Kita-Brandbrief: Erzieherinnen wollen endlich gehört werden

Hövelhof. In den Kindertageseinrichtungen im Hochstift arbeiten die Erzieherinnen und Erzieher gerne mit den Kindern. Für viele ist es nicht nur ein Job, es ist eine Berufung und bereit Freude. Sie sind dafür zwar als Fachkräfte ausgebildet worden, aber Arbeit macht nur so lange Spaß, bis sie zur Belastung wird. Und viele der Mitarbeitenden in den Kitas sind – auch durch die zusätzlichen Belastungen in der Coronazeit – an ihre Grenzen gekommen. Daher haben 110 Kita-Leitungen aus NRW – darunter auch sehr viele aus dem Hochstift – zusammen einen Protestbrief an das Ministerium für Kinder und Familie geschickt. Sie machen darin auf die aus ihrer Sicht unzureichenden und mangelhaften Bedingungen in den Kindertageseinrichtungen aufmerksam und fordern Verbesserungen. Doch bisher gab es null Reaktionen aus der Regierung zu dem im Juni verschickten Brief. Das veranlasste NorikaCreuzmann (Bündnis 90/Die Grünen), seit der NRW-Wahl im Mai im Landtag, zu einem Besuch in der Hövelhofer Kita St. Franziskus. &bdquo;Mir ist sehr wichtig, direkt von der Basis zu hören, was sie braucht. Der Austausch mit den Kitaleiterinnen und der Geschäftsführung der Kitas im Hochstift war sehr aufschluss- und hilfreich für mich“, sagt Creuzmann, die anstrebt in Kürze, in den Ausschuss für Familie und Kinder gewählt zu werden. &bdquo;Wenn der Ausschuss gebildet wird, kann ich dann die Anliegen der Kita-Mitarbeitenden vorstellen, da liegt dann nichts auf Halde. Ich hoffe, dass ich einiges bewirken kann – dafür bin ich ja in die Politik gegangen. Ich habe einen Vorteil, da ich aus der Praxis komme und weiß, wie schwer es ist, gehört zu werden“, so die Bad Lippspringerin, die 30 Jahre im Autonomen Frauenhaus Paderborn gearbeitet hat. Sie nahm aber ihr neues Kollegium aus Düsseldorf etwas in Schutz. Die Koalitionsverhandlungen hätten lange gedauert, man sei noch dabei, sich neu zu strukturieren und die neuen Ausschüsse zu bilden. &bdquo;Für uns ist es extrem wichtig, dass wir nun mit Frau Creuzmann eine Ansprechpartnerin in Düsseldorf haben. Schließlich geht es nicht nur um die Mitarbeitenden, sondern auch um die Familien und Kinder“, meint Detlef Müller, Geschäftsführer der katholischen Kitas im Hochstift. Brigitte Hamschmidt, Leiterin der Kita St. Franziskus, erhofft sich durch den Kontakt zu einem Mitglied des Landtages, das aus dem Kreis Paderborn kommt, auch endlich wahrgenommen zu werden. Der Markt sei leer gefegt &bdquo;In der Coronazeit wurde immer nur über die großen Herausforderungen in der Schule gesprochen und berichtet. Über die Kitas kaum. Wir sind auch da.“ Unter anderem wünscht sie sich, endlich wieder mehr Zeit für die Kinder zu haben. Denn die pädagogischen Fachkräfte müssen sich auch um viel Verwaltungsarbeit kümmern. Dringend werden auch Alltagshelfer zur Entlastung gesucht. Diese hätten bisher nur befristete Verträge bekommen, ein erweiterter Stundenumfang sei unbedingt nötig. Nach wie vor sei auch der Personalmangel groß. Vieles ist Spitz auf Knopf geplant, Ausfallzeiten der Fachkräfte könnten so kaum kompensiert werden. Der Markt sei aber aktuell leer gefegt, auch Quereinsteiger ohne pädagogische Ausbildung seien daher als Alltagshelfer willkommen, betonte Detlef Müller. &bdquo;Aber wir dürfen nicht jammern, sondern müssen konstruktive Lösungen finden. Denn der Beruf ist attraktiv, es gibt eine Jobgarantie und auch eine ordentliche Bezahlung“, fügt er an. Berufsfeld muss positiver dargestellt werden Aus Sicht der Politikerin müsse man aber auch dringend den Beruf der Erzieherinnen viel positiver darstellen. &bdquo;Wenn ich immer nur die Probleme höre, warum soll ich mich dann für so einen Beruf oder so eine Ausbildung entscheiden“, gibt die Bad Lippspringerin zu bedenken. Ein besseres Image bekäme der Beruf schnell, wenn ein Teil der Forderungen in dem Brief an das Ministerium erfüllt werden könnten. Daher kämpfen die Erzieherinnen nicht nur um mehr Personal, sondern auch um attraktivere Gestaltung der Ausbildung und eine angemessene Bezahlung, die die Qualifikation ebenso berücksichtigt wie die Aufstiegschancen. Auch sei die technische und materielle Ausstattung in vielen Kitas oft mangelhaft. Die pädagogischen Fachkräfte wünschen sich, dass dafür mehr Geld zur Verfügung gestellt wird. Ebenso fordern sie pädagogisch sinnvolle Gruppengrößen. Gehör haben sich die Leitungen der Kitas zumindest schon einmal bei Norika Creuzmann verschafft. Sie nimmt die Anliegen mit nach Düsseldorf und wer weiß: Vielleicht ist der Brandbrief bis dahin auch von ihrem neuen Kollegium wahrgenommen worden.

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