Paderborn/Bad Lippspringe. Schon das Titelbild weist auf ein wichtiges Thema des neuen Sammelberichts der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Paderborn (OAG) hin: Der Steinkauz steht im Mittelpunkt eines Projektes, mit dem der Bestand im Kreis ermittelt und viele neue Brutmöglichkeiten geschaffen werden sollen. Kern des Werks ist wieder der umfangreiche und namengebende Sammelbericht der ornithologischen Beobachtungen.
Fast 20.000 Meldungen haben die Bearbeiter ausgewertet. Mit Rothalsgans, Weißbart-Seeschwalbe, Bart- und Beutelmeise sowie Schneeammer kamen einige seltene Durchzügler in den Kreis, die interessierte Ornithologen aus anderen Regionen anlockten. Auch Chukarhuhn und Pennantsittich fanden die Beobachter im Kreis. Sie sind sich allerdings sicher, dass beide Vögel Gefangenschaftsflüchtlingen waren.
Wiesenvögel bereiten große Sorgen
Die Daten werden unter anderem über das von der OAG koordinierte Meldesystem erfasst, das über die Internetseite der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne zu finden ist. Nach wie vor bereiten viele Wiesenvögel auch im Raum Paderborn/Senne weiterhin große Sorgen. Beispielsweise beim Kiebitz: Die Beobachtungen weisen auf einen massiven Bestandsrückgang hin. „Auch in den Schwerpunkten seiner Brutgebiete in der Lippeaue und der Hellwegbörde ist die Zahl der Paare deutlich zurückgegangen", sagt Christian Venne von der OAG.

Ebenfalls ein Sorgenkind: die Turteltaube, Vogel des Jahres 2020. Sie ist überregional stark zurückgegangen. In den Höhenlagen des Kreises Paderborn haben die Mitarbeiter sie jedoch noch in einigen Bereichen festgestellt. Vom Weißstorch wurden mehr als 50 Brutpaare gezählt. Dank extensiver Bewirtschaftung vieler Flächen und intensiver Unterstützung wurde dieses Ergebnis möglich. Die Weißstörche konzentrieren sich im Kreis Paderborn im Raum Delbrück/Salzkotten.
Erstmals haben die Autoren um Christian Venne in dem Bericht sehr anschauliche Grafiken eingesetzt, die die Verbreitung einiger interessanter Arten in unserer Region darstellen.
Ein Bericht voller Überraschungen
Der Sammelbericht zeigt mit einigen Berichten einige Überraschungen aus dem Arbeitsgebiet der OAG. So gab es Probleme mit Austernfischern. Sie bekämpften im Umfeld eines Brutplatzes ihre Spiegelbilder in Fensterscheiben und an Autos. Ein ungewöhnlicher Brutplatz von Blaumeisen wurde am Steinhorster Becken entdeckt. Ein Pärchen hat schon seit Jahren sein Domizil in der Halterung des Fernrohrs gefunden, das dort am Eingangsbereich zur Verfügung steht. Die Vögel lassen sich auch von Besuchern nicht stören, die sich häufiger dort aufhalten. Bei Bad Lippspringe erregte die Liebe zwischen Schwan und Kanadagans das Interesse der Beobachter. Seit fünf Jahren ist die Gans mit Höckerschwänen auf den Gewässern rund um die Stadt zu beobachten.
Gefördert vom Kreis Paderborn, hat die Biologische Station erstmals flächendeckend Steinkauz-Reviere in Teilen von Delbrück, Salzkotten, Paderborn und Bad Lippspringe erfasst. Die Naturschutzbund-Ortsgruppe Bad Lippspringe/Marienloh und die Biologische Station haben eine gemeinsame Nistkasten-Aktion gestartet.
So will die NABU-Gruppe in Bad Lippspringe 20 Kästen anbringen. Die Biologische Station wird im Auftrag und mit Unterstützung des Paderborner Umweltamtes 40 Niströhren in der Stadt installieren. Von Steinkäuzen gibt es nach Schätzung von Vogelkundlern bundesweit maximal 9.500 Brutpaare. Knapp drei Viertel davon leben allein in Nordrhein-Westfalen. Das zeige die besondere Bedeutung, die das Bundesland – und damit auch der Kreis Paderborn – für das Überleben dieser Vögel habe, unterstrich Christian Venne.
INFORMATION
Der Sammelbericht steht auf der Internetseite der Biologischen Station Paderborn-Senne kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung.