Nachbarstreit um zwei alte Rotbuchen in Paderborn

Paderborn. &bdquo;Mama, warum wollen die die Bäume töten?" fragt der fünfjährige Louis. &bdquo;Weil sie für ihre Autos zwei weitere Parkplätze bauen wollen" antwortet seine Mutter Lisa Sauer. Lisa Sauer wohnt mit ihrer Familie in einer der 56 Eigentumswohnungen des Mehrfamilienhauses am Schleswiger Weg 31 zur Miete. Einige Wohnungen werden vermietet, andere werden von den Eigentümern bewohnt. In einer Eigentümerversammlung wurde Ende Juli durch einen Mehrheitsbeschluss entschieden, die zwei zwischen den Parkplätzen stehenden Rotbuchen fällen zu lassen – die zur Miete wohnenden Parteien wurden nicht gefragt. Auch ohne dass sie auf der Versammlung dabei gewesen ist, weiß Sauer, dass viele Eigentümer sich jedes Jahr aufs Neue über das herabfallende Laub und den Vogelkot beschweren, der ihre Autos beschmutzt. Was sie aber nicht verstehen kann, dass es in der heutigen Zeit, wo das Bewusstsein für den Klimawandel so groß geschrieben wird, immer noch Leute gibt, die gewillt sind, zwei 50 Jahre alte Rotbuchen für saubere Autos zu opfern. Stadt hat keine Baumschutzsatzung Und damit steht sie nicht alleine da. Auch das Ehepaar Lounkine und die Familie Klein sowie die Familie Stille kämpfen für den Erhalt der Bäume. &bdquo;Es war ein Fachmann hier, der bestätigt hat, dass die Bäume vital und gesund sind", sagt die Wohnungseigentümerin Zinaida Lounkina. Mit einem Durchmesser von etwa 80 Zentimetern würden die zwei Rotbuchen in anderen Städten per Satzung unter den Baumschutz fallen, wie zum Beispiel in Aachen. Dass es auf der jährlichen Eigentümerversammlung zu einem Mehrheitsbeschluss kam, führt Evgueni Lounkine darauf zurück, dass viele der Eigentümer aufgrund ihres Migrationshintergrundes sprachliche Verständnisschwierigkeiten hätten und sich somit einfach der Mehrheit angeschlossen hätten. Gemeinsam streben die Familien eine erneute Eigentümerversammlung an, die möglichst bald stattfinden müsste. "Sonst kommen wir womöglich zu spät und die Bäume werden zum Oktober hin gefällt", erklärt Wohnungsinhaberin Kristina Klein. Doch dieses Mal gehen die Parteien nicht unvorbereitet in die Versammlung. Nach einem Gespräch mit dem BUND und einer E-Mail vom Bürgermeister Michael Dreier, wollen sie nun an jeder Tür des Mehrfamilienhauses klingeln und Überzeugungsarbeit leisten. Beim Bürgermeister kamen sie nicht weiter. Dreier bedauert: &bdquo;Die Tatsache, dass es sich bei dem Grundstück und bei den Bäumen, die Sie beschreiben, um Privateigentum handelt, macht es mir allerdings unmöglich, Sie in Ihren Bestrebungen zu unterstützen. Eine Prüfung durch meine Fachämter ergab, dass baurechtliche oder sonstige Vorgaben einer mögliche Fällung nicht entgegen stehen." Große Äste bürgen Gefährdungspotenzial Formal gesehen, sei der Beschluss der Eigentümerversammlung rechtens, heißt es auf Anfrage bei den dafürsprechenden Parteien, die nicht namentlich genannt werden möchten. Über eine erneute Abstimmung müsse der Verwalter entscheiden, aber die Bäume müssten weg: &bdquo;Es ist ja nicht nur die Erweiterung des Parkplatzes, wir sprechen hier schon fast von Sachbeschädigung, wenn die Vögel alles vollkoten." Zudem bürgten die großen Äste ein Gefahrenpotenzial. Im Winter könnten sie unter der Schneelast herunterfallen. Allein sechs der 26 Parkplätze, die hier vorhanden sind, würden von den Anwohnern nicht benutzt werden, weil niemand unter den Bäumen parken wolle, so die Eigentümer, die sich für eine Baumfällung aussprechen. Viele müssten so an der Straße parken – und das obwohl es einen eigenen Parkplatz für das Haus vor der Tür geben würde. Das sei doch verrückt. Alternativen kommen nicht in Frage Auf etwaige Alternativen, wie beispielsweise Carport ähnliche Dächer auf den Parkplätzen aufzustellen oder einen weiteren Parkplatz auf der Wiese vorne am Haus zu erreichten, möchte man sich nicht einlassen: &bdquo;Warum eine Wiese zu betonieren, wenn hier doch schon ein Parkplatz ist und die Carportdächer müssten dann auch ständig geputzt werden." Die Bäume alleine nur zu stutzen wäre auch keine langfristige Lösung, so die Eigentümer. Ob der Mehrheitsbeschluss der Eigentümerversammlung gekippt werden könnte, müsse von einem Rechtsverständigen geprüft werden, heißt es vom zuständigen Hausverwalter Spar-und Bauverein Paderborn eG. Weiter wolle man sich nicht zu dem Thema äußern.

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