. Im sozialen Miteinander bemerken wir auch verstärkt Schwierigkeiten, da es in der derzeitigen Situation oft gar nicht die Möglichkeit gibt, Konflikte so zu lösen, wie man es sonst machen würde. Es liegen bei allen die Nerven blank", berichtet die Schulleiterin im Gespräch mit nw.de. Ihrer Meinung nach sei aber auch klar, dass eine eindeutige Lösung für diese Probleme momentan schwierig zu finden ist. "Das Ziel muss sein, dass die Kinder so viel wie möglich in der Schule sind, denn nicht alle Schüler haben die Möglichkeit, zu Hause so zu lernen, wie sie es in der Schule könnten. Was fehlt sind einfach die sozialen Kontakte", sagt Brautmeier-Ulrich. Fortsetzung wahrscheinlich Ende Januar Wann genau sie dem Bundespräsidenten wieder - zumindest digital - gegenübersitzen wird, steht noch nicht fest. Klar ist jedoch, dass noch einige Gesprächstermine geplant sind. "Wahrscheinlich soll es Ende Januar den nächsten Termin in der gleichen Runde geben. Dann können wir vielleicht auch noch mehr in die Tiefe gehen", so Brautmeier-Ulrich.

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