Paderborn. Als einzige Klinik im Raum Paderborn bietet das St.-Vincenz-Krankenhaus ein neues Verfahren zur Versorgung von Patienten mit Schlaganfällen an – die sogenannte „katheterbasierte Thrombektomie". Das teilte das Krankenhaus mit.
Mit diesem Verfahren können Radiologen Gerinnsel – sogenannte „Thromben" – in Blutgefäßen mit Hilfe von sehr weichen und hauchdünnen Kathetern besonders schonend und schnell entfernen. Eine Thrombektomie wird bei Patienten mit akuten Verschlüssen der Hirnarterien eingesetzt. Sie kann die Beschwerden der Patienten häufig schnell lindern und in vielen Fällen schwerwiegende Folgeschäden verhindern. Die moderne Behandlungsmethode verbessere die Schlaganfallversorgung in der Region erheblich, heißt es in der Pressemitteilung. „Denn je früher ein Schlaganfall behandelt wird, desto mehr Hirngewebe lässt sich retten."
Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Leiter der Schlaganfall-Spezialstation des St. Vincenz-Krankenhauses, bezeichnet das neue Verfahren als einen „echten Meilenstein" für die Schlaganfallversorgung in Paderborn. „Bislang behandelten wir Betroffene in einem Zeitfenster von viereinhalb Stunden ab Symptombeginn ausschließlich mit einem Medikament - der sogenannten Thrombolyse - über eine Vene, um die Gerinnsel aufzulösen. Sie galt lange als einzig wirksame Akuttherapie. Gerade bei größeren oder längeren Blutgerinnseln, welche eine Thrombolyse zumeist nicht aufzulösen vermag, ist eine anschließende Thrombektomie jedoch sehr effektiv und eine wertvolle Ergänzung." Komme das neue Verfahren für Patienten in Frage, sei eine Verlegung nach Bielefeld oder Münster nicht mehr nötig.
Erste Patienten gab es bereits
Mete Dadak, neuer Chefarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, führt die Thrombektomie durch. Dabei kann er auf einen großen Erfahrungsschatz aus seiner Zeit als Oberarzt in der Medizinischen Hochschule Hannover zurückgreifen. Er erklärt: „Bei einer Thrombektomie schieben wir von der Leiste aus oder seltener über eine Armvene einen biegsamen Katheter bis an die Stelle des verstopften Blutgefäßes. Dann erzeugen wir durch den Katheter entweder einen Unterdruck und saugen das Blutgerinnsel ab oder wir entfernen das Blutgerinnsel mit einem Drahtgeflecht und ziehen es heraus."
Erste Patienten konnten Dadak und sein Team bereits erfolgreich thrombektomieren. So auch Michael Holz aus Bad Lippspringe. Die letzten Monate waren für ihn und seine Frau alles andere als entspannt. Bereits den vierten Schlaganfall hat er in diesem Jahr hinter sich.
„Der Schlaganfall kam erneut sehr unverhofft. Mein Arm fühlte sich taub an und mein Mundwinkel fiel nach unten. Meine Frau rief sofort den Notarzt", blickt der 56-Jährige zurück. „Bei Herrn Holz führten wir die Therapie unter örtlicher Betäubung durch. Das Zeitfenster zwischen Schlaganfall und Eingriff war glücklicherweise nur klein. Durch die schnelle Thrombektomie verbesserten sich seine Beschwerden deutlich", so Dadak.