Dagobert Böhm führt mit Seele sein Label Ozella Music

Borchen-Schloß Hamborn. Bunte Häuser, eine Vorliebe für ungewöhnlichere Architektur und eine vorwiegend grüne Wählerschaft. In dem von der Waldorfpädagogik geprägten Örtchen Schloß Hamborn ist manches anders – und besonders. So lockt die charmante Lage, umgeben von Bäumen, viele Spaziergänger, die die Natur erwandern. Hier existiert seit 1999 aber auch ein Musiklabel, das vor allem für Jazz-Fans eine echte und auch international bekannte Größe ist: Dagobert Böhms Ozella Music. Ursprünglich hatte Böhm, der selbst Akustikgitarrist ist, das Label für eigene Veröffentlichungen gegründet. Als OZ 001 steht sein Album &bdquo;Circle Around" am Anfang der Publikationen. Weitere Alben folgten, unter anderem mit seinem Projekt &bdquo;String Unit". Irgendwann ging die Firma dann aber richtig ab, durch eine Scheibe mit Karl Seglem, den Böhm für Konzerte auch nach Schloß Hamborn und Dalheim holte. Böhms Haus ist Vertriebszentrale und zum Teil auch Studio &bdquo;Im Nu hatte ich mit dem Label so viel tun und konnte gar nicht mehr selbst spielen", sagt Böhm. Eine Zeit lang hat er es dann allein gestemmt und seine Frau Christel hat den Versand gemacht. Heute ist sie fest dabei – genauso wie auch die Tochter Elisa-Jorien Böhm-Malinowsky. &bdquo;Mehr geht vom Platz her gar nicht", sagt Böhm. &bdquo;Aber eigentlich bräuchten wir noch zwei bis drei Leute." Denn die Arbeit ist da. Allein die extrem wichtige Künstlerbetreuung ist etwas, das eine Menge Zeit raubt. Hinzu kommen Artwork, Mastering der Aufnahmen und das Marketing, für jeden dieser Bereiche beauftragt Böhm freiberufliche Spezialisten. &bdquo;Bis zur fertigen Produktion sind es ganz viele einzelne Schritte", sagt er. Böhms Haus ist dabei Vertriebszentrale und zum Teil auch Studio. Seine akustische Gitarre nimmt er hier auf, in einem Raum mit einer Profianlage, Instrumenten und einer Wand voll mit schallschluckenden Platten. Für andere Produktionen reist er quer durch die Welt. &bdquo;Ich habe mich daran gewöhnt, dass wir in den tollsten Studios der Welt aufnehmen, die sich die Musiker aussuchen", erzählt er begeistert. Da kann er sich dann auch mal etwas zurücklehnen und genießen. &bdquo;Das ist unglaublich. Früher hätte ich mir das nicht träumen lassen." Die Rainbow Studios in Oslo von Jan Erik Kongshaug sind einer dieser Träume. Zuletzt loderte das Label jedoch für eine längere Zeit auf Sparflamme. Böhm war schwer erkrankt. Diese Phase ist mittlerweile vorbei. &bdquo;Jetzt starten wir wieder ganz neu durch", sagt er. Auch Weltmusik ist im Angebot Nach längerer Pause will er jetzt auch wieder selbst mehr Gitarre spielen. Als Autodidakt hatte er sich die Technik allein beigebracht. Mit dem Musiker Carsten Mentzel, der wie er in Schloß Hamborn lebt, plant Böhm ein Projekt für Akustikgitarre und Fender Rhodes, einem ganz eigen und knarzig klingenden Tasteninstrument. Über seine Kontakte in den Norden wolle er zudem verschiedene skandinavische Musiker dazu holen. Jazz aus Skandinavien ist denn auch der Schwerpunkt des Ozella-Labels. Ebenso im Programm hat Böhm aber auch Weltmusik. Wie von Michel Sajrawy, einem palästinensischen Gitarristen. Bei seiner Hauptmarke Ozella ist Böhm gerade bei Veröffentlichung Nummer 83, weitere Alben veröffentlicht er unter den Etiketten Ozella Lounge (beispielsweise Carsten Mentzels Projekt &bdquo;Stardelay") und Songways (unter anderem der Paderborner Pete Alderton). Dagobert Böhm verlegt zwar vorwiegend Jazz. Allerdings Jazz für normale Fans. Er gucke immer darauf, dass man sich das auch gut anhören kann und das Ergebnis nicht nur den Kopf und den Intellekt anspricht. Richtig melodisch und innovativ müsse sein, was unter der Marke Ozella erscheint. Die Musik müsse seine Seele ansprechen, sagt Böhm. Dies spüren auch die Leute. Mit internationalen Partnern vertreibt Böhm seine CDs weltweit. Bedeutende Märkte neben Deutschland sind England, Skandinavien und Japan. &bdquo;In Japan gibt es ein unglaublich aufgeschlossenes Publikum für Piano-Trios", sagt Dagobert Böhm. Piano-Trios wie das Helge Lien Trio, dessen Album &bdquo;Hello Troll" aus dem Jahr 2008 die bislang erfolgreichste Ozella-Produktion ist. Er veröffentlich nur das, was ihn im Innersten anspricht Sein Wissen über Musik hat sich Böhm im Laufe vieler Jahre angeeignet und erhört. Ganz viel kennengelernt hat er dabei schon früher durchs Kaufen und Verkaufen: Komplette Schallplattensammlungen hat er damals übernommen und auf Plattenbörsen wieder unter die Leute gebracht, erzählt er. Und durch die vielen Gespräche mit den Musikfans vergrößerte sich sein Wissensspektrum. Nachrangig ist für Böhm der wirtschaftliche Erfolg von Ozella. Dadurch sei das Label anders als andere. &bdquo;Ich veröffentliche nur, was meine Seele und mein Herz wirklich erreicht", sagt Böhm. &bdquo;Das gilt auch für die Musiker. Da ist es mir egal, ob jemand sein Instrument ewig studiert hat und super ist." Es muss Dagobert Böhm eben im Innersten ansprechen. Was wohl nur geht, wenn man für die Musik, seine Musik, lebt. Am Donnerstag, 22. Februar, gastiert mit dem Oddgeir Berg Trio um 20 Uhr eine neue und innovative Band beim Paderborner Jazzclub in der Cafeteria der Kulturwerkstatt (Bahnhofstraße 64), die ebenfalls durch Ozella in die Welt klingt. &bdquo;Before Dawn" heißt das CD-Debüt.

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