Ein stacheliger Weihnachtsgruß aus dem heimischen Wald

Kreis Paderborn. Wenn Försterin Marina Jürgens zwischen Kleinenberg und Hardehausen durch ihr Revier geht und ihre Schritte Richtung Eggekamm lenkt, dann kann es leicht passieren, dass sie mitten im Wald in Weihnachtsstimmung gerät. Denn schon von weitem leuchten hier die roten Beeren der Stechpalme. Und die ist etwas ganz Besonderes, nicht nur, weil sie just zum Baum des Jahres 2021 gekürt wurde. Ilex aquifolim, wie der Baum bei den Botanikern heißt, ist in Gebieten zu Hause, die vom atlantischen Klima geprägt sind, wo also frühe und späte Fröste eher selten sind. Hier am Eggekamm, in der Nähe von Kleinenberg und Hardehausen findet sich das östlichste Vorkommen. &bdquo;Die Verbreitungsgrenze verläuft genau durch das Gebiet des Regionalforstamtes Hochstift", erklärt Pressesprecher Jan Preller. Palme profitiert vom Klimawandel &bdquo;Die Pflanze braucht feuchte warme Winter", fügt Marina Jürgens hinzu. Deshalb gehört die Stechpalme zu den Pflanzenarten, die vom Klimawandel profitieren. &bdquo;Ilex breitet sich weiter aus", wissen die beiden Förster. Denn der immergrüne Baum ist in Sachen Nährstoffen genügsam und wenn, wie im Revier von Marina Jürgens, Fichten oder Buchen von oben für einen gewissen Wetterschutz sorgen, dann läuft es gut für die Pflanze. Das Wild mag sie nicht verbeißen, schließlich bildet sie im unteren Bereich Blätter aus, die in spitzen Stacheln enden. Und giftig ist sie in allen Teilen zudem. Nur Vögel futtern und vertragen die roten Beeren – &bdquo;allerdings erst, wenn diese überreif schon am Boden liegen oder der Frost ihnen die Bitterstoffe genommen hat", erklärt Jan Preller. Der Ilex, der sich in den heimischen Gefilden eher zu stattlichen Sträuchern auswächst als zu dicken Stämmen, wurde von den Altvorderen trotzdem geschätzt – &bdquo;wegen seines hartes Holzes", weiß Marina Jürgens. Drechsler hätten es für die Fertigung von Hammerstiele genutzt, aber auch für Intarsienarbeiten sei das Holz dank seiner weiß-grünlichen Färbung gern verwendet worden. Mehr Weihnachtstradition als der Tannenbaum Doch so richtig beliebt war er bereits in alten Zeiten als Dekoration. &bdquo;Die Stechpalme hat mehr weihnachtliche Tradition als der Tannenbaum", sagt Jan Preller. Schon die Römer und Griechen holten sich die immergrünen Zweige an den Tagen der Wintersonnenwende ins Haus und im Mittelalter galten sie mit ihren roten Früchten als Sinnbilder des ewigen Lebens und damit als passender Schmuck zum Weihnachtsfest. Während in Deutschland die Tanne im 19. Jahrhundert der Stechpalme den Rang ablief, ist beispielsweise in Großbritannien die stachelige Pflanze in der Weihnachtszeit omnipräsent. Ob Tassen, Servietten oder Weihnachtskarte, überall prangt der Ilex mit seinem satten Grün und dem leuchtenden Rot. &bdquo;Das kommt gerade als Trend wieder hierher", wissen Jürgens und Preller. "Finger weg" Für die Weihnachtsfans unter den Waldbesuchern heißt es aber &bdquo;Finger weg". &bdquo;Der Ilex gehört zu den geschützten Pflanzen", erklärt Marina Jürgens. Und so gelte hier nicht die berühmte sogenannte &bdquo;Handstraußregelung", die beispielsweise in kleineren Mengen das Abschneiden von Schlehenzweigen oder das Pflücken von Pilzen erlaubt. &bdquo;Man sollte sich am Ilex erfreuen, wo er am schönsten ist", findet die Försterin und empfiehlt, lieber das Mobiltelefon zu zücken und ein schönes Foto zu machen. Für Marina Jürgens und ihren Kollegen Preller ist der Ilex ein wichtiger Blickfang. &bdquo;Man freut sich jedes Mal, wenn man an ihm vorbeikommt." Denn dort, wo sich die immergrünen Nadelbäume wie die Fichten aufgrund von Klimawandel und Borkenkäferplagen verabschiedeten, verbreite die Stechpalme mit ihren roten Beeren einen Hoffnungsschimmer – auch außerhalb der Weihnachtszeit.

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