Zu gruselig? Weihnachtsmärchen im Paderborner Theater beunruhigt Eltern

Paderborn. Der Besuch des Weihnachtsstücks im Paderborner Theater ist für viele Grundschüler ein Höhepunkt im ersten Schulhalbjahr. In diesem Jahr sorgt die Inszenierung allerdings für Diskussionen. Denn das Theater spielt Charles Dickens’ &bdquo;Weihnachtsgeschichte" über die geisterhafte Läuterung des Geizkragens Scrooge: für Kinder ab 6 Jahren, aber mit einigen sehr unheimlichen Szenen, die manchen Schülern Probleme bereiten könnten. Die Paderborner Lutherschule hat deshalb den Besuch für alle Klassen abgesagt. Die Grundschule Overberg-Dom geht nur mit den Klassen 2 bis 4. Im Normalfall stand der Theaterbesuch für die mehr als 300 Mädchen und Jungen der Lutherschule am Dienstag auf dem Plan. Doch mehrere Gründe führten zu der Absage, sagt Schulleiter Friedhelm Steffen. Eltern aus mehreren Klassen haben ihn angesprochen, dass sie Bedenken hätten oder definitiv nicht wollten, dass ihr Kind das Stück sieht. Genauso hätten ihn Mütter angesprochen, die das Stück als Lehrerin an anderen Schulen bereits gesehen hätten. In einem Gespräch mit dem Theaterpädagogen sei ihm angeboten worden, sich das Stück vorher noch einmal anzusehen, sagt Steffen. Doch dies sei so kurz vorher gewesen, dass es für eine mögliche Umplanung zu knapp gewesen sei. Deshalb sei im Kollegium an beiden Standorten in der Innenstadt und im Riemekeviertel abgestimmt worden, das Stück nicht zu besuchen. Über diese Entscheidung wurden die Eltern in einem Brief informiert. &bdquo;Einige Eltern waren auch traurig über die Absage", sagt Steffen. Das Theater habe die Stornierung aber angenommen, die Eltern erhalten das Geld zurück. Für Steffen blieben dennoch Fragezeichen. Man könne Dickens so aufführen, dass es auch für kleine Kinder passe. Mit dieser Inszenierung verpasse das Theater die Chance, positiv auf das Theater selbst auszustrahlen. Schon im Vorjahr sei es unglücklich gewesen, dass das Theater &bdquo;Robin Hood" spielte – obwohl im Sommer schon die Freilichtbühne den Stoff inszeniert hatte. &bdquo;Ich hoffe, dass das Theater die Zeichen erkannt hat und bei den Kinderstücken künftig sorgfältiger ist." Eine Klasse geht unabhängig von der Inszenierung nicht ins Theater Auch aufgrund der Theaterrezension auf nw.de sei das Team der Grundschule Overberg-Dom vorsichtig an das Thema heran gegangen, sagt Leiter Steffen Schmidt. Zudem gab es Anfragen besorgter Eltern, die glaubten, dass das Stück für ihre Kinder schwierig sein könnte. Deshalb sei der Theaterbesuch diesmal auch intensiver vorbereitet worden als in den Vorjahren. Kinder haben auch die Möglichkeit, das Theater während der Aufführung zu verlassen und mit Lehrkräften über das Gesehene zu reden, sagt Schmidt. Dass die 1. Klasse nicht ins Theater geht, war aber schon vorher und unabhängig von der Art der Inszenierung beschlossen worden. &bdquo;Viele Kinder sind das erste Mal im Theater", sagt Schmidt. Ihre Erfahrung solle so sein, dass es nicht das letzte Mal sei. Bettina Kees-Schuto, Leiterin der Grundschule Bonifatius sei alarmiert durch Schulen, die schon im Theater waren. Sie habe die Versicherung vom Theater, &bdquo;dass einige Szenen entschärft wurden". Hierauf verlasse sie sich und gehe in jedem Fall mit ins Theater. Zur Vorbereitung wird im Unterricht schon einmal eine &bdquo;Weihnachtsgeschichte"-Verfilmung angeguckt und der Text gelesen. Karolin Dieckhoff, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Theaters, sagt, dass es während der Hauptproben noch Veränderungen gab. Nach der Premiere jedoch nicht mehr. Dass die Lutherschule den Besuch nach der Buchung abgesagt habe, sei für die Bühne eine Überraschung gewesen. Künftig sollen für die Kinderstücke neben den Materialmappen und Schüler-Workshops – beides gibt es bereits – noch Sichtungsproben und spezielle Workshops für Lehrer angeboten werden, sagt Dieckhoff. Die Weihnachtsstücke sehen sich jedes Jahr bis zu 12.000 Besucher an. &bdquo;Für uns gibt es keinen Anlass, den Besuch abzusagen" Am Mittwoch schauen sich die 205 Mädchen und Jungen der Marienschule das Stück an. Zur Vorbereitung waren die Schüler der 1. und 2. Klassen bereits gestern im Theater und wurden in einem Workshop eingestimmt, sagt Schulleiterin Constanze Glaese de Metivier. Bei den Klassen 3 und 4 sehe sie keine Probleme. Für den Fall, dass dennoch ein Kind während der Aufführung heraus und über das Stück reden wolle, sei das Kollegium mit entsprechend viel Personal da. Bereits im Theater waren die Klassen 1 und 2 der Stephanusschule. &bdquo;Wir haben das Stück vorbereitet und gesagt, dass es etwas unheimlicher werden kann", sagt Leiterin Andrea Woitschek. Zu dieser Vor- und Nachbereitung gehört auch die Funktion der Geister im Stück. Die anderen Klassen besuchen die Inszenierung am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien. &bdquo;Für uns gibt es keinen Anlass, den Besuch abzusagen", sagt Woitschek.

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