Diese Wege geht die Paderborner Stadtverwaltung im Kampf um Fachkräfte

Paderborn. Kranke Mitarbeiter und unbesetzte Stellen? Personelle Engpässe und Notsituationen kennt jedes Unternehmen. Doch was ist, wenn eine Kommune am Rand der Belastung ist? In einigen Bereichen trifft dies auch auf die Stadt Paderborn zu, wo sich das eine oder andere Projekt schon mal hinzieht, weil etwa der Markt an Ingenieuren leer gefegt ist. Auch der Feuerwehr fehlt Personal. Zugleich darf der Bürgerservice nicht leiden. "Wir wollen nicht von Problemen sprechen, es handelt sich um Herausforderungen", sagte Monika Bürger, Leiterin des Haupt- und Personalamts der Stadt Paderborn. Bereits seit zehn Jahren gebe es eine starke Nachfrage nach Fachkräften, betonte Thomas Zimmermann, Abteilungsleiter Personal. Bisher konnten zwar alle Stellen besetzt werden, allerdings gebe es längere Vakanzen und Stellenausschreibungen müssten auch schon zwei oder drei Mal laufen. Aktuell sind von 1.807 Stellen nur 1.673 besetzt. Bleibt eine Differenz von 134 Stellen - deutlich weniger als vor vor einem halben Jahr: Da waren es sogar 220 Stellen. Für rund 40 Stellen läuft aktuell ein Ausschreibungs- oder Besetzungsverfahren. Der Großteil davon - 24,5 Stellen - entfällt auf den Bereich Feuerwehr und Rettungsdienst. Gleiches Geld für gleiche Arbeit Doch nicht nur große Vorhaben könnten im Einzelfall unter Personalmangel leiden. Beim Bürgermeisterbüro gingen von den Paderbornern "punktuelle Beschwerden" zur Bearbeitung von Anliegen ein, wie Bürger sagte. "Ich will aber nicht ausschließen, dass durch Krankheiten Anträge auch mal liegen bleiben." Dass das Bauordnungsamt vor einigen Wochen aufgrund der hohen Zahl von Krankheitsausfällen nicht wie gewohnt erreichbar war, sei allerdings eine absolute Ausnahme gewesen. Beim TSC (Telefon-Service-Center) könne es dagegen schon mal sein, dass sich bei stärkeren Krankheitsausfällen die Wartezeiten erhöhen. Die Kommunen befänden sich dabei untereinander im Wettstreit. Mit mehr Geld seien die gesuchten Fachkräfte nicht zu ködern. Dies verhinderten geltende Tarife, sagte Bürger. Allerdings wäre es möglich, laut Tarif etwas drauf zu legen. Wichtig sei jedoch, den sozialen Frieden innerhalb der Verwaltung zu bewahren nach der Devise: Gleiches Geld für gleiche Arbeit. Vor allem müssten die Kommunen aber mit der Wirtschaft konkurrieren, könnten Unternehmen doch mehr bezahlen. Dafür verlangten sie laut Zimmermann aber auch mehr Flexibilität oder Überstunden. Auf externes Headhunting verzichtet die Stadtverwaltung, lässt durch externe Spezialisten aber durchaus Auswahlverfahren für gehobene Positionen begleiten. Knapp 100 Auszubildende in 18 Berufen hat die Stadt Paderborn, 68 davon im klassischen Verwaltungsbereich. Um auch in Zukunft ausreichend Personal zu haben, setzt die Stadt Paderborn auf Kooperationen - etwa mit dem Edith-Stein-Berufskolleg: Das Projekt Pia (Praxisintegrierte Ausbildung) beinhaltet ein Praktikumsjahr in der Verwaltung. Dadurch soll potenzielles Personal frühzeitig gebunden werden. Im nächsten Jahr sind es zehn Auszubildende im Kita-Bereich. Und der Bedarf für den Ausbau im Bereich der Kindertagesstätten und der Ganztagsbetreuung an Schulen ist groß. Schon jetzt sind in den städtischen Kindertageseinrichtungen 700 Erzieherinnen und Erzieher angestellt. Da es viele ältere Kita-Leitungen gibt, müssten mit Blick auf die demografische Entwicklung außerdem junge Erzieherinnen auf Führungsaufgaben vorbereitet werden. Home Office als Möglichkeit Im technischen Bereich wendet sich die Stadt Paderborn bei speziellen Projekten an Hochschulen. Werkstudenten aus Paderborn oder auch Münster könnten so merken, "dass das Arbeiten für eine Kommune spannend sein kann", sagte Bürger. Doch Personalgewinnung ist eine Sache, Mitarbeiter halten eine andere. Für die Attraktivität des Arbeitsplatzes sorgen soll beispielsweise die Möglichkeit zum Home Office mit gewissen Präsenzzeiten im Büro. Für eine Anstellung in Teilzeit gibt es bei der Stadtverwaltung 140 Modelle - was zum Stichtag 30. Juni 879 Personen und auch in gehobenen Positionen nutzten. Arbeitsbeginn ist in Gleitzeit zwischen 7 und 8.30 Uhr. Gut 2.200 Mitarbeiter sind mit gut 1.800 Stellen bei der Stadt Paderborn beschäftigt - einschließlich der Eigenbetriebe wie dem Gebäudemanagement und Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb sind es mehr als 2.600. Wie bei jedem großen Unternehmen gibt es permanent Abgänge. Bis zur Mitte des laufenden Jahres sind 73 Mitarbeiter ausgeschieden. "Allein durch Verrentung werden wir in den nächsten acht Jahren 400 Mitarbeiter verlieren", sagte Bürger. Ein Großteil davon ist heute in Führungspositionen. Aus diesem Grund werde das bestehende Personalentwicklungskonzept überarbeitet. Neue Mitarbeiter müssten wissen, worauf sie sich einlassen. Deshalb werde ihnen in der Einarbeitungsphase ein Mentor an die Seite gestellt. Zugleich wächst die Zahl der Mitarbeiter der Stadt Paderborn allein schon durch Gesetzesänderungen oder zusätzliche Aufgaben - zum Beispiel bei der Feuerwehr. Damit es nicht irgendwann brennt und keiner kommt, auch weiterhin bitte schön sauberes Wasser aus dem Hahn fließt und der Müll ordnungsgemäß abgeholt wird, ist Personalakquise bei der Stadt Paderborn ein Dauerprojekt. Oder wie Monika Bürger wohl sagen würde, eine Dauerherausforderung.

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