Heinz Nixdorf - Einer der wichtigsten Computerpioniere Deutschlands

Paderborn. Wer an 1968 denkt, dem fallen Paris und Prag, Bürgerrechtsbewegungen, Studentenunruhen und weltweite Proteste gegen den Vietnamkrieg ein.Das alles fand jedoch im ostwestfälischen Paderborn eher matten Widerhall. Direkte Folgen hatte dagegen für Paderborn eine Wirtschaftsnachricht, die vor 50 Jahren ebenfalls Schlagzeilen machte. Der Kopf dahinter war Heinz Nixdorf, damals 43 Jahre alt. Er gilt als einer der wichtigsten Computerpioniere der noch jungen Bundesrepublik. Ohne ihn wäre Paderborn niemals ein Stadt der Informationstechnologie geworden, eine Branche mit heute über 300 Firmen und rund 10.000 Mitarbeitern. Heinz Nixdorf hatte sich bereits einen Namen in der bundesdeutschen Start-Up-Szene gemacht, auch wenn die damals niemand so nannte. Im Frühjahr 1968 kaufte Nixdorf für 17,2 Millionen D-Mark seinen größten Kunden, die Kölner Wanderer-Werke. Zum 1. Oktober erfolgte der Zusammenschluss zur Nixdorf Computer AG (NCAG). Nixdorf startete durch. 1965 stellte Nixdorf den ersten Tischrechner vor Der erste Auftrag des 1952 in Essen gegründeten &bdquo;Labor für Impulstechnik" war die Entwicklung eines Elektronenrechners auf Röhrenbasis für das Rheinische Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) gewesen. Schon 1959 hatte der gebürtige Paderborner die Firma in seine Heimatstadt verlegt und 1961 nicht nur seinen 50. Mitarbeiter eingestellt; auch neue Werksgebäude an der Pontanusstraße wurden bezogen. Sie werden noch heute als Technisches Rathaus der Stadt Paderborn genutzt. 1965 stellte Nixdorf seinen ersten Tischrechner auf der Hannover-Messe vor. Das war seine Marktlücke. Statt auf Großrechner wie die Konkurrenz setzte er auf Computer in einer Größenklasse, die auch kleinen und mittleren Betrieben den Übergang auf elektronische Datenverarbeitung ermöglichte. In der Geschichte der Informationstechnik wurde er so zum Wegbereiter dezentraler EDV. Mit großem Erfolg: Im folgenden Jahrzehnt entwickelte sich die Nixdorf Computer AG zum Marktführer bei Mittlerer Datentechnik in Deutschland und wurde viertgrößter Computerhersteller in Europa. Produktionsstätten gab es in Deutschland, Irland, Spanien, den USA und Singapur. Schon 1971 bezog die aufstrebende Firma ihre neue Hauptverwaltung an der Fürstenallee. Neue Produktionsstätten entstanden unweit am späteren Heinz-Nixdorf-Ring. Computer, Bargeldautomaten und Kassensysteme der NCAG waren gefragte Produkte. Als Heinz Nixdorf 1986 überraschend starb, lag der Jahresumsatz bei 4 Milliarden D-Mark, der Gewinn bei 192 Millionen. Zwei Jahre später erreichte die Firma den Zenit: 5 Milliarden Umsatz mit 31.000 Mitarbeitern in 40 Ländern. Diebold Nixdorf AG in unruhigem Fahrwasser Nur wenige Jahre später schrieb die Nixdorf Computer AG jedoch tiefrote Zahlen. Unter anderem der Trend zu Personalcomputern war verpasst worden. 1990 übernahm Siemens die Aktienmehrheit, es entstand die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG (SNI). Und auch diese ist längst Geschichte, so wie die meisten Nachfolgefirmen, die daraus hervor gingen. 2018 existierte der Name des Firmengründers noch als Diebold Nixdorf AG. Doch die ist in unruhiges Fahrwasser geraten: Der US-Konzern, der 2016 den Vorgänger Wincor Nixdorf AG für 1,9 Milliarden Dollar übernommen hatte, sitzt auf einem riesigen Schuldenberg von rund 1,6 Milliarden Dollar. Allein die Zinszahlungen für den kreditfinanzierten Kauf der Paderborner Tochter belaufen sich auf 100 Millionen Dollar pro Jahr. Bankautomaten verkaufen sich längst nicht mehr so gut wie vor Jahren – auch eine Folge der Digitalisierung. Noch 1.700 Mitarbeiter in Paderborn gehen einer insgesamt ungewissen Zukunft entgegen. Der Name lebt fort Das Erbe von Heinz Nixdorf wird heute im Wesentlichen von den beiden von ihm noch zu Lebzeiten gegründeten Stiftungen gepflegt: Der Stiftung Westfalen und der Heinz Nixdorf Stiftung. Vorsitzender beider Stiftungen ist Heinz Nixdorfs Sohn Martin. Die Stiftung Westfalen ist Träger des Heinz Nixdorf Museumsforum, des weltweit größten Computermuseums, und des Ahorn-Sportparks in der Alme-Aue. Sein Name lebt aber auch fort im Heinz-Nixdorf-Institut für Informatik der Universität Paderborn. Die Stiftungen finanzieren darüber hinaus gemeinnützige Projekte in Bildung, Wissenschaft, demokratisches Staatswesen, Gesundheit und Sport. Namensgeber für den Airport Paderborn Noch größere Bekanntheit wird der Name Heinz Nixdorf künftig erhalten: Ab sofort trägt der Airport Paderborn/Lippstadt den Namen des Computerpioniers als Zusatz, wie anlässlich des 55-jährigen Bestehens des Flughafens bekannt gegeben wurde. Paderborns Landrat Christoph Rüther sagte dazu: &bdquo;Insbesondere durch das Wirken von Heinz Nixdorf hat sich in unserer Region eine herausragende mittelständische Wirtschaft mit internationalem Renommee entwickelt, die für den nachhaltigen Erfolg unseres Airports von großer Bedeutung ist. Wir sind stolz darauf, diesen einzigartigen Unternehmer zukünftig im Namen unseres Flughafens zu führen." Anm. d. Red. (20. September): Dieser Artikel wurde erstmals im Jahr 2018 zum 50-jährigen Gründungstag der Nixdorf Computer AG veröffentlicht. Von den Anfängen bis 2018 - Die Geschichte des Unternehmens:

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