Deutsch-Englischer Club Paderborn: „Wir wollen die Freundschaft zu den Briten stärken“

Vor einem Jahrzehnt lebten rund 11.500 Briten in Paderborn. Nun sind es nur noch rund 2.400. Wie hat sich das britische Leben in der Stadt verändert? Ilka Mindt: Das britische Militär hat sich an mehreren Stellen in der Stadt zurückgezogen. Es sind daher nicht mehr allzu viele Armeeangehörige in Paderborn. Und die, die nach Sennelager geschickt werden, sind dort eher kurzfristig stationiert. Ich glaube nicht, dass deren Familien mit hierher ziehen. Eine starke Community gibt es aber noch bei Familien mit doppelter Staatsbürgerschaft. Das sehen wir beispielsweise bei uns am Institut für Anglistik und Amerikanistik an der Uni, wo wir teilweise echte bilinguale Sprecher haben. Bei ihnen ist ein Elternteil britisch, der andere deutsch. Sie sind oft in Deutschland oder sogar in Paderborn aufgewachsen, haben aber noch starke Affinitäten zu England. Gibt es noch britische &bdquo;Hotspots“ in Paderborn? Beim Nachtleben fällt mir konkret das Irish Pub ein. Mehr wäre mir nicht bekannt. Und Wohngebiete, wo hauptsächlich Briten leben, haben wir auch nicht mehr so sehr. Teilweise ist eine britische Infrastruktur aber noch vorhanden. Einen Pfarrer gibt es beispielsweise noch und britische Ärzte. .responsive23-v0ZUkQ8ohoERiibj-bar-grouped-horizontal-250317-briten-in-paderborn { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-v0ZUkQ8ohoERiibj-bar-grouped-horizontal-250317-briten-in-paderborn { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-v0ZUkQ8ohoERiibj-bar-grouped-horizontal-250317-briten-in-paderborn { padding-top: 142.86%; } } Mehr zum Thema Britenwohnungen in Paderborn: Warum 260 Gebäude nicht auf den Markt kommen Wer ist bei Ihnen im Deutsch-Englischen Club Mitglied? Wir haben ungefähr 300 Mitglieder. Darunter sind viele Deutsche, aber auch Engländer, insbesondere aus dem Militär. Leider haben wir wenige Schüler und Studierende als Mitglieder. Welche Aufgabe hat der Club im Jahr 2025? Wir wollen das Verständnis und die Freundschaft zu den Briten pflegen und stärken. Das ist gerade in der jetzigen Zeit wichtig, in der die Besinnung auf den Nationalstaat und das eigene Ich zunimmt. Ich finde es wichtig, dass man nach draußen guckt und andere Sichtweisen wahrnimmt. Wie relevant ist in diesem Zusammenhang Paderborns Städtepartnerschaft mit Bolton, die in diesem Jahr 50. Geburtstag feiert? Städtepartnerschaften wie mit Bolton zeigen, dass man sich für andere Kulturen interessiert und andere Gegenden kennenlernen möchte. Mit Bolton ist das leider etwas eingeschlafen. Wir versuchen, das wiederzubeleben. Meine Vorgängerin Angie Reeh hatte das bereits angestoßen, aber dann kam Corona dazwischen. Wie möchten Sie die Städtepartnerschaft wieder zu neuem Leben erwecken? Zur Feier der Städtepartnerschaft wollen wir den Blick auf Lieblingsorte in Bolton und Paderborn richten. Dazu suchen wir aus beiden Städten im gleichen Zeitraum Lieblingsplätze. Diese wollen wir dann gemeinsam zeigen – in Bolton und in Paderborn. Anlässlich des 50. Jubiläums fährt außerdem im April eine Delegation von knapp 20 Leuten aus Paderborn nach Bolton. Und zu Libori wird es einen Gegenbesuch geben. Diese Besuche zwischen den Städtepartnerschaften zu Libori haben bereits eine lange Tradition. Die Stadt pflegt diese Kontakte. Auf künstlerischer Ebene passiert zudem ganz viel. Künstler aus den beiden Städten haben direkten Kontakt miteinander. Aber auch im Bereich des Bierbrauens gibt es Kontakte. Auf sportlicher Ebene ist es schwierig, ebenso im universitären Bereich, weil wir nicht vergleichbar sind. In Bolton handelt es sich um eine ehemalige Fachhochschule. Manchester – Bolton gehört zur Region Greater Manchester – hat eine Universität. Aufgrund des Brexits haben wir jedoch keine Kontakte mehr zu der Universität. Die Austauschbeziehungen sind von englischer Seite leider komplett abgebrochen worden. Der Brexit wurde vor mittlerweile fünf Jahren vollzogen. Ja. Durch meine Tätigkeit an der Universität bekomme ich besonders die Auswirkungen auf den Bildungssektor mit, der leidet. Für unsere Studierenden ist es schlecht, dass sie nicht mehr über ein Erasmus-Programm nach England können. Bildungspolitisch ist der Brexit ganz schwierig, wenn ein Land durch Einreisehürden auch noch Hemmnisse aufbaut. Bei der Einreise nach Großbritannien braucht man ab April nicht nur einen Reisepass, sondern auch eine ETA, eine Art Vorstufe eines Visums. England baut da eine große Mauer auf. Umgekehrt versuchen wir als Club, abseits dieser bildungspolitischen Dinge, den Kontakt zu Bolton und den Menschen dort zu pflegen. Lesen Sie auch: Zwei Tage britisches Lebensgefühl in Bad Lippspringe Neben 50 Jahre Städtepartnerschaft gibt es in diesem Jahr ein weiteres Jubiläum: Der Deutsch-Englische Club wird 60. Was haben Sie dazu geplant? Zum Jubiläum im Dezember wollen wir einen kleinen Festakt auf die Beine stellen und unsere Festschrift erweitern. Dabei möchten wir besonders die Verbindung zur Army in den Vordergrund stellen. Die Army und das Metropolitankapitel sind auch bei der Organisation des Christmas Carol Services dabei, der natürlich wieder im Dezember im Dom stattfindet. Das ist eine Andacht, die zur Hälfte aus Christmas Carols und zur Hälfte aus deutschen Weihnachtsliedern besteht. Hinzu kommen Lesungen, die abwechselnd in Englisch und Deutsch sind. Der Dom ist dann immer rappelvoll. Queen Elizabeth II war drei Mal im Paderborner Land. Können Sie sich vorstellen, dass auch ihr Sohn Charles während seiner Regentschaft mal vorbeischaut? Das wäre natürlich toll, aber eher unrealistisch. Zwar ist Paderborn einer der letzten Standorte für das britische Militär in Deutschland. Aber ich denke, dass die Royals genug damit zu tun haben, ihr koloniales Erbe aufzuarbeiten. Für Paderborn gilt dann: They just don’t have it on the map [Sie haben es einfach nicht auf der Karte].

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