Paderborn. Edgar Wolff aus Delbrück erlitt Ende Mai einen Herzinfarkt - doch dank der Reaktion seiner Ehefrau und einer telefonisch angeleiteten Herzdruckmassage, konnte der 64-Jährige das Paderborner St.-Vincenz-Krankenhaus ohne Folgeschäden bereits wieder verlassen. Dies teilt das Krankenhaus in einer Pressemitteilung mit.
„Der 23. Mai war mein zweiter Geburtstag", erinnert sich Edgar Wolff. An jenem Morgen habe er Schmerzen in der Brust verspürt und sei deshalb auf die Terrasse gegangen, um frische Luft zu schnappen. Glücklicherweise sei seine Frau in der Nähe gewesen, als er plötzlich nach vorn kippte. „Mein Mann lief im Gesicht blau an und verkrampfte sich. Ich hatte große Angst um ihn und Panik kam in mir hoch", sagt Angela Wolff.
Herzdruckmassage durchführen
Sie habe sofort den Notruf 112 gewählt. Axel Schewe, diensthabender Disponent in der Leitstelle Büren-Ahden, habe das Gespräch entgegengenommen und den Rettungsdienst alarmiert. Nach einer kurzen Abfrage sei schnell klar gewesen, dass Edgar Wolff einen Atemstillstand erlitten habe. Ohne Zeit zu verlieren habe Axel Schewe dann die Ehefrau angeleitet, Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen und sie mit Hinweisen zum Rhythmus der Herzdruckmassage unterstützt.
„Das Wissen über Erste Hilfe, das ich damals in der Fahrschule gelernt hatte, war einfach wieder da", so die Ehefrau. „Herr Schewe hat mich immer weiter gepusht – bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Ich bin ihm so unendlich dankbar." Bei einem Herzinfarkt verschließt ein Blutgerinnsel ein Herzkranzgefäß, teilt das St.-Vincenz-Krankenhaus mit. Dies führe zu einer Mangeldurchblutung des Herzens und sei für Patienten lebensbedrohlich.
Sofortige Reanimation wichtig
Edgar Wolff sei dann für die weitere Versorgung in das St. Vincenz-Krankenhaus gebracht worden. Kurze Zeit später habe Dr. Sebastian Lay, Oberarzt und interventioneller Kardiologe, und sein Notfallteam mittels Herzkatheteruntersuchung das verschlossene Gefäß wieder öffnen können.
Durch den sofortigen Beginn der Reanimation habe der Patient keine Folgeschäden, heißt es in der Mitteilung weiter. Allerdings führe ein Großteil der durchgeführten, außerklinischen Wiederbelebungsmaßnahmen nicht zu einer erfolgreichen Wiederherstellung des Kreislaufes. Große Relevanz für das Überleben dieser Patienten habe dann die Expertise des weiterversorgenden Krankenhauses. Auf die Versorgung reanimierter Patienten habe sich das St. Vincenz-Krankenhaus spezialisiert.
Edgar Wolff schätze sich über den Ausgang seines Herzinfarktes glücklich. „Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas zustoßen könnte. Deshalb möchte ich dazu aufrufen: Setzen Sie sich mit Erster Hilfe auseinander und legen Sie nicht sofort nach Ihrem Notruf auf. Dann können auch Sie ein Lebensretter sein."
Wie man im Notfall richtig handelt
Ingo Christiansen, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, erklärt die ersten Anzeichen eines Herzinfarktes: „Ein möglicher Herzinfarkt kündigt sich häufig durch ein Enge- oder Druckgefühl in der Brust an. Möglicherweise breiten sich diese Beschwerden bis in die Bereiche der Arme, des Halses, des Rückens oder des Oberbauches aus. Damit einhergehen können auch Atemnot, Übelkeit, Schweißausbrüche und eine blasse, fahle Gesichtsfarbe. Wer solche Schmerzen verspürt, sollte sofort den Notruf wählen. Nur so kann schnellstmöglich eine qualifizierte Hilfe vor Ort sein und die Person ohne Zeitverlust und unter fortlaufender Überwachung in ein geeignetes Krankenhaus gebracht werden."
Schon vor Ort könnten dann bereits erste wichtige diagnostische Maßnahmen und Behandlungsschritte durchgeführt und auftretende Komplikationen während des Transportes rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
Umgehend die 112 wählen
„Viele Menschen haben die Angst, während einer Wiederbelebungsmaßnahme etwas falsch zu machen. Das Einzige, was man aber falsch machen kann, ist untätig zu sein. Der Leitsatz zum Handeln lautet: Prüfen, Rufen, Drücken. Reagiert eine Person nicht auf Ansprache und weist keine normale Atmung auf, muss umgehend die 112 gewählt und mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Diese darf bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht aufhören es sei denn, der Patient erlangt sein Bewusstsein wieder", sagt Dr. Felix Brandt, Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie sowie ärztlicher Leiter des Notarztstandortes.
Beistehende sollten den Ersthelfer unterstützen, denn nach etwa zwei bis vier Minuten könnte der Ersthelfer bereits erschöpft sein. „Wählen Sie die 112, beachten Sie die zwei „W": Wo und Warten auf Rückfragen! Legen Sie also nicht sofort nach dem Absetzen des Notrufs auf, damit die Disponenten der Leitstelle Erste Hilfe- und Verhaltenshinweise geben können", so Marc Hammerstein, Leiter der Leitstelle des Kreises Paderborn.
Eine Reanimation durchzuführen zu müssen, trifft Laien oft unvorbereitet. Umso wichtiger sei es, sich mit dem Thema Erste Hilfe vertraut zu machen und Auffrischungskurse zu besuchen. „Die spätere Erkenntnis, in einer Notsituation eventuell nicht richtig gehandelt zu haben, kann für die Beteiligten sehr belastend sein", weiß Dr. Brandt.
Die Disponenten der Kreisfeuerwehrzentrale seien speziell dafür ausgebildet, Laien in Notsituationen auf verständliche Art und Weise Wiederbelebungsmaßnahmen zu erklären. Seit einigen Jahren werde eine strukturierte Notrufabfrage genutzt. Dabei übernimmt der Disponent die Gesprächsführung. „Pro Woche leiten wir etwa drei Reanimationen telefonisch an. Natürlich gibt es auch andere Fälle, bei denen wir telefonisch Erste Hilfe leisten – beispielsweise bei Bewusstlosigkeit oder starken Blutungen. Erfreulicherweise beenden aber nur wenige Anrufer das Gespräch selbst", berichtet Hammerstein.