In Lichtenau fährt der Bus jetzt auf Abruf

Lichtenau. Die beiden modernen Mercedes-Elektro-Bullis haben sie poliert und auffällig beklebt. Sie stehen in Lichtenau für den Neustart im Nahverkehr. Auch dank diesen Fahrzeugen hoffen die Stadt, der Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (NPH) und das Busunternehmen BVO, dass mehr Menschen Bus fahren. Zuletzt war es innerhalb der Kommune laut NPH nicht mal ein Fahrgast pro Fahrt. Für den Umschwung soll nun der &bdquo;Holibri“ sorgen. Wie angekündigt, hat der neue Kleinbus mit sechs Sitzplätzen am Montag seinen Dienst aufgenommen. Vorgestellt als &bdquo;On-Demand-Verkehr“ ist er aber zum Start eher noch die Light-Version eines flexiblen Busses auf Abruf. Das kommt daher, dass der Holibri vor allem eines soll: den Lichtenauer Haushalt entlasten. Die Energiestadt habe schon 2022 ihren Unmut über die hohen ÖPNV-Kosten deutlich in Richtung Kreishaus geäußert, sagt am Montag Bürgermeisterin Ute Dülfer (parteilos) zur &bdquo;NW“. Über die Kreisumlage zahlen die Kommunen an den Kreis Millionenbeträge – Lichtenau und andere Städte sehen das Angebot aber zunehmend kritisch. Auf Druck von Dülfer hatte Landrat Christoph Rüther (CDU), Verbandsvorsteher beim NPH, dann Lichtenau zur Pilotkommune im Kreis Paderborn für neuen ÖPNV erkoren. Gut für die Stadt: &bdquo;Wir sparen nun allein 2024 etwa 100.000 Euro im Haushalt ein“, frohlockt die Bürgermeisterin. So wird gebucht Für die Fahrgäste gibt es auch Veränderungen: Anstatt großer Diesel-Busse fährt der schicke E-Bulli von Ort zu Ort – und sorgt vor allem für zuverlässigen Anschluss an die Schnellbuslinie S85 nach Paderborn und Warburg. Buchen müssen sie ihre Tour bis spätestens 60 Minuten vor Abfahrt – zum gleichen Preis wie bisher. Das geht unter Tel. 05251 29304050, in der eigens programmierten Holibri-Lichtenau-App sowie über die Webseite www.holibri.info. Wichtig: Nur wer bucht, wird auch mitgenommen, gezahlt wird bar im Bus. Kartenzahlung soll &bdquo;in den nächsten Wochen“ folgen. Neben festen und altbekannten Bushaltestellen in der Kernstadt, die der Holibri bei jeder Tour anfährt, gibt es weitere Haltestellen in Husen, Atteln, Ebbinghausen und Dalheim, die er nach vorheriger Buchung bedient. Hier gibt es keine feste Route, sodass die Fahrt in Orte auch mal schneller gehen kann. Sonderfall in Lichtenau: Weiterhin verkehrt im Stadtgebiet auch der ehrenamtlich organisierte Bürgerbus. Er übernimmt nun sogar Fahrten, die zuletzt die bis 2030 im Linienbündel beauftragte BVO bedient hat. Der Bürgerbusverein, das wird bei der Holibri-Vorstellung klar, freut sich über das neue System. Kritik üben die Vorsitzende Romana Gregor und Fahrer Thomas Asche aber an &bdquo;mangelnder Absprache“ und sehen sich als günstigen Notnagel, der das ÖPNV-Angebot rettet. &bdquo;Wir sind 2017 mal als Zusatzangebot angetreten, jetzt sind wir ins Netz eingebunden“, sagt Asche. Der Bürgerbus – weiter ein Achtsitzer mit Verbrenner-Motor – bedient Blankenrode, Hakenberg, Herbram-Wald, Herbram, Asseln, Iggenhausen und Grundsteinheim. Kleinenberg und Henglarn bleiben außen vor. Übrigens: Der Bürgerbus muss weiter weiter über seine eigene App bestellt werden. An Kinder ist gedacht Kritik nimmt NPH-Geschäftsführer Marcus Klugmann professionell hin. Er weiß, dass sich das System noch entwickeln muss: &bdquo;Erstmal wollen wir Erfahrungen machen, daraus lernen wir dann.“ So könnten dann auch so genannte &bdquo;virtuelle Haltestellen“ angeboten werden. In Lichtenau ist derzeit nur der Einstieg an den bekannten Bushaltestellen möglich. Auch die Abfahrtzeiten gibt ein Fahrplan vor. Klugmann: &bdquo;Das liegt an der Anbindung an die S85.“ Komplett individualisiert ist der Nahverkehr also noch nicht. Dafür soll es den Fahrgästen nicht an Bequemlichkeit fehlen. Die 80.000-Euro-Bullis bieten Beinfreiheit, sind leise und auch auf den Transport von Kleinkindern vorbereitet, natürlich nur in Begleitung Erwachsener. Im Kofferraum sind Kindersitze vorhanden. Eins der beiden Fahrzeuge könne auch Rollstuhlfahrer aufnehmen. Für Schulkinder ändere sich durch den Holibri nichts, betont Klugmann: &bdquo;Busse und Fahrzeiten bleiben gleich.“ Zurückgefahren werde das Angebot an Wochenenden: manche Ein-Stunden-Taktung wechsle nach Auswertung von Nutzerzahlen in einen Zwei-Stunden-Rhythmus.

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