Paderborner Bremer AG startet mit Bau des Amazon-Verteilzentrums

Paderborn. Noch ist nicht viel zu sehen, allerdings sind seit Montag die Bagger im Einsatz im Paderborner Gewerbegebiet Mönkeloh, um den Boden zu bereiten für den Online-Riesen Amazon. Gebaut wird das Verteilzentrum zwischen Pamplona- und Navarrastraße von der Paderborner Bremer AG - und zwar als Generalunternehmer für eine private Investorengruppe. Der Mietvertrag ist unterschrieben, passend zum Weihnachtsgeschäft möchte Amazon starten, sagt Heinrich Hillebrand im Gespräch zu Veränderungen im Unternehmen und zur wirtschaftlichen Entwicklung. Denn für den langjährigen Bremer-Vorstandschef ist zugleich nach 40 Jahren Schluss. Hillebrand war seit 2001 im Vorstand und seit 2012 an dessen Spitze, die er gemeinsam mit Michael Dufhues und Torsten Schuff bildete. Er gehe ganz zufrieden in den Ruhestand. Er könne zwar nicht sagen "Ich habe fertig", doch Bremer sei auf einem guten Weg in die Zukunft. Künftig gibt es bei Bremer keinen Vorstandschef mehr. Dufhues, Schuff und das neue Vorstandsmitglied Matthias Molter führen Bremer gleichwertig. Sie sind Eigengewächse, darauf wird Wert gelegt. Das mittelständische Unternehmen ist im Besitz der Familie Bremer. Aufsichtsratschef Wolfgang Bremer ist die zweite Generation, die dritte Generation sei in den Startlöchern. Wachstum durch neue Niederlassungen Michael Dufhues ist der Mann für Schlüsselfertig-Projekte, die über Paderborn und Poznan in Polen abgewickelt werden. Bereits seit 1996 ist er bei Bremer und seit acht Jahren im Vorstand. Torsten Schuff ist Chef über den Bereich Generalunternehmerleistungen und Projektentwicklung. Er ist seit 2002 im Unternehmen und ebenfalls seit 2012 Vorstandsmitglied. Auch seit 2002 in der Paderborner Firma ist Matthias Molter. Er ist für den gesamten Bereich Fertigbauteile und ihre Fertigung an den Standorten Paderborn und Leipzig zuständig sowie für den Transport. Beim Umsatz ging es für Bremer zuletzt stetig nach oben: von 530 Millionen Euro in 2015 auf 720 Millionen in 2019. In diesem Jahr plant Bremer mit 800 Millionen - ein Plus von mehr als zehn Prozent. Dieses Wachstum erreicht Bremer in erster Linie durch die Gründung neuer Niederlassungen und erfolgreiche Projektakquise vor Ort. Neben dem Hauptsitz in Paderborn gibt es einen zweiten deutschen Produktionsort in Leipzig sowie Niederlassungen in Stuttgart, Ingolstadt, Hamburg, Rhein-Ruhr (Bochum), Berlin-Brandenburg (Potsdam) sowie Bremen und Krakow und Poznan in Polen. Als nächstes geplant ist eine Rhein-Main-Dependance. Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den vergangenen zehn Jahren von 650 auf 1.000 – davon 617 in Paderborn. Einen besonderen Standort hat Bremer außerdem im indischen Bangalore: Hier arbeiten festangestellte Bauingenieure, die für Produktion in Deutschland tätig sind. Auf diese Art begegne man dem Fachkräftemangel in Deutschland. Vor allem aber sei Bremer dadurch weitgehend unabhängig von hinzu gekauften Ingenieurleistungen - was früher anders war. 1983 erfolgt der Schritt in eine entscheidende Richtung Stahlbetonfertigteile seien "die Zelle, aus der wir kommen", sagt Matthias Molter. Doch bereits vor vielen Jahren hinzu gekommen ist der Bereich schlüsselfertiges Bauen. Möbel Hardeck in Bochum war 1983 das erste Vorhaben, das Bremer komplett fertig übergeben hat. Ganz viele Möbelhäuser folgten. Wurde Jahrzehnte lang alles in Paderborn gefertigt, so