Der Wolf im Hochstift erregt die Gemüter

Lichtenau. Schon seit über zwei Jahren scheint sich ein Wolf in der Egge zwischen Lichtenau und Altenbeken wohlzufühlen. Aber nicht jeder in der Bevölkerung fühlt sich damit wohl. &bdquo;Die erneute Sichtung im Juni diesen Jahres hat für Aufregung gesorgt und ich habe den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach einer Informationsveranstaltung mitgenommen“, begrüßte Bürgermeisterin Ute Dülfer über 100 Anwesende bei der Veranstaltung unter dem Titel &bdquo;Wolfsgebiet Senne – Eggegebirge“. Und diese wurde durchaus emotional geführt. Die Energiestadt Lichtenau hatte gemeinsam mit dem Kreis Paderborn dazu in die Lichtenauer Schützenhalle eingeladen. Grund hierfür war unter anderem die Sichtung eines Wolfes im Juni im Eselsbett bei Lichtenau. Bereits in den Jahren 2020 und 2021 hatte es Nachweise auf ein territoriales Einzeltier im Stadtgebiet gegeben, woraufhin 2021 das Wolfsgebiet ausgewiesen wurde. Dass es wichtig sei, das Thema Wolf ganzheitlich zu betrachten, stellte Landrat Christoph Rüther hervor. &bdquo;Für die einen ist die Rückkehr des Wolfes ein Erfolg, Landwirte und Nutztierhalter sind aber in großer Sorge. Man kann verschiedener Meinungen bei diesem Thema sein, aber es sollte von allen Seiten beleuchtet werden. Sowohl der Schutz des Wolfes als auch der Schutz der Bevölkerung ist wichtig“, so Rüther. Bei jedem neuen Wolfsgebiet werde eine Informationsveranstaltung durchgeführt, erläuterte Matthias Kaiser vom Landesamt für Natur, Umwelt und Natur und machte deutlich, dass die Verbreitung des Wolfes in NRW im Gegensatz zu Bundesländern wie etwa Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg noch sehr überschaubar sei. &bdquo;In NRW reden wir derzeit über vier ausgewiesene Wolfsgebiete und deren Pufferzonen. Hierbei ist das größte Rudel derzeit im Wolfsgebiet Schermbecke zu finden. In der Egge ist bisher nur ein territoriales Einzeltier gesichtet worden“, stellte Kaiser neben der Darlegung des Verfahrens zum Nachweis eines Wolfes klar. Im Jahr 2021/22 seien insgesamt 1.081 Meldungen zum Thema Wolfssichtung überprüft worden. Diese Meldungen reichten von Sichtungen mit und ohne Bildnachweis, Tierrissen, Kotuntersuchungen und auch der Wahrnehmung von Wolfsgeheul. Klar sei auch, dass Nutztiere nicht zur Hauptnahrungsquelle des Wolfes gehörten, sondern Wildtiere. Auf die Frage wie viele Wölfe für die Zukunft in Deutschland zu erwarten seien, antwortete Kaiser, das hier nur theoretische Höchstgrenzen zu nennen seien. Wie stark sich die Wölfe vermehren würden, hänge von vielen Faktoren ab. Eine der häufigsten Todesarten sei zum Beispiel der Verkehr. Man gehe davon aus, dass sich die Anzahl einpendeln werde, &bdquo;aber sicher ist, dass der Wolf nicht weggehen wird“, so Kaiser. "Der Wolf muss lernen, dass ein Zaun weh tut" Welche Schutzmaßnahmen und Fördermöglichkeiten Nutztierhaltern zur Verfügung stehen, erläuterte ausführlich Wolfgang Take, Herdenschutzbeauftragter bei der Landwirtschaftskammer NRW. Präventionsmaßnahmen wie Weidenzäune oder Herdenhunde würden in den ausgewiesenen Wolfsgebieten gefördert. Nur in Verbindung mit einer Präventionsmaßnahme sei in diesen Gebieten eine Entschädigungszahlung möglich. &bdquo;Das Ziel ist, dass der Wolf lernt, dass ein Weidenzaun weh tut und er darum von den Nutztieren ablässt“, erklärte Take und warb dafür, sich bei Fragen an die Kammer zu wenden. In NRW seien im Jahr 2021 etwa 1,5 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung gestellt worden, wovon der größte Teil für Präventionsmaßnahmen genutzt worden sei. Im Bundesvergleich sei diese Summe hoch, da es sich um Anfangsinvestitionen handele. Die Summe werde sich relativieren, je mehr Präventionen durchgeführt würden. Staat soll die Schutzzäune selbst aufstellen Dass das Thema die Gemüter erregt, zeigte sich schnell in der Diskussion. Schilderungen vom Auffinden gerissener Tiere, langwierige Verfahren im Entschädigungsfall oder das Verweilen in Warteschleifen wurden genannt. Mit der Aussage &bdquo;wenn der Staat den Zaun haben möchte, soll er ihn aufstellen“ äußerte sich polemisch die Kritik an der nicht Vergütung der Arbeitszeit beim Installieren von Präventionszäunen. Fürsprecher für den Wolf traten in der Versammlung, neben den Podiumsteilnehmern, nicht vor. Eine Neubewertung der Einstufung des Wolfes auf der roten Liste müsse erlaubt sein, so Kaiser. Es könne nicht sein, dass sich ein Tier in der Ausbreitung auf derselben Liste befände, wie zum Bespiel der vom Aussterben bedrohte Feldhamster. &bdquo;Es ist eine Grundsatzdiskussion, den Wolf braucht niemand, aber es ist schön, dass er da ist“, fand Matthias Kaiser ein Schlusswort. Weitere Informationen: www.wolf.nrw

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