Paderborner Rat der Muslime nimmt Ditib in Schutz

Paderborn. Die Spitzelvorwürfe um die türkisch-islamische Union Ditib beschäftigen auch die Paderborner Muslime. Beim 8. Neujahrsempfang der Schura verurteilte Sprecher Emin Özel den &bdquo;Hype" und das &bdquo;Bashing" des Islam-Dachverbandes in den deutschen Medien. &bdquo;Das geschieht meiner Meinung nach zum größten Teil zu Unrecht", sagte Özel. Zu dem Empfang im Islamischen Zentrum waren Vertreter von Stadt, Kreis, Kirchen, Polizei und Wohlfahrtsverbänden sowie Mitglieder der sechs Moscheegemeinden erschienen. Als Referentin hatte der Paderborner Rat der Muslime, die Schura, Ayten Kilicarslan eingeladen, Leiterin der Abteilung Frauen, Familie, Jugend und Soziale Dienste bei Ditib in Köln. Wohl auch deshalb ging Özel in seiner Begrüßung ausführlich auf die aktuelle Diskussion ein. Er selbst sei zur Jahrtausendwende zwei Jahre lang Vorsitzender der zu Ditib gehörenden Fatih-Moschee gewesen und könne versichern: &bdquo;Zu keinem Zeitpunkt wurde mir oder dem Imam etwas vorgeschrieben." Die Gemeinde sei auch heute autark. "Von Spionage zu sprechen, ist übertrieben" Im Gespräch mit nw.de vermutete Özel, dass &bdquo;der ein oder andere Imam" vorauseilend gehandelt haben könnte. Ausschließen könne man das nicht. &bdquo;Aber von Spionage zu sprechen, ist übertrieben", stellte Özel klar. Der Schura-Sprecher bekennt sich selbst offen dazu, ein Sympathisant der Gülen-Bewegung zu sein. Deren Anhänger sollen bekanntlich von Ditib-Imamen an die Türkei gemeldet worden sein. Özel betonte ausdrücklich, dass er in Paderborn &bdquo;zu keinem Zeitpunkt Diskriminierung oder Angriffe erfahren" habe. Er sei sich sicher: &bdquo;Aus Paderborn wurde bestimmt niemand gemeldet."Referentin Ayten Kilicarslan, die einen Vortrag über das ehrenamtliche Engagement von Moscheegemeinden hielt, sagte zu den Spitzelvorwürfen: &bdquo;Ich selber habe keine Kenntnisse über so etwas." Sie konzentriere sich auf ihre Themenfelder soziale Arbeit und Integration. Kilicarslan kritisierte die Diskussion als &bdquo;schädlich für die Basis". Diese Menschen hätten damit nichts zu tun und der Verband könne sich nicht um seine Inhalte kümmern. Unter den Gästen war auch Sigrid Beer. Die schulpolitischen Sprecherin der grünen Landtagsfraktion nutzte die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit der Ditib-Vertreterin. Gegenüber nw.de sagte Beer, sie halte es für ein positives Zeichen, dass Ditib den Sitz im Beirat für den islamischen Religionsunterricht ruhen lasse. &bdquo;Das ist eine vertrauensbildende Maßnahme", so Beer. Der Islam-Unterricht sei ein wichtiger Integrationsfaktor und dürfe nicht durch die politische Diskussion belastet werden. Offiziell vorgestellt beim Neujahrsempfang wurde der neue Schura-Vorsitzende Ahmed Alhajraui. Der 44-Jährige gehört zur Begegnungsstätte Arrahmah. Der dreifache Familienvater will den Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen intensivieren und Jugendliche stärker in die Gemeinden einbinden. Kommentar Augenwischerei Auch wenn es in Paderborn wirklich keine Fälle gegeben haben sollte: Dass beim Empfang der Schura die Medien für ihre Berichterstattung über die Affäre kritisiert wurden, aber nicht der islamische Dachverband Ditib für seine nachgewiesene Spionagearbeit, das hat schon etwas von Augenwischerei. Ganz gewiss hat der größte Islamverband Deutschlands eine besondere Bedeutung für die Muslime in unserem Land. Gerade deshalb sollten sie ihn aber auch kritisch begleiten und ihn nicht einfach aus falsch verstandener Toleranz kritiklos verteidigen. Auch wenn es vielleicht weh tut. Missstände können nur behoben werden, wenn sie offen angesprochen werden. Kontakt zum Autor

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