Lichtenau

Die Steinmeier-Verschwörung im Kloster Dalheim

Der Bundespräsident kehrt für die Ausstellungseröffnung in den Kreis Paderborn zurück, an den er gute Erinnerungen hat.

Wo liegt eigentlich Paderborn? Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stellt seinem Begleittross auf dem Dalheimer Klostergelände eine knifflige Frage. | © Birger Berbüsse

Birger Berbüsse
18.05.2019 | 20.05.2019, 13:31

Lichtenau-Dalheim. „Hallo!" Die Begrüßung ist typisch ostwestälisch-bodenständig. Dabei kommt der Mann, der soeben aus der Limousine gestiegen ist, gebürtig aus Lippe. Jetzt wohnt aber in Berlin, schließlich ist er seit 2017 Bundespräsident. Und als solcher gebührt einem gelegentlich die Ehre, Ausstellungen eröffnen zu dürfen. Und so ist Frank-Walter Steinmeier an diesem Freitagnachmittag zum Kloster Dalheim gereist, wo bis zum 22. März 2020 Einblicke in „Verschwörungstheorien – früher und heute" gegeben werden.

Die Fotografen, Kameraleute, die Kollegen der schreibenden Zunft, der Landrat, der Bürgermeister, die Vertreter des LWL und etliche der Ehrengäste, sie alle stehen vor der Eingangspforte und erwarten das Erscheinen des Bundespräsidenten. Zuvor mussten sie schon mit deutlich Vorlauf ankommen, schließlich stand der gründliche Sicherheitscheck an.

Der Convoy kommt vor der Zeit

Zumindest ein wenig wird die Wartezeit dann aber abgekürzt, denn der bundespräsidiale Convoy samt Motorradpolizisten und Begleitwagen bahnt sich schon fünf Minuten vor der angekündigten Zeit seinen Weg zum Kloster. Und schon öffnet sich die Tür und Frank-Walter Steinmeier steht vor der Menge. Da müssen nicht nur die Profis, sondern auch die Nachbarin hinter der Gartenhecke schnell Kamera beziehungsweise Handy zücken, um ihre Fotos zu machen.

„Hallo!" ruft Steinmeier den Wartenden also zu, bevor er unter anderem Lichtenaus Bürgermeister Josef Hartmann jovial mit Handschlag und Schulterklopfen begrüßt – und dann gleich noch den Sohn eines der ihn empfangenden Amtsträger zu sich bittet, der ein wenig abseits zuschaut und nun doch ein paar Worte mit dem ersten Mann im Staat wechseln darf. Der macht sich gleich weiter beliebt, indem er sagt: „Schön, wieder hier zu sein." 2016 hatte er noch als Außenminister die Ehrendoktorwürde der Universität Paderborn erhalten.

Beim anschließenden Rundgang über das malerische Klostergelände stellt er seine Begleiter dann allerdings vor eine kleine Herausforderung, als er sie fragt, in welcher Richtung eigentlich Paderborn liege. Da zeigen fünf Hände in fünf verschiedene Richtungen.

"Das glaubt aber doch keiner mehr?"

Zumindest in der Ausstellung ist dann die Richtung klar. Los geht es im Mittelalter und von dort bis in die Neuzeit. Nur nicht für die Presse, die quasi eilig in der Zeit zurück reist, um den Bundespräsidenten und seine Begleiter am offiziellen Fotopunkt zu erwischen. Sechs mögliche Motive hatte das Museum vorgeschlagen, ausgewählt hat Steinmeier die „Dolchstoßlegende" und die angeblich „inszenierte Mondlandung". „Das glaubt heute aber doch keiner mehr?" fragt er – und ist überrascht als er von Kuratorin Carolin Mischer das Gegenteil hört.

Nach einer Ausstellungsbesichtigung im Eilverfahren trägt Steinmeier sich noch ins Goldene Buch des Kreises Paderborn ein. Und will schon wieder weiter, als ihm noch das Buch der Stadt Lichtenau hingelegt wird. Auch dort trägt er sich ein, dann hält er vor 600 Gästen die Eröffnungsrede. Darin sagt er mit Blick auf die gängigsten Weltverschwörungstheorien: „Es mussten keine dunklen Mächten im Hintergrund die Fäden ziehen, um mich nach Dalheim zu bringen." Dann ist er auch schon wieder weg.

 Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir irrtümlich geschrieben, dass der junge Mann, der Steinmeier begrüßen durfte, der Sohn von Bürgermeister Hartmann sei. Wir haben die Stelle entsprechend korrigiert.