Warum die Paderborner Polizei nicht alles bei Facebook posten darf

Paderborn. "Bitte folgen" - während der Autofahrt möchte man dieser Aufforderung eines voranfahrenden Streifenwagens lieber nicht begegnen. Bedeutet dies doch meist unangenehme Folgen wegen eines eigenen Fehlers. Bei Facebook und Twitter hingegen folgen tausende Menschen der Paderborner Polizei - und das ganz freiwillig. Für die Kreisbehörde sind die sozialen Medien mittlerweile wichtiger Bestandteil der Kommunikationsstrategie. Die 110 ersetzen die Kanäle aber nicht. Rund um die Uhr werden die beiden Auftritte betreut - meist von den drei Pressesprechern der Kreispolizeibehörde. Nachts hält die Leitstelle ein Auge auf die Accounts. Dies bedeutet aber nicht, dass Facebook und Twitter eine Möglichkeit für einen Notruf bieten, erklärt Pressesprecher Mark Heinemann. "Auch Anzeigen dürfen wir darüber nicht entgegennehmen", sagt er. "Das wird aber auch nur ganz selten versucht, im vergangenen Jahr vielleicht drei Mal." Als die Paderborner Polizei 2015 auf Facebook startete, war es noch möglich, Direktnachrichten zu schicken. Darüber hätten einige Anzeigen und auch viel Spam die Polizei erreicht. Inzwischen ist dieses Postfach geschlossen. Bei Unfällen agiert die Polizei vorsichtig Besonders in sogenannten "Ad-hoc-Situationen", sagt Heinemann, seien die sozialen Medien für die Polizei hilfreich. "Bei einem Unfall können wir schnell eine Verkehrsmeldung zu einer gesperrten Straße herausgeben." Der Pressesprecher betont, dass solche Facebook- und Twitterbeiträge ausschließlich die Auswirkungen auf den Verkehr thematisieren. "Wir nennen keine Details zu den Opfern, gerade bei tödlichen Unfällen", erklärt er. Im schlimmsten Fall würden sonst die Angehörigen über diesen digitalen Weg und nicht persönlich die Todesnachricht erfahren. Heinemann nennt ein Beispiel: Mitte Januar starb ein 33-Jähriger nach einer Kollision auf der B64. Noch während der Unfallaufnahme postete die Polizei ein verwackeltes Foto - das Geschehen war nur zu erahnen. "Ich hatte zehn Bilder zur Verfügung, das war das qualitativ schlechteste, hier waren aber die wenigsten Details zu sehen", sagt der Pressesprecher. Er und seine Kollegen würden darauf achten, dass keine Kennzeichen oder Logos zu erkennen sind. Warnen vor dem Enkeltrick Die sozialen Medien nutzt die Polizei auch für Zeugenaufrufe. Wenn sie nach einer Person fahndet, müssen Heinemann und seine Kollegen jedoch vorsichtig mit Persönlichkeitsrechten sein. "Wir dürfen das Fahndungsfoto nicht direkt bei Facebook posten", sagt er. Lediglich ein Link zum Fahndungsportal sei erlaubt. Allein bei Facebook hat die Paderborner Polizei gut 12.700 Abonnenten, der allergrößte Teil stammt aus dem Kreisgebiet. Für die Behörde bedeutet diese Zahl auch ein Potenzial an möglichem Nachwuchs. "Den versuchen wir darüber anzuwerben", sagt Heinemann. Als weiteres Ziel der Social-Media-Arbeits nennt er Präventionshinweise. Zurzeit warnt die Polizei vor falschen Polizisten, die unter der Nummer 110 anrufen - in der Hoffnung, dass der Enkel, der Facebook nutzt, seine Oma informiert. Mitunter teilt die Kreisbehörde Beiträge, die direkt vom Innenministerium stammen. Dieses gibt auch Vorgaben, die das über alle 47 Kreispolizeibehörden einheitliche Design betreffen. Dennoch haben die Paderborner relativ freie Hand. "Einmal haben die Kollegen ein Brautpaar direkt nach der Trauung gesehen und es gratuliert", erzählt Mark Heinemann. Das Bild dazu kam bei Facebook gut an und erhielt viele Likes. "Wir wollen zeigen, dass hinter der Polizei auch nur Menschen stecken."

Meistgelesen