Paderborn. In der vergangenen Woche ist an dieser Stelle von einem Paderborner Bischof berichtet worden, der sicher nicht zu den herausragenden Oberhirten dieser Stadt gehört. Um die Ausgeglichenheit zu wahren, sei nun jedoch an einen Würdenträger erinnert, der außerhalb jeder Form von Kritik steht. Der gebürtige Kopenhagener Niels Stensen, der 1686 in Schwerin im Alter von nur 48 Jahren starb, hat sich als unbeugsamer Katholik, als Mediziner und als Naturforscher einen Namen gemacht.
Der erst im Alter von 29 Jahren zur katholischen Kirche übergetretene Stensen wurde 1680 durch Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg zum Weihbischof von Münster und Paderborn ernannt. Der hoch gebildete und weit gereiste Mann nahm die Arbeit in der Provinz sehr ernst, begann diese erst nach achttägigen Exerzitien im Jesuitenkolleg am Kamp und weihte später die Gnadenkapelle in Marienloh und auch die neu erbaute Kapuzinerkirche. Nach nur drei Jahren aber quittierte Stensen den Dienst. Die Bestechungspraktiken, mit denen die Nachfolge des 1683 gestorbenen Ferdinands von Fürstenberg "geregelt" wurde, waren ihm höchst zuwider. Er zieht nach Mecklenburg und lebt dort als einfacher Missionar. Erst als ihm eine tödliche Darmerkrankung zuschaffen macht, lässt sich der Asket, der jahrelang auf dem Boden geschlafen hat, ein Bett bereiten. In dem stirbt er ohne priesterlichen Beistand.
So endet ein Leben, das den jungen Niels zu umfangreichen Studien in Amsterdam, Leiden, Paris, Montpellier, Florenz und Rom geführt hatte. Stensen wird zum Doktor der Medizin und zum Leibarzt der Medici. In Florenz konvertiert er auch. Cosimo III., der vorletzte Großherzog von Toskana, sorgt dann auch für Stensens letzte Reise. Die sterblichen Überreste werden per Schiff aus Schwerin über Livorno nach Florenz gebracht. Um die abergläubischen Seeleute zu täuschen, wird der Leichnam in einer Bücherkiste transportiert.
Papst Johannes Paul II. hat Stensen 1988 selig gesprochen. In Marienloh ist das katholische Pfarrheim nach dem Universalgelehrten, der acht Sprachen beherrschte, benannt.