Paderborn

Ein winziger Sensor hilft nun bei Herzschwäche

Die Kardiologie im St.-Vincenz implantiert als erste Klinik in OWL eine neue Technik. Sie überwacht die Pumpleistung und das hat mit einem Kissen zu tun

Winziger Helfer: Das Implantat CardoMEMS ist nicht größer als ein Ein-Euro-Stück. | © Foto: St. Vincenz-Krankenhaus GmbH

26.12.2018 | 26.12.2018, 12:00

Paderborn. Deutschlandweit leiden rund 1,8 Millionen Menschen an einer Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt. Diese Erkrankung gehört zu den drei häufigsten Todesursachen. Bei betroffenen Patienten ist die Pumpleistung des Herzens stark vermindert. Das bedeutet, dass der Blutdruck im Herzen und in den Blutgefäßen der Lunge ansteigt.

Im weiteren Verlauf kann dies dazu führen, dass sich Flüssigkeit in der Lunge staut, die wiederum zu Atemnot führen kann. Um Patienten mit einer Herzinsuffizienz optimal behandeln zu können, sind regelmäßige Untersuchungen nötig, um eine unbemerkte lebensbedrohliche Verschlechterung der Krankheit schnell zu erkennen. „Die Untersuchungen sind leider immer nur eine Momentaufnahme", erklärt Andreas Götte, Chefarzt der Medizinischen Klinik II des St.-Vincenz-Krankenhauses. „Es ist ein großes Manko, dass wir die Entwicklung der Herzinsuffizienz bisher nicht kontinuierlich erfassen konnten."

Arbeiten mit dem neuen Gerät: Andreas Götte, Chefarzt der Medizinischen Klinik II des St. Vincenz-Krankenhauses und Sibylle Brandner, Oberärztin der Medizinischen Klinik II. - © St. Vincenz Krankenhaus
Arbeiten mit dem neuen Gerät: Andreas Götte, Chefarzt der Medizinischen Klinik II des St. Vincenz-Krankenhauses und Sibylle Brandner, Oberärztin der Medizinischen Klinik II. | © St. Vincenz Krankenhaus

Eine echte Alternative bietet nun das CardioMEMSTM-System, das die St.-Vincenz-Kardiologen als erste Klinik in ganz OWL eingesetzt haben. Das kleine Implantat ist nicht größer als ein Ein-Euro-Stück. „Ein kleiner Sensor misst den Blutdruck in der Lungenschlagader und übermittelt die Werte drahtlos von zu Hause an den behandelnden Arzt", berichtet Sibylle Brandner, Oberärztin der Medizinischen Klinik II. „Den winzigen Sensor können wir per Katheter ohne eine Operation in die Lungenarterie implantieren. Durch diese telemedizinische Methodik wird die Therapie der Herzmuskelschwäche erheblich verbessert".

Andreas Götte zeigt sich ebenfalls begeistert: „Der Lungendruck gibt uns frühzeitig Hinweise auf eine Verschlechterung der Pumpleistung des Herzens. Damit können wir die medikamentöse Therapie unserer Patienten schnell und individuell anpassen. Dies steigert nicht nur die Patientensicherheit, sondern ebenso die Lebensqualität der Betroffenen, da sie weniger oft im Krankenhaus behandelt werden müssen".

Frühzeitige Hinweise auf eine Verschlechterung

Um die Werte des CardioMEMSTM-Systems an die Ärzte zu übermitteln, müssen sich die Patienten lediglich zuhause einmal täglich für etwa eine halbe Minute auf ein spezielles Kissen legen. Das Kissen ist mit einer speziellen Technologie ausgestattet, die die Druckwerte automatisch drahtlos an die behandelnden Ärzte übermittelt.

Chefarzt Götte und sein Team sind froh, Patienten nun diese innovative Technologie anbieten zu können. Das St.-Vincenz ist das erste Krankenhaus in ganz OWL, welches diese nutzt. Das CardioMEMSTM-System erleichtert Herzinsuffizienz-Patienten das Leben und bietet eine noch sicherere Behandlung. Die ersten behandelten Patienten konnten bereits entlassen werden. Sie loben die beruhigende Vorstellung, dass die Kardio-Spezialisten um Götte nun täglich ein wachsames Auge auf ihr Herz haben.