gibt es seit 2012 auch ein Fertigteilwerk in Leipzig, das etwa ein Fünftel der Paderborner Fertigungsleistung beisteuert. Die Kapazitäten von zusammen 135.000 Kubikmetern Betonteilen reichen jedoch noch immer nicht aus. 30.000 Kubikmeter werden hinzu gekauft. Obwohl bei den Kunden häufig bekannte Namen von großen Unternehmen wie Amazon oder Lidl auftauchen, macht Bremer immerhin 60 Prozent des Umsatzes von zuletzt 720 Millionen Euro mit kleineren und mittelständischen Kunden. Aktuelle oder vollendete Projekte sind unter anderem drei Werke für den Küchen-Hersteller Häcker sowie ein Werk für Nobilia in Saarlouis. Mit Bremer-Stahlbeton und Know-how gebaut sind auch viele Logistikzentren für die Lebensmittelbranche und alle größeren Amazon-Standorte in Deutschland, aber auch England und Polen. Gerade fertig werde auch die Europazentrale des Sportartikel-Herstellers Puma in Geiselwind. 30 Millionen in Paderborn investiert Dagegen ist Bremer beim Bau des Paderborner Höffner-Möbelhauses nicht dabei, sagt Wolfgang Bremer. Für Möbel Finke wurde fast alles gebaut. Auch für die Krieger-Gruppe, zu der Höffner gehört, war Bremer schon tätig. Doch Firmenchef Kurt Krieger kaufe in diesem Fall Fertigteile und lasse den Rest von anderen Unternehmen machen. Andererseits hätte Bremer zum entsprechenden Termin auch keine freien Kapazitäten gehabt. Fakt ist auch, dass Aufträge für Bremer nicht wirklich interessant sind, wenn das Objekt nicht schlüsselfertig übergeben werde. 25 Prozent des Gesamtvolumens eines Auftrags entfallen auf den Bereich Rohbau. Was bedeutet, dass 75 Prozent auf die anderen Gewerke entfallen. Das möchte sich Bremer nicht entgehen lassen. Planung, Bau und Betrieb: Dies übernimmt Bremer als Generalunternehmer für Industrie und Gewerbe. Ausgebaut werden daher die Planungskapazitäten in den Bereichen Architektur und Technische Gebäudeausrüstung. Es sei wichtig, viele Planungsdisziplinen im eigenen Haus zu haben, sagt Molter. Auch der Einsatz von Robotern sei in einigen Bereichen möglich. Bis zu 56 Meter lange Stahlbetonelemente werden in Paderborn produziert. Der Standort Paderborn werde stetig erweitert und modernisiert, sagte Molter. 30 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren investiert. Die früheren Flächen des Möbelunternehmens Welle würden zunehmend in den Betrieb integriert. Mehrere Tausend Teile lagern auf dem Gelände am Grünen Weg in Paderborn. Zum Vergleich: Das kommende Amazon-Verteilzentrum in Mönkeloh besteht aus rund 300 Teilen. So steht es um den Paderborner Hauptbahnhof Der Transport der gewaltigen Teile erfolge heute zu etwa 30 Prozent auf der Schiene. Auf der Straße sei es zwar noch immer einfacher, doch ab einer Entfernung von etwa 300 Kilometern - im Einzelfall auch bei kürzeren Strecken - sei es auch wirtschaftlicher, mit einem komplett beladenen Zug zu fahren. Zudem setze Bremer auf gasbetriebene Fahrzeuge und die Errichtung CO2- neutraler Gebäude. Nichts Neues gibt es zu einem der wichtigsten Bauvorhaben Paderborns: dem Neubau des Hauptbahnhofs mit einem Hotel. "Wir sind in den Schlussverhandlungen der Verträge", sagt Heinrich Hillebrand. In der nächsten Zeit werde es eine gemeinsame Information der drei beteiligten Partner Bremer, Stadt Paderborn und Deutsche Bahn geben. Bis Ende 2022 "und möglichst früher", soll der Bahnhof dann fertig sein und sein neues Gesicht haben, sagt Hillebrand.

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