Geisterfahrer in Paderborn: Navis sorgen für Verwirrung

Paderborn. Sie sei auf der L776 nach Paderborn unterwegs gewesen, schildert die 67-jährige Autofahrerin den Polizisten, nachdem sie am vergangenen Samstag auf der B1 Richtung Salzkotten in den Gegenverkehr geraten war. Ihr Navigationsgerät habe sie aufgefordert, sich links zu halten. Zu spät habe sie die Mauer auf der Straße gesehen, die die Fahrspuren voneinander trennt. Dann war sie als Geisterfahrerin unterwegs. Das Kuriose: Erst wenige Tage vorher war ein Sattelschlepper an der selben Stelle in den Gegenverkehr geraten, sowie ein Pkw mit Anhänger, der den Beamten jedoch nur von Zeugen mitgeteilt wurde und nicht persönlich gefasst werden konnte. Verkehrsführung eindeutig Ob es dort ein Problem mit der Verkehrsführung gebe, kann Polizeisprecher Michael Biermann ausschließen: "Die Verkehrsführung könnte eindeutiger nicht sein", lautet sein Urteil. "Zunächst trennen zwei durchgezogene Linien die Fahrtrichtungen, dann eine etwa 200 Meter lange Sperrfläche bevor die Mauer beginnt." Markierungen auf der Straße zeigten an, welche Spur in Richtung Paderborn und welche in Richtung Salzkotten führe. Der Beamte ist sich sicher, dass das Problem bei der Benutzung der Navigationsgeräte liegt. Neun Geisterfahrer seien in diesem Jahr im Bereich der B1 gemeldet worden. "Das ist nichts Auffälliges", ordnet Biermann die Zahl ein. Die meisten Falschfahrer seien auf der Bundesstraße zur Zeit der Baustelle auf der A33 unterwegs gewesen. "Als nur die Abfahrt Richtung Salzkotten frei war ist es vorgekommen, dass Autofahrer auf der Bundesstraße gewendet haben,um Richtung Paderborn zu fahren", sagt Biermann. Durch eine Optimierung der Beschilderung habe man das Problem weitestgehend in den Griff bekommen. Doch auch in diesen Fällen hätten die Geisterfahrer angegeben, von ihren Navigationsgeräten fehlgeleitet worden zu sein. Person hinter dem Lenkrad ist verantwortlich Dabei sei die Sache sehr eindeutig: "Das Navi darf kein Grund für einen Verkehrsverstoß sein." Im Fall der 67-Jährigen sogar für eine Straftat, denn durch ihren Fahrfehler habe sie andere Verkehrsteilnehmer, die ihr ausweichen mussten, gefährdet. Außerdem drohe ihr ein mehrmonatiges Fahrverbot. Für den Lkw-Fahrer, der seinen Fehler schneller bemerkte und niemanden gefährdete, bleibe es bei einem Bußgeld, doch auch auf ihn komme ein mehrmonatiges Fahrverbot zu. "Denn verantwortlich ist weiterhin die Person hinterm Lenkrad." Das Problem der Navi-Falschfahrer nehme nicht zu, aber es sei ein ständiger Begleiter, sagt auch Ralf Collatz, Sprecher des ADAC in OWL. "Es gibt aber genug Autofahrer, die sich denken: Hirn aus - Navi an", sagt Collatz. Anders könne er sich nicht erklären, warum jemand auf einer Autobahn dreht, wenn das Navi sagt "Bitte wenden". Ähnlich sei es mit Sattelschleppern, die auf einem Feldweg stecken bleiben oder Autos, die an einem Fähranleger ins Wasser stürzen, weil das Navigationsgerät eine Brücke angezeigt hätte. "Es bleibt immer der Fahrzeugführer in der Verpflichtung", betont auch Collatz. Routenführung nicht blindlings folgen Wichtig sei es daher, die Software des Routenplaners stets auf den neusten Stand zu bringen, empfiehlt der Fachmann. "Viele Autofahrer denken sich 'Was soll sich schon groß ändern?", sagt er. Doch genau darin liege die Tücke. Alle zwei Jahre sollte die Datenbasis aktualisiert werden. Der Kostenfaktor von meist nicht weniger als 150 Euro würde die Autofahrer abhalten. "Zum Glück haben viele neuere Geräte eine Funktion, um sich selbst per Internetverbindung auf den neusten Stand zu bringen", sagt Collatz. Doch auch das bewahre nicht davor, der Routenführung nicht blindlings zu folgen, betont er. Am Donnerstagabend gab es einen weiteren Falschfahrer, meldet Radio Hochstift. Eine Zeugin habe der Polizei einen Bus gemeldet, der ihr auf der B 1 in der falschen Richtung entgegenkam. Als die eingesetzten Beamten vor Ort eintrafen, war der Bus jedoch bereits nicht mehr in dem Streckenabschnitt aufzufinden.

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