Wohnmobil-Betrüger werden selbst hereingelegt

Lichtenau. Eigentlich sieht es die Obrigkeit gar nicht so gern, wenn Ottonormalbürger selbst anfangen, gegen Kriminelle zu ermitteln. Doch als eine geprellte Familie aus Bielefeld einer Bande von Betrügern auf die Spur kam, knüpfte die Polizei da gern an. Denn so konnte ein Trio nebst einem mutmaßlichen Handlanger festgenommen werden, das deutschlandweit teure Wohnmobile anmietete, um sie so dann zu verkaufen. Seit Dezember ordnet, wie berichtet, die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn den Sachverhalt. Denn während Drago C. (alle Namen geändert) sich selbst in seiner umfangreichen Aussage als nur kleines Licht beschrieb, schweigen seine Mitangeklagten. Möglicherweise kein Wunder, denn der 36-Jährige schilderte das Essener Amalia und Marco D. doch als die eigentlichen Strippenzieher. Dass die Betrüger äußerst geschickt vorgingen, davon berichtet am fünften Verhandlungstag auch die 44-Jährige aus Bielefeld, die letztlich den Angeklagten Anfang Juni eine Falle stellte. Sie hatte im Mai im Auftrag des Sohnes ihres Lebensgefährten die Vermietung von dessen Wohnmobil organisiert. Kommunikation über Ebay-Kleinanzeigen Völlig unverdächtig sei die Kommunikation über die Plattform Ebay-Kleinanzeigen und später per Whatsapp gewesen, sagt sie. Sicher, die Rechtschreibung in den Nachrichten sei fehlerhaft gewesen, &bdquo;aber ich habe mir dabei nichts gedacht. Mir erschien alles plausibel." Als das Fahrzeug dann aber auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, habe ihr Lebensgefährte angeregt, den Tätern eine Falle zu stellen. Mit Hilfe von Bildern aus dem Netz entwickelte sie ein Scheinangebot und stellte dieses erneut auf Ebay ein. Etliche Leute hätten sich gemeldet, dass sie denen dann absagen musste, habe ihr schon ein bisschen leid getan, erzählt die Bielefelderin vor Gericht. Nach gar nicht so langer Zeit traf allerdings eine Anfrage ein, die der 44-Jährigen sofort verdächtig vorkam. Wieder zierten Rechtschreibfehler die Nachricht, die über Ebay unter einem deutschen Nachnamen eintraf. Aber vor allem weckte die Tatsache, dass der Account auf der Plattform erst am selben Tag eröffnet worden war, ihr Misstrauen. Als dann auch noch der vorgebliche Interessent sofort in die Vollen ging und fast ohne jede Nachfrage sofort zur Anmietung schreiten wollte, schrillten bei der Bielefelderin alle Alarmglocken. &bdquo;Das sind sie", waren sie und ihr Lebensgefährte sicher und verständigten die Polizei. Am Treffpunkt festgenommen Die stieg sofort mit ein, begleitete die Frau bei dem weiteren E-Mail-Verkehr, um die Verdächtigen bei der Stange zu halten. Als dann via Telefon weiter kommuniziert wurde, übernahmen das die Ermittler aus Paderborn. Sie beschafften auch ein Wohnmobil, das der Scheinanzeige entsprach. Tatsächlich reiste zum verabredeten Zeitpunkt Draco C. an. Er wurde am Treffpunkt festgenommen, zeitgleich an einem Parkplatz das Ehepaar Amalia und Marco D. in einem Audi A6, der den Polizeibeamten bei der vorausgehenden Observierung aufgefallen war. Auf dem Rücksitz saß Adrian H. aus Gelsenkirchen. Er hätte dieses Mal, so die Fahnder, das Wohnmobil von Draco C. übernehmen und in Sicherheit bringen sollen. Nachdem die Richter zahlreiche Zeugen, aber auch Draco C. gehört haben, ist es gut möglich, dass beim nächsten Verhandlungstermin die Eheleute Amalia und Marco D. ihre Sicht der Dinge schildern werden. Er wird am Mittwoch, 11. März, stattfinden.

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