Von
Marco Schreiber
01.04.2019 | 01.04.2019, 20:59
Kreis Paderborn
Die britischen Streitkräfte überarbeiten das Nutzungskonzept für den Truppenübungsplatz Senne
Kreis Paderborn. Eine nahezu vollständige Sperrung des Truppenübungsplatzes Senne befürchtet die Bürgerinitiative Schlangen 4.0. Ab dem kommenden Jahr würden die militärischen Aktivitäten auf dem knapp 120 Quadratkilometer großen Gelände deutlich zunehmen. Henning Schwarze, Initiator von Schlangen 4.0, beruft sich auf interne Dokumente der britischen Streitkräfte. „Von Übungsbetrieb und Sperrzeiten von 50 Wochen pro Jahr ist die Rede", so Schwarze. Das komme einer ganzjährigen Sperrung gleich.
Mike Whitehurst, Pressesprecher der britischen Streitkräfte, sagt, es sei zu früh, über die zukünftige Nutzung des Truppenübungsplatzes zu sprechen. Nach dem vollständigen Abzug der 20. Brigade werde im Sommer ein neues Konzept erarbeitet. Demnach werden auch die verbündeten Streitkräfte das Gelände nördlich von Paderborn für Manöver nutzen, so Whitehurst. Dass sich Intensität und Dauer der Übungen erhöhen, könne er nicht ausschließen.
Schon jetzt sei die Senne seltener für Durchgangsverkehr und Spaziergänger geöffnet, sagt der Presseoffizier und bestätigt damit die Erfahrungen von Henning Schwarze. „Es gibt teils wochenlange Sperrungen", sagt der Sprecher von Schlangen 4.0. Berufspendler müssten deshalb Umwege von 30 bis 50 Kilometer einplanen. Auch für Erholungssuchende seien die Schranken häufiger geschlossen, die das Waldgebiet zwischen Paderborn, Schloss Holte-Stukenbrock und Bad Lippspringe für Spaziergänge und Radausflüge nutzen.
Whitehurst bestätigt auch dies. „Die Dauer der Übungen hat sich verlagert, es wird auch am Wochenende geübt." Er begründet das mit den neuen Aufgaben, die von den Streitkräften weltweit übernommen werden. Whitehurst: „Die Übungen der Zukunft müssen darauf ausgerichtet sein." Denkbar seien auch kürzere Manöver mit höherer Intensität.
Neben den Briten trainieren in der Senne auch Soldaten anderer Nationen für den Ernstfall. Diese „lukrative Vermietung des Übungsplatzes an NATO-Partner" geschehe auf Kosten der Bevölkerung, kritisiert Schlangen 4.0.
Die Bürgerinitiative kündigt für die kommenden Wochen Aktionen an, die den Widerstand der Bevölkerung deutlich machen sollen. Am Sonntag forderten sie bei einer Protestaktion vor dem Übungsplatz eine offene Senne.
Die Politik müsse damit rechnen, dass ein völliger Ausschluss von der Bevölkerung nicht hingenommen werde. Die Durchgangsstraßen müssten für den Berufsverkehr sowie an Wochenenden und Feiertagen geöffnet werden.
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