Chinesen kaufen die Fichten aus dem Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Wer dieser Tage durch die Wälder im Kreis Paderborn streift, glaubt mitunter, dass sich dort Lastwagen verfahren haben. Container-Lkw quälen sich über Feldwege – und sind dennoch auf dem richtigen Pfad. Sie sammeln Fichtenstämme ein, die der Borkenkäfer angeknabbert hat und die nun aus dem heimischen Forst nach China verschifft werden. Aus dem Kreis Paderborn wird die Fichte zu Seehäfen wie Bremerhaven oder Hamburg gebracht – von dort geht’s für die Stämme auf ihre letzte Reise. Die Sägewerke vor Ort – zusätzlich von Corona in den Kapazitäten beschnitten – können das anfallende Käfer- und Sturmholz schon lange nicht mehr komplett aufnehmen. Daher wird immer mehr ins 7.000 Kilometer entfernte Reich der Mitte verkauft, wie Waldbesitzer verraten. Verkäufer sind der Landesbetrieb Wald und Holz NRW genauso wie Privatwaldeigentümer. Einer der größten Privaten in der Region ist Franz-Josef Freiherr von und zu Brenken. Der Waldbesitzer von Schloß Erpernburg und Chef von 20 Angestellten ist froh, dass das China-Geschäft läuft. Ohne die Exporte müssten befallene Bestände sogar stehen gelassen werden – bis sie verrotten. So heftig ist der Preisverfall Fichtenholz wird wegen seiner gut zu verarbeitenden Stämme vor allem in der Bauwirtschaft eingesetzt, aber auch in der Möbel- und Verpackungsindustrie. Bevor Sturm, Dürre und der Borkenkäfer kamen, lag der Preis laut Brenken pro Kubikmeter Fichtenstammholz bei knapp 100 Euro. Schon vor Corona sei er auf weniger als die Hälfte gefallen, mit der jüngsten Krise sei es dann nochmal um rund 30 Prozent bergab gegangen. Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamts Hochstift, erinnert sich an den Punkt, an dem die Chinesen den deutschen Markt entdeckten: &bdquo;Als der Preis unter 50 Euro fiel, wurde unser Holz interessant." Schockemöhle weiß: &bdquo;Es wird dort als Baustoff genutzt. Die Chinesen haben einen unstillbaren Hunger nach Material." Das merkt auch Stefan Befeld, Förster für die Privatwälder in weiten Teilen des südlichen Paderborner Landes: &bdquo;Vor rund einem Jahr begannen die Containerexporte nach China", berichtet er. Ungewöhnlich dabei ist das Maß der Stämme. Damit sie perfekt in die Überseecontainer passen, sind sie 11,80 Meter lang. Eigentlich sind die Standardmaße für Fichtenholz vier bis fünf Meter, wie Befeld erläutert. Ganze Stämme hätten maximal 20 Meter. Obwohl die Klimabilanz der China-Fracht deutlich schlechter ist als bei einer Verarbeitung vor Ort, muss das Holz &bdquo;einfach nur raus", wie Forstamtsleiter Schockemöhle sagt. Im Hafen kommt das Schädlingsgift Diese Arbeit erledigen im Wald riesige Holzernte-Maschinen (Harvester). Sie fällen Bäume und können sie in einem Rutsch von Ästen befreien sowie auf Länge schneiden. Danach rücken Holztransporter mit mobilen Kränen an. Geschickte Fahrer schieben die Rundholz-Riesen in die Container. Im Hafen werden laut Förster Befeld Schädlingsbekämpfungsmittel in die Container gelegt, damit keine Tierchen überleben. Der Transport in den Metallboxen war noch im Herbst in die Schlagzeilen geraten. Damals hatten Autobahnpolizei und Bundesamt für Güterverkehr Lkw mit Holzcontainern unter die Lupe genommen und teilweise wegen mangelnder Ladungssicherung stillgelegt. &bdquo;Gespräche mit Ministerien und Gutachten haben dann zum Glück dazu geführt, dass die Containerbeförderung wieder erlaubt ist", sagt Freiherr von und zu Brenken. Das nimmt auch dem Regionalforstamt Hochstift ein wenig Druck. Laut Schockemöhle wird &bdquo;mehr als die Hälfte des Fichtenholzes" nach China verschifft. Für die Zukunft wird mit Baumsorten wie Douglasie, Zypresse oder der Weißtanne experimentiert. Zwischen Januar und März hat Freiherr von und zu Brenken 60.000 neue Pflanzen eingebaut – in der Hoffnung, dass sich Katastrophen wie mit der Fichte nicht oft wiederholen. &bdquo;Wir Waldbauern brauchen einen langen Atem", sagt der Bürener. &bdquo;Schließlich liegt unsere Produktionszeit nicht bei Wochen oder Monaten, sondern bei zwei bis drei Generationen."

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