Junge Frau zieht es für ein Praktikum von der Karibik nach Hövelhof

Hövelhof. Eine ungewöhnlich weite Anreise hat Jennifer Alejandra Fernández Luna auf sich genommen, um im Waldkindergarten in Hövelhof ein Jahrespraktikum zu absolvieren. Die 20-Jährige stammt aus der Dominikanischen Republik und musste wegen Corona einen ganz langen Anlauf nehmen, um vom tropischen Inselstaat in der Sennegemeinde zu landen. Es begann als großes Abenteuer – sowohl für die junge Frau als auch für den Waldkindergarten – doch schon nach kurzer Zeit haben alle viel Spaß miteinander. Besonders die Kinder freuen sich über den Dauergast aus dem weit entfernten Land. Größte Herausforderung für Fernandez Luna ist das winterliche Wetter. Hilfe erhält sie dabei vor allem von Kolping-Familien. Die katholische Organisation ist es auch, die ihr den Aufenthalt in Deutschland ermöglicht. Seit 2018 bieten das Kolping-Bildungswerk Paderborn, das Kolpingwerk und die Kolpingjugend Paderborn so genannte Weltwärts-Dienste für junge Erwachsene aus Partnerländern in Mittelamerika an. Im Jahr 2019 kamen erstmals drei Freiwillige nach Paderborn. Bevor Fernández Luna in Hövelhof ankam, wurden ihre Planungen durch Corona kräftig durcheinander gewirbelt. Während der Wartezeit hat sie ihr Studium fortgesetzt und als Aushilfssekretärin gejobbt. Dabei war sie nicht die Einzige, die sich auf den Weg nach Ostwestfalen machen wollte. Rund ein Jahr lang hielt die Pandemie die vierköpfige Reisegruppe auf, bevor alle im Oktober ins Flugzeug stiegen. Nach einem Intensiv-Deutschkurs sind nun auch Tania in der Kolping-Kita in Bad Lippspringe sowie Denia und Damian in der Kolping Röstwerkstatt in Brakel tätig. Alle drei stammen aus Honduras. Dass in Deutschland nicht nur das Klima völlig anders ist als in der Karibik, sondern auch das Gesundheitssystem, spürte Fernández Luna gleich nach ihrer Ankