Inhaber von Paderborner Reisebüros planen Protest am Flughafen

Paderborn/Büren. Fünf vor zwölf – die symbolische Uhrzeit ist bewusst gewählt. Am Mittwochmittag wollen die Mitarbeiter der Reisebüros der Region am Paderborner Flughafen protestieren. Laut einer Umfrage des Deutschen Reiseverbandes sehen sich 60 Prozent der Reisebüros und Reiseveranstalter unmittelbar von der Insolvenz bedroht. "Wir benötigen dringend staatliche Hilfe", sagt Klaudia Mathia, Inhaberin zweier Reisebüros. "Wir waren im Februar die Ersten, die in die Krise hineingeraten sind." Kunden beraten Mathia und ihre Mitarbeiter normalerweise in der Libori-Galerie und im Flughafen-Terminal. Doch nun sitzt die Reisebüro-Inhaberin, die die Aktion angemeldet hat, im Homeoffice. Ihre Sonnenklar-TV-Filialen dürfte sie zwar wieder öffnen, damit wartet sie aber bis nächste Woche. Noch lohne es sich nicht. "Besonders am Flughafen ist aktuell nichts los", sagt sie. Nur wenige Menschen würden derzeit einen Urlaub planen. "Die Neubuchungen bis Ende des Jahres können wir an einer Hand abzählen." Abwicklung verstrichener Reisen Beschäftigt sind sie und ihre Mitbewerber trotzdem. "Wir wickeln ausschließlich alte Reisen ab", sagt Daniela Schäfers, Büroleiterin in der Flugbörse. Die meisten Veranstalter haben ihre Angebote bis vorerst Mitte Mai gestrichen. Viele Reisende stornieren kostenlos ihren Urlaub, beobachtet Schäfers. "Wir haben dann an den Buchungen nichts verdient, aber die doppelte Arbeit", meint sie. "Wir machen das quasi ehrenamtlich." Das Gros der Veranstalter zahlt Reisebüros eine Provision aus, sobald der Urlauber die Reise antritt. Diese Einnahmen aus Urlauben, die nun anstünden, erreichen die Reisebüros also gar nicht. Etwa bei Tui und DER Touristik werde die Provision direkt bei der Buchung fällig, erklärt Mathia. "Diese Provisionen aus den vergangenen Monaten werden sie zurückbuchen." "Umsatz auf minus 20 geschrumpft" Adam Kolodzinski, Inhaber von Jupiter Reisen am Flughafen, meint daher: "Mein Umsatz ist nicht nur auf null, sondern auf minus 20 geschrumpft." Frank Tholen ist mit seinem Hochstift Reisebüro ein Partner von DER Touristik. Das Unternehmen habe bislang noch keine Rückzahlungen vorgenommen. Wie hoch die Summe künftiger Provisionsrückforderungen ist, möchte er nicht nennen. "Es reicht, wenn mir bei dem Anblick schwindelig wird", sagt er. Um der Reisebranche entgegenzukommen, hatte die Bundesregierung zuletzt eine verpflichtende Gutscheinlösung vorgeschlagen. Die EU-Kommission erteilte dieser Idee jedoch eine Absage. "Ich spreche mit Engelszungen auf die Kunden ein und bitte sie, einen Gutschein zu nehmen", berichtet Klaudia Mathia. Sie schätzt, dass über alle Reisebüros hinweg etwa jeder dritte Urlauber den Gutschein wählt. Forderung nach rückzahlungsfreien Zuschüssen Diese Variante habe Vor- wie auch Nachteile, so Schäfers. "Sie sichert lediglich die aktuelle Liquidität der Reisebüros." Letztlich werde das Problem aufgeschoben. Auch sehe sie sich verpflichtet, Urlauber darauf aufmerksam zu machen, dass große Reiseveranstalter wegen der Corona-Krise pleitegehen könnten. Die bisherige Soforthilfe reiche nicht aus, meint Klaudia Mathia. "Das Geld war nach drei Wochen weg." Sie und ihre Kollegen pochen daher auf weitere rückzahlungsfreie Zuschüsse. Bei der Protestaktion wollen sie ihre Forderungen bekräftigen. Mathia rechnet mit etwa 40 Teilnehmern, die demonstrativ Koffer vor dem Flughafen abladen. Auch an 30 anderen Orten in Deutschland ist solch eine Aktion geplant.

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