Pandemie verschärft die Situation für Wohnungslose in Paderborn

Paderborn. In Paderborn gibt es etwa 300 Wohnungslose, darunter mehr als 50 Obdachlose, schätzt SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof. Diese Menschen sind von der derzeitigen Coronakrise besonders betroffen, auch weil ein Großteil von ihnen mit diversen Vorbelastungen zur Risikogruppe zählt. Der SKM, katholischer Verein für Soziale Dienste, betreut die städtische Übernachtungseinrichtung in der Wollmarktstraße, wo jede Nacht etwa zehn Menschen schlafen, sowie eine eigene Tagesstätte. &bdquo;Bislang gibt es keinen einzigen bestätigten Corona-Fall und auch keinen Verdachtsfall. Und ich hoffe, dass es so bleibt", sagt Joachim Veenhof. Sollte der Infizierungs-Fall eintreten, werde die häusliche Quarantäne eine &bdquo;riesige Herausforderung", weiß der Sozialarbeiter. Die Klienten seien besondere Menschen, teils mit ausgeprägtem Freiheitsdrang. Damit der Virus nicht weitergetragen werde gelte es dann, Infizierte &bdquo;gut zu behüten". Sehr froh ist der SKM-Geschäftsführer über eine just mit Ordnungsamt und Kreisgesundheitsamt getroffene Vereinbarung über Schutzräume. Nach Informationen der NW wurde in Paderborn jetzt ein leer stehendes Gebäude gefunden, in dem Wohnungslose eine nötige Quarantänezeit verbringen können. Das Haus muss nun noch ausgestattet werden, heute soll es eine Begehung mit Trägern der Wohnungslosenhilfe geben. Abstand halten Sowohl in Übernachtungsstelle als auch in der SKM-Tagesstätte heißt es indes &bdquo;Abstand halten". Im Aufenthaltsraum wurden Stühle und Tische auseinandergerückt, die Beratung erfolgt hinter Plexiglas, die bisher tägliche Auszahlung der Grundsicherung wurde auf zwei Auszahlungen pro Woche reduziert, die Gäste werden sensibilisiert. &bdquo;Viele haben aber gar keinen Kopf dafür, für sie zählt nur das Heute", weiß Veenhof und betont: &bdquo;Wichtig ist es jetzt, dass wir nah an diesen Menschen bleiben". Das gelte auch für den Bereich des Ambulant Betreuten Wohnens, für den Einkaufsdienste und Telefonkontakte organisiert wurden. In der Notübernachtung des B2-Streetwork von KIM sind die 20 Schlafplätze in Ein- und Zwei-Bett-Zimmern am Busdorfwall ständig belegt. Dürfen sie sonst nur für die Nacht bezogen werden, können sich die Suchtkranken dort jetzt auch tagsüber aufhalten. "Es geht jetzt um zusätzliche Aufmerksamkeit" Das Kontaktcafé, wo es Frühstück und warmes Essen gibt, ist momentan nur für Bewohner geöffnet, damit keine anderen Gäste ein- und ausgehen. &bdquo;Das ist eine ganz gute Situation für diese wohnungslosen Menschen, die alle Risikopersonen sind", sagt KIM-Geschäftsführer Günter Helling. Man versuche, ein Bewusstsein für die erforderlichen Hygienemaßnahmen, auch bei Spritzen, sowie für Abstandsregeln zu schaffen, aber &bdquo;für Drogenabhängige ist der Tod nicht die erste Sorge", weiß Helling. Der Umgang mit Infektionen sei für die Sozialarbeiter im B2 ein bisschen Alltag, aber die gegenwärtige Situation mit dem Coronavirus stelle schon eine besondere Herausforderung dar. &bdquo;Sorgt Euch mehr als bisher auch um Euch selbst", muss der Geschäftsführer da schon mal appellieren. &bdquo;Es geht jetzt um zusätzliche Aufmerksamkeit." Wohnungslose und arme Menschen sind von den Einschränkungen der Corona-Pandemie besonders betroffen, betont Andreas Beisbar, Leiter des Bodelschwingh-Hauses der Perthes-Stiftung. Menschen, die in einer Einrichtung wie dem Bodelschwingh-Haus lebten, dürfen jetzt keinen Besuch bekommen, auch der Kontakt zu Mitarbeitern sei reduziert, Ausflüge und Gemeinschaftsaktionen fallen aus. &bdquo;Das ist für manche eine zusätzliche psychische Belastung", erklärt Beisbar. Und für Lebensmittelvorräte sei kein Geld da. Der Schutz vor Wohnungskündigungen sei genau richtig, betont er in einer Mitteilung. Aktuell müsse alles dafür getan werden, Wohnungslosigkeit zu vermeiden. Dass Paderborner ein Herz für Betroffene haben, stellen sie ab und an unter Beweis: Für die SKM-Tagesstätte war ganz plötzlich Schluss mit der Essensversorgung, weil das Jobcenter wegen des Coronavirus die 1-Euro-Jobs vorerst auf Eis legte. Und auch die Belieferung durch die Paderborner Tafel fällt – wie beim Bodelschwing-Haus – inzwischen weg. Doch hungern muss niemand: &bdquo;Erst gab es Suppe aus der Dose, aber dann haben Bürger, Gastbetriebe und die Initiative Foodsharing die Versorgung übernommen", freut sich Joachim Veenhof.

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