Abtreibung: Paderbornerin erzählt die Geschichte ihres ungeborenen Kindes

Paderborn. Jana E.* hält die Hand schützend auf ihren Bauch, wenn sie von ihrer Abtreibung spricht. Denn nicht mal ein Jahr nachdem sie ein Kind abgetrieben hat, erwartet sie ihr nächstes. Dieses will die 26-Jährige behalten. 100.986 Schwangerschaftsabbrüche zählte das Statistische Bundesamt 2018 in Deutschland. Einen davon erlebte Jana E. aus Paderborn. Während Ethiker, Ärzte und Politiker sich um den Paragrafen 219a streiten, hat sie eine ganz eigene Perspektive auf das Thema. Für sie ist Abtreibung kein Stichwort auf einer Frauenrechte-Agenda, sondern ein persönliches Ereignis. "Ich bereue es nicht, abgetrieben zu haben", sagt Jana E., ohne vorher über ihre Antwort nachdenken zu müssen. Sie blickt auf den Boden. Dann ergänzt sie: "Aber ich habe das Gefühl, ein Lebewesen umgebracht zu haben." In diesem Zwiespalt lebt sie seit ihrem Schwangerschaftsabbruch. "Mir war das alles zu viel" Jana E. wurde das erste Mal mit 24 Jahren schwanger, obwohl sie mit der Pille verhütete. Sie bekam ihre Tochter, die mittlerweile zwei Jahre alt ist. Doch die Beziehung zu dem Vater ging in die Brüche. Jana E. verliebte sich neu, hatte jedoch zeitgleich eine kurze Affäre mit ihrem Ex. Kurz danach blieb ihre Periode aus. Jana E. ging zu ihrem Frauenarzt und er bestätigte, was sie befürchtete: Sie war schwanger. Und sie wusste nicht, wer der Vater war. Als Jana E. von ihrer Schwangerschaft erfuhr, wusste sie direkt, dass sie das Kind nicht austragen will. "Mir war das alles zu viel", sagt sie. Sie habe Angst gehabt, ihrem Freund die Affäre zu beichten. Zusätzlich habe ihr Exfreund ihr gedroht, sie habe sich nicht sicher gefühlt. "Ich sagte meinem Frauenarzt, dass ich eine Abtreibung möchte, und er schrieb mir eine Überweisung zu einem anderen Arzt", erinnert sie sich. Einen Termin bei einem Arzt zu bekommen, der Abtreibungen durchführt, sei nicht schwer gewesen. Doch bevor die Schwangerschaft abgebrochen werden konnte, musste Jana E. zu einer Beratungsstelle. Sie ging zu Donum Vitae. "Die Beraterin hat mich nicht verurteilt. Ich habe offen mit ihr über alles geredet", sagt sie. Bei dem Gespräch lernte Jana E. auch die unterschiedlichen Methoden für einen Schwangerschaftsabbruch kennen. "Ich konnte mich zwischen der Ausschabung und Tabletten entscheiden", berichtet sie. Diese Wahl hatte sie nur, weil die Schwangerschaft früh entdeckt wurde. Sie hatte Angst, wurde von ihrem Exfreund bedroht Jana E. hatte in der kurzen Zeit zwischen positivem Schwangerschaftstest und Abtreibung permanent Angst. Sie erzählte nur ihrer Schwester und ihrer Großmutter davon. Ihr Freund und ihr Ex wissen bis heute nicht, dass sie abgetrieben hat: "Ich entschied mich für einen Schwangerschaftsabbruch durch Tabletten, weil ich es geheim halten wollte." Durch eine Ausschabung hätte sie einen Krankenhausaufenthalt in Kauf nehmen müssen. "Das wäre vielleicht aufgefallen", befürchtete sie. Bei einer medikamentösen Abtreibung bekommt die Patientin Medikamente, die den Hormonhaushalt beeinflussen. Die Gebärmutter wird dazu gebracht, den Embryo abzustoßen. Auch die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen, in der der Embryo nistet. An dem Tag der Abtreibung ging sie morgens in die Praxis. Der Arzt schaltete den Monitor des Ultraschallgeräts ab, damit Jana E. ihr Kind nicht sehen musste. Sie schluckte eine Tablette, musste eine halbe Stunde beim Arzt warten und ging dann nach Hause. "Mir war sehr übel", beschreibt Jana E. ihre Gefühle am Tag der Abtreibung. Und sie dachte: "Jetzt habe ich es weggemacht." "Ich war erleichtert, dass es weg war." Zwei Tage später musste Jana E. wieder zum Frauenarzt. Sie nahm zwei weitere Tabletten und hatte anschließend eine Woche lang starke Blutungen. "Ich habe gemerkt, als das Kind abgegangen ist. Ich war erleichtert, dass es weg war." Jana E.'s Geschichte nahm einige Wochen nach der Abtreibung eine unerwartete Wendung. Denn ihre Periode blieb erneut aus. "Ich dachte, dass das an der Abtreibung lag", sagt sie. Doch der Schwangerschaftstest zeigte zwei Striche. Diesmal ist Jana E. sich sicher, dass das Kind von ihrem Freund ist. Und sie entschied sich, es zu behalten. Zwar fühle sie sich manchmal schuldig, dass sie das eine Kind abgetrieben und das andere behalten hat. Aber insgesamt habe sie ihren Schwangerschaftsabbruch verarbeitet und das Thema für sich abgeschlossen. Sie blickt in die Zukunft: "Ich bin überglücklich mit meiner Tochter und freue mich auf das Baby. Es wird ein Junge." * Name von der Redaktion geändert

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