Paderborn. Am Freitag sind 1.400 britische Soldaten in einer feierlichen Parade durch die Stadt marschiert. Dieses Bild wird es nicht mehr oft geben. Denn spätestens im Jahr 2020 ziehen die britischen Streitkräfte ab. Was einen NW-Leser zu der Frage animierte, wann denn die Briten in Paderborn angekommen seien.
Der exakte Tag ist bekannt. Am 3. April 1945, einem Osterdienstag, nahm ein Major Bell vom Military Government Department seine Arbeit auf. Erst am Ostersonntag hatten amerikanische Kampftruppen die Stadt erobert und waren sofort weitergezogen. Bell schlug sein Hauptquartier im Verwaltungsgebäude der Reichsbahn an der Bahnhofstraße gegenüber der Einmündung Grunigerstraße auf.
Dem Offizier, dessen Vorname nicht überliefert ist, wird von den Stadthistorikern ein planvolles Handeln bescheinigt. Bell bemühte sich um den Wiederaufbau einer funktionsfähigen Stadtverwaltung, die zunächst Räume im unbeschädigt geblieben Pelizaeus-Gymnasium bezog.
Auch bei der Personalauswahl bewies der Brite ein glückliches Händchen. So sicherte er sich die Beraterdienste des untadeligen und hoch angesehenen Domvikars Kaspar Schulte.
Am 10. Mai ernannte Bell den Rechtsanwalt Norbert Fischer zum Bürgermeister. Der Jurist aus Breslau bekleidete dieses Amt bis zum Beginn des Jahres 1946. Als - nach britischem Vorbild - eine neue Kommunalverfassung in Kraft trat, übernahm Fischer die Position des Stadtdirektors. Neuer Bürgermeister wurde Christoph Tölle, der dieses Amt bis zum Jahr 1968 ausübte. Fischer verließ Paderborn 1952 und machte noch als Vorsteher des Westfälischen Sparkassen- und Giroverbandes in Münster Karriere. Über den weiteren Werdegang von Major Bell ist nichts bekannt.