Gründerszene Paderborn (8): Vor genau 20 Jahren begann die Erfolgsgeschichte von Incony

Paderborn. Griffig sollte er klingen und mit &bdquo;A" anfangen. Der Name für die Software, mit der alles anfing, begleitet Elke Radeke (51), Holger Aisch (46) und Jorge Bernad (41) bis heute. Die Informatiker, vor 20 Jahren im C-Lab beschäftigt, einer Kooperation der Universität Paderborn damals mit Siemens (heute mit Athos), verfielen auf &bdquo;Anteros", den Namen für den &bdquo;Gott der Gegenliebe" in der griechischen Mythologie. Und der stieß fernab vom Olymp in den profanen Niederungen der IT-Welt durchaus auf positive Resonanz. Anteros, die Software von Incony aus Paderborn, ist in den letzten 20 Jahren zu einem Produkt geworden, das ebenso von Weltfirmen wie kleinen Mittelständlern genutzt wird. Mit Anteros entstehen aus einem gemeinsamen Datenpool vollautomatisch so verschiedene Produkte wie Kataloge, Webshops und Apps. Neuerdings werden bestimmte Produkte wie Ersatzteile sogar schon per Smartphone-Foto bestimmt. Der Verzicht auf Risikokapital hat sich in der Krise bewährt Zum Kundenkreis gehören ganz Große wie Hella oder Schaeffler aus der Branche der Automobil-Zulieferer oder auch Bogner aus dem Reich der Mode. Aber auch eher wenig Bekannte stehen in der Stammkartei: &bdquo;Unser kleinster Kunde ist ein Mittelständler mit neun Mitarbeitern, der für seine Kunden aus dem großen Angebot seiner Lieferanten für seinen eigenen Katalog immer nur die besten Produkte auswählt", sagt Elke Radeke. Sie ist innerhalb des dreiköpfigen Vorstands für Marketing und Vertrieb zuständig. 1995 promovierte die Informatikerin über Datenbanken. &bdquo;Es war die Zeit, als das Word Wide Web zum Begriff wurde", erinnert sie sich. In Forschungsprojekten mit Firmen aus Maschinenbau, Elektrotechnik und Bauwesen aus mehreren europäischen Ländern beschäftigte man sich im C-Lab mit der Idee, Produktdaten zentral zu pflegen und sie mit möglichst wenig Aufwand für Printprodukte, Webseiten und CD bereitzustellen. Radeke: &bdquo;Wir haben damals recht schnell gemerkt, dass dafür bei vielen Firmen eine Nachfrage entstand." Das Ergebnis der doch recht komplexen Aufgabe war die erste Version von Anteros. Bevor 1998 aber das erste kommerzielle Projekt mit der Software vom Stapel lief, wurde die Software im C-Lab eingehend auf ihre Anwenderfreundlichkeit geprüft: Testkandidaten mit Eye-Tracking-Brille ermittelten, an welchen Stellen das menschliche Auge bei der Bedienung der Software Probleme bekam. Dann kam der Moment: &bdquo;Es hieß irgendwann Brot oder Butter, und wir entschieden uns für eine Ausgründung in Form eines Management Buy Out, um flexibler am Markt sein zu können. Siemens blieb damals noch für ein Jahr mit an Bord, dann hatten wir uns frei gekauft", erinnert sich Elke Radeke. Im Jahr 2000 zog die junge Firma in den Technologiepark, in das gerade gebaute Haus Nr. 34. Dort befindet sich noch immer der Firmensitz. Auf aktuell drei Etagen sind die Büros für alle 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. &bdquo;Wir haben uns bewusst dafür entschieden, keine Arbeiten in ferne Länder mit niedrigen Personalkosten zu vergeben", sagt Elke Radeke. Das Risiko von Fehlern oder Ungenauigkeiten sei einfach zu groß, das zeigten auch die Erfahrungen anderer Firmen. Radeke: &bdquo;Unsere Kunden bieten Präzisionslösungen an, da ist fehlerfreie Arbeit absolut nötig." Bewusst verzichtet hat Incony außerdem auf Risikokapital. Für den Businessplan opferte Elke Radeke damals fünf Wochen Urlaub, Finanzierungspartner auf zehn Jahre wurde die Paderborner Hausbank. &bdquo;Wir hatten auch ein Angebot auf richtig viel Geld. Doch nach deren Planung hätten die Geschäftszahlen nach einer schwachen Anlaufphase ganz steil nach oben gehen müssen. Das erschien uns unseriös", sagt Elke Radeke. Lieber wollte man auf dem Boden solider ostwestfälischer Tatsachen bleiben und die Planungen flexibel halten. Solcherart Flexibilität war denn auch bald nötig: Die Krise der New Economy Anfang der 2000’er Jahre erwischte auch Incony. &bdquo;Es wurde eine Zeit lang sehr schwierig, neue Kunden zu gewinnen", sagt Elke Radeke. Tatsächlich musste auch Incony damals fünf Mitarbeiter entlassen. &bdquo;Das hat mich damals durchaus um den Schlaf gebracht", gesteht die Vorstandsfrau. Doch bald schon hatte sich die kleine Firma wieder gefangen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Autozulieferer Hella, die Incony auf mehrere Kontinente führte, begann zum Beispiel schon vor zwölf Jahren. Inzwischen konfiguriert nicht nur Incony selbst Lösungen auf Anteros-Basis; auch Partner empfehlen die Software und führen auf ihrer Grundlage Kundenprojekte durch. Elke Radeke: &bdquo;So hat der Automobilzulieferer aus Lippstadt mit der Software schon viele Printkataloge und Datenblätter in mehreren Landesgesellschaften per Knopfdruck generiert und baut mit den zentral gepflegten Daten auch internationale Webshops auf." Ganz frisch ist nun der Vorstandsbeschluss, ein Grundstück im Technologiepark zu kaufen und dort zu bauen – beständiges Wachstum auf ostwestfälische Art macht’s möglich.

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