Paderborn. Die Antwort auf die Frage von Irene Mergard führt in eine Paderborner Vergangenheit, in der die Domstadt tatsächlich einen Hauch von großer Welt atmete. "Ich würde gern etwas über Wiemuths Thete lesen", hat die NW-Leserin angeregt.
Die Erinnerung an die legendäre Gastwirtin, die im August 1976 im Alter von 91 Jahren starb, ist von vielerlei möglicherweise auch alkoholbefeuerten Anekdoten geprägt. Fakt ist aber, dass das Café Wiemuth am Rathausplatz 19 - dort residiert heute ein Mode-Filialist - vom Beginn der 20. Jahrhunderts bis zum Schließung im Jahr 1973 ein ausgesprochen beliebtes Lokal war. Das lag sicherlich auch an der ebenso reizenden wie geschäftstüchtigen Thete. Die hatte den Sinn für das Besondere, richtete einen edlen Wintergarten sowie einen Konzertgarten ein und engagierte angesagte Tanzkapellen. Vor dem ersten Weltkrieg soll sogar Kronprinz Wilhelm von Preußen der Paderbornerin seine Aufwartung gemacht haben. Ein anderer Verehrer warf aus einem Flugzeug körbeweise rote Rosen über dem Café ab.
Nach der Zerstörung im Bombenkrieg 1945 wurde das Café sechs Jahre später wiedereröffnet. Zudem betrieb Thete in der Nachkriegszeit auch noch ein legendenumwobenes Gartenlokal am Dörener Weg, das manchem strengen Sittenwächter in den doch recht prüden 1950er Jahren missfiel.
Genauso wie die dicken Zigarren, die die Gastwirtin auch im hohen Alter noch unaufhörlich paffte. Ob sie mit 90 Deutschlands älteste noch aktive Gastwirtin war, lässt sich nicht beweisen. Dass sie ein Paderborner Original ist, bleibt unbestritten.
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