Paderborn/Minden. Einen großen Ermittlungserfolg vermeldet die Paderborner Polizei. Eine Bande litauischer Autodiebe, die sich auf hochwertige Fahrzeuge mit keyless-go-Systemen spezialisiert hatte, konnte jetzt dingfest gemacht werden. Die Verdächtigen wurden auf frischer Tat ertappt. Die Polizei vermutet weitere Täter, die mit ähnlichem Vorgehen agieren, in der Region.
Als Ausgangspunkt für den Ermittlungserfolg gilt ein gescheiterter BMW-Diebstahl im Juli 2018 in Paderborn-Elsen. Per Funkstreckenverlängerer hatten die Diebe das Funksignal des im Haus des Autobesitzers deponierten Autoschlüssels aufgefangen, um das keyless-go-System zu aktivieren. So konnte der Wagen ohne weitere Werkzeuge geöffnet und gestartet werden. Allerdings blieb der BMW nach wenigen Hundert Metern liegen und konnte nicht mehr gestartet werden. Sie ließen das Auto zurück und flüchteten.
Im Auto konnte die Kripo damals Spuren sichern, die zur Identifizierung eines ersten Tatverdächtigen führten. Der Litauer war bereits wegen schweren Diebstahls vorbestraft. Mit dieser Erkenntnis wurden Verbindungen zu einem mutmaßlichen Komplizen bekannt. Die Staatsanwaltschaft beantragte Gerichtsbeschlüsse für umfangreiche verdeckte Ermittlungen. Diese ergaben, dass die Drähte der Bande in Minden zusammenliefen. Dort wohnt ein weiteres der Mitglieder, der eine Lagerhalle angemietet hatte.
Zugriff nach erneutem Diebstahl
In der Nacht auf Mittwoch vergangener Woche observierte eine Spezialeinheit die mutmaßlichen Autodiebe. Zwei Tatverdächtige schlugen in Löhne zu und entwendeten einen BMW X6. Das Auto ließen sie kurz darauf in der Halle in Minden verschwinden. Als die beiden Diebe dann ihren Komplizen aufsuchten, griffen die eingesetzten Beamten zu und nahm das Trio fest. Ermittler aus Paderborn und Minden fanden dann in der Lagerhalle den frisch gestohlenen X6 und einen zwei Tage zuvor geklauten 5er BMW, der bereits teilweise zerlegt war. Insgesamt wurden in der Halle Fahrzeugteile und persönliche Gegenstände aus mindestens 20 Autodiebstählen in OWL und Niedersachsen festgestellt. Die Polizei geht davon aus, dass die Fahrzeuge zerlegt und die Einzelteile dann ins östliche Ausland transportiert worden sind. Allein für die festgestellten Diebstähle erreicht der Gesamtwert der Autos etwa eine Million Euro.
Die drei Tatverdächtigen im Alter von 19, 41 und 44 Jahren kamen ins Polizeigewahrsam nach Paderborn. Sie wurden am Donnerstag auf Antrag der Paderborner Staatsanwaltschaft dem Haftrichter vorgeführt und sitzen seitdem in Untersuchungshaft.
Kriminaloberkommissar Phil Clark, der die Ermittlungen bei der Paderborner Kripo geführt hat, erläutert das Phänomen des Autodiebstahls: "Das Deliktfeld der internationalen Kfz-Verschiebung ist nach wie vor von polnischen und litauischen Gruppierungen dominiert. Die Täter arbeiten arbeitsteilig, hochprofessionell und über Ländergrenzen hinaus." Die Gruppen agierten mobil und verwenden modernste Technik, um die Autos zu stehlen, so Clark weiter. Die Ermittlungen gestalteten sich entsprechend aufwendig und erfolgten auch immer wieder international. Neben der jetzt festgesetzten Bande sind andere, bislang unbekannte Täter aktiv, denn auch nach den Festnahmen wurden BMW-Modelle in Paderborn und Nachbarkreisen entwendet. In diesen Fällen laufen die Ermittlungen der Polizei.