So läuft das Shopping unter Schutzzwang in Paderborn

Paderborn. "Das ist kein schönes Shoppingerlebnis." Agit Tellioglu steht im Untergeschoss des Südring-Centers – mit angezogenen Einmalhandschuhen sowie Maske vor Mund und Nase. Auch wenn die Geschäfte in Paderborn nach und nach wieder öffnen, Normalität kehrt damit nur bedingt zurück. Das zeigt ein Bummel durch die Stadt. Tellioglu und seine Freundin Nejla Kolcu erwarten demnächst Nachwuchs. Vieles für das Kind hätten sie bereits online eingekauft, sagt der 29-Jährige. "Aber für manches muss man doch raus." So ging es für die beiden in den Kik. "Rein und so schnell wie möglich wieder raus", berichtet Kolcu. In dem Verkaufsraum ohne Fenster habe sie sich nicht wohlgefühlt. So geht es – mit einem kurzen Stopp im Blumengeschäft – flott wieder an die frische Luft. "Es geht schleppend voran" "Im Südring-Center ist es wesentlich leiser als normalerweise", beobachtet eine Verkäuferin. "Es geht schleppend voran." Einige Geschäfte sind noch geschlossen, nur auf 50 Prozent der Fläche findet ein Verkauf statt, sagt Centerleiter Steffen Richert. "Die Frequenz hat auf niedrigem Niveau gegenüber den Vorwochen zugenommen." Auch wenige Kilometer weiter, in der Westernstraße, ist die schrittweise Öffnung zu spüren. Der Passanten-Scanner des Start-UpsHystreet registrierte von Montag bis zum frühen Freitagabend knapp 68.000 Bewegungen. Im Vergleichszeitraum eine Woche zuvor waren es nur knapp 30.000. Dennoch liegen die Normalwerte weit entfernt. Einlass gibt es nur mit Kärtchen Von einem "verhaltenen Anfang" spricht Sabine Balder. Sie ist stellvertretende Filialleiterin im Schuhhaus Klauser und macht die Kunden am Eingang mit den neuen Regeln bekannt. "Wir haben 15 Einlasskärtchen zu vergeben", erklärt sie. "Wenn alle weg sind, müssen wir absperren." Auch die Lösung mit Wäscheklammern, die sich die Kunden nehmen, findet sich bei Läden in der Innenstadt. Bei Klauser wird zudem eine Desinfektion der Hände gewünscht, was Kunde Wilfried Hoffmann vorbildlich umsetzt. "Wir müssen in vielen Läden die Hände desinfizieren", sagt er. "So sauber waren sie noch nie." Mit gebotenem Abstand präsentiert eine Angestellte dem Paderborner und seiner Frau Gisela verschiedene Schuhmodelle. "Wenn es so leer wie jetzt ist und die Verkäufer Zeit haben, ist das auch angenehm", sagt Gisela Hoffmann. Dennoch fehle "das Flair des Einkaufens", so ihr Mann. Das ist auch der Grund, warum Ellen Bünte die Geschäfte weiterhin meidet. "Wenn ich shoppe, dann möchte ich mich umschauen, stöbern und Zeit in einem Laden verbringen. Aber das soll man ja nicht", meint die Studentin. Deswegen hat sie sich nur für ein Eis mit einer Freundin in der Innenstadt getroffen. Wenig Laufkundschaft "Jetzt kommen nur die Kunden, die auch wirklich was wollen, aber wenig Laufkundschaft", sagt Angelika Wess-Greier, Verkäuferin in einer Mode-Boutique. Sie stelle fest, dass die Menschen noch etwas Scheu davor hätten, ein Geschäft zu betreten. "Sie wissen nicht, was sie machen sollen." Wess-Greier vermutet, dass sich das mit der Maskenpflicht ab Montag ändern wird: "Wenn alle eine Bedeckung aufsetzen müssen, sind sie nicht mehr so schüchtern." Ab Montag dürfen auch wieder Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern unter Auflagen öffnen (siehe Infokasten). Uwe Seibel, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, hofft, dass sich dann eine Kernöffnungszeit herauskristallisiert. "Es ist schade, dass die Zeiten nicht einheitlich sind", meint Seibel. Aufgrund verschiedener Gegebenheiten bei den Händlern sei eine Koordinierung jedoch zu komplex gewesen. So haben manche Geschäfte bereits um 16 oder 17 Uhr ihre Türen geschlossen, andere erst um 20 Uhr.

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