Paderborn

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Paderborner Bahnhofsneubau wird auf den Weg gebracht

Die Kommunalpolitik gibt grünes Licht für die Vertragsunterzeichnung. Doch nicht alle Fraktionen sind mit dem Entwurf allerdings einverstanden.

Diese Visualisierung zeigt den künftigen neuen Paderborner Hauptbahnhof. Den Einen gefällt's, für die anderen sieht das Gebäude aus wie ein Schuhkarton. | © Visualisierung PB 1/Bremer AG

Sabine Kauke
29.05.2020 | 29.05.2020, 05:50

Paderborn. Eigentlich sollte die Tinte auf den Papieren längst getrocknet sein, doch die Corona-Pandemie verzögert den Vertragsabschluss für den Neubau des schon lange in die Jahre gekommenen Hauptbahnhofsgebäudes letztlich um einige Monate.

Doch nun ist es (fast) soweit: Der Bau- und Planungsausschuss stimmte mehrheitlich für den Entwurf, der Stadtrat hat am 25. Juni das letzte Wort. Dann wird das Projekt Hauptbahnhof, an dem mittlerweile seit über einem Jahrzehnt geplant, justiert und und abgestimmt wurde, mit der Vertragsunterzeichnung auf den Weg gebracht. Allerdings nicht kritiklos.

"Bestmöglicher Kompromiss"

Für keine Fraktion ist das Großprojekt samt großer Eingangshalle und Hotel mit 190 Zimmern der ganz große Wurf, aber die meisten Kommunalpolitikerinnen und -politiker sind offenbar froh, dass es endlich realisiert wird. Immerhin sei der Bahnhof ein bedeutendes städtebauliches Element beim Eintritt in die Stadt, wie Planungsamtsleiter Volker Schulze unterstrich. Der Entwurf sei der „bestmögliche Kompromiss", betonte die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke.

„Kompromisse sind erforderlich, damit wir zum Ziel kommen", betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende Franz-Josef Henze und freut sich, dass die Grundstücksfläche des Kolonnadengangs im Eigentum der Stadt bleibt. Auch CDU-Fraktionschef Markus Mertens sprach von einem „guten Kompromiss", wenngleich man über die Fassadengestaltung noch reden müsse. Der Neubau mache den Weg frei für das städtische Grundstück an der Florianstraße. „Das ist eine gute Perspektive für die Stadt".

Radweg auf der Straße

Für Reinhard Borgmeier (Linksfraktion) ist der Entwurf zwar fern vom Ideal, aber auch er will das Projekt auf den Weg bringen. Allerdings hegt er große Zweifel an der verkehrlichen Situation und regt eine Halbierung der Autospuren an, sonst fehle es an Flächengerechtigkeit.

Um die Lage vor dem Kolonnadengang zwischen Fußgängern und Radlern zu entschärfen, kommt der Radweg vor dem Bahnhofsgebäude nun auf die Straße. Vor der Busbucht der Stadtbuslinie wird er an den dortigen Hochbordradweg angeschlossen und ist an einer Stelle nur 1,35 Meter breit.

Starke Kritik von den Grünen

Die Planung des Fuß- und Radverkehrs sei geprägt von großer Ignoranz und Rücksichtslosigkeit, kritisierte der Grüne Stefan Schwan und bezeichnete die Umfeldplanung mit Fußgängern, Radlern und Anlieferfahrzeugen als Bankrotterklärung. Es werde schlimmer als ohnehin schon, dabei wäre genug Platz da, so Schwan.

Die Wegebeziehungen seien unklar, es gebe ein buntes Potpourri an Verkehrsfunktionen statt einer Bündelung. Die Verkehrsfläche rund um den Bahnhof sei nur ein „schmales Handtuch", widersprach Margret Hoischen, Leiterin des Straßen- und Brückenbauamtes. Angesichts dieser Rahmenbedingungen funktioniere eine holzschnittartige Betrachtung nicht, betonte Claudia Warnecke. Die Grünen stimmten ebenso wie die FDP gegen den Entwurf. Den Liberalen fehlen allerdings Kurzzeitparkplätze für Autos in direkter Bahnhofsnähe.

Die Bremer AG baut

Das Gebäude mit sieben Etagen und Staffelgeschoss baut die PB1 GmbH, eine Tochter der Bremer AG, die das Grundstück von der Deutsche Bahn Service&Station AG kauft. Während die Bahn mehr als 5,2 Millionen Euro zahlt, ist die Stadt Paderborn mit gut 1,9 Millionen Euro beteiligt. Im Erdgeschoss werden Bäckerei, Reisezentrum, Schließfächer, Gastronomie, Toiletten, Buchhandel und Bundespolizei angesiedelt.

700 Fahrrad-Stellplätze

Einige Aspekte haben sich während der langjährigen Planung verändert: So hat das Fahrradparken inzwischen mehr Bedeutung: Gibt es heute 367 Abstellplätze für Räder, sollen es künftig 700 sein, die in zwei Parkhäusern entstehen. Für eine der Anlagen mit Aufzügen und Service werden die 15 Kurzzeitparkplätze am Bahnhof wegfallen. Als solche ausgewiesen werden künftig die Stellplätze vor der Agentur für Arbeit.

Ob der Zeitplan einzuhalten ist, wird sich zeigen: Ursprünglich sollte noch 2020 mit Abbruch und teilweise auch Neubau begonnen werden, die Fertigstellung des Bahnhofsgebäudes war für das vierte Quartal 2022 avisiert. Während der Bauzeit ist die Bahnhofstraße in beide Richtungen nur einseitig befahrbar.