Paderborn

Erwin Grosches Gedanken: Hundebesitzer sind nicht zu beneiden

Der Kabarettist, Autor und Kleinkünstler aus Paderborn schreibt in seiner Kolumne über besondere Begegnungen in Coronazeiten.

Macht sich Gedanken: Erwin Grosche. | © Harald Morsch

06.06.2020 | 04.07.2020, 13:52

Ich weiß, wie sehr Hundebesitzer beneidet werden, weil sie immer zusammenstehen und sich angeregt unterhalten. Während selbst FDP-Mitglieder, wenn sie sich treffen, manchmal keine Gemeinsamkeiten entdecken, haben Hundebesitzer immer etwas, was ihnen auf dem Herzen liegt: Hunde. Man kann keinem Hundehalter eine größere Freude machen als mit ihm über seinen Vierbeiner zu plaudern. So einfach kann das Leben sein.

Alle beschnüffeln sich und wollen spielen. Wer möchte da nicht einen Hund haben um Teil dieser Gemeinschaft zu werden? Gerade in Coronazeiten schafft der Hund eine normale Atmosphäre und sorgt für einen geregelten Tagesablauf. Ich war kürzlich mit meinem Hund am Lippesee, als ich einen anderen Hundebesitzer traf, der schon mit einem anderen Hundehalter unterwegs war. Eh man sich versah, spielten die Hunde miteinander oder weigerten sich miteinander zu spielen, was oft das Gleiche ist.

Wenn sich ein FDP-Mitglied unterhalten will

Es passiert nun immer öfter, dass sich in Zeiten der gesetzlich verordneten Enthaltsamkeiten Männer und Frauen zu uns gesellen, obwohl sie keinen Hund haben. Das ist erst mal gewöhnungsbedürftig. Neulich stellte sich ein Mann zu uns und sagte: „Ich bin FDP-Mitglied und wollte mich mit ihnen unterhalten." Da schauten wir Hundebesitzer auch erstmal ratlos aus der Wäsche und wussten nicht, was wir sagen sollten. Der hatte ja keinen Hund. Ein Hundebesitzer ist tolerant, aber am liebsten gegenüber denen, die auch einen Hund haben. Ich kenne übrigens auch keine FDP-Politiker, die Hunde haben, FDP-Politiker haben Katzen.

Ich habe mich mal als Hundehalter zu einer Gruppe Jugendlicher gestellt, die gerade illegal einen Bahntunnel besprühten. Die konnten mit mir auch nichts anfangen, zumal ich ein entfernter Bekannter von Udo Olschewski, unserem Ordnungsamtsleiter, bin. Wir Hundebesitzer waren also dementsprechend überrascht, als sich dieser Eindringling mit uns gemeinmachen wollte.

Ein Papagei singt das Paderbornlied

„Ich hatte als Kind einen Papagei, der das Paderbornlied singen konnte", sagte er schließlich, um uns unsere Befangenheit zu nehmen. Ja und, dachte ich. Wir Hundebesitzer gehen viermal am Tag mit unserem Liebling Gassi. Wir sind bei Regen, Schnee, Erdbeben und Technoparties auf dem Monte Scherbelino anzutreffen. Wir trotzen Wölfen, Feuerwerkskörpern, Lockdowns und Geländefahrradfahrern. Erst dadurch haben wir uns das Recht erworben zu der Familie der Hundebesitzer zu gehören. Und noch was: Wir zahlen Hundesteuern.

Wir haben den Mann dann gefragt, was die FDP von der Leinenpflicht für Katzen halten würde. Da war die Ordnung am Lippesee schnell wieder hergestellt und dabei haben wir nur einen Witz gemacht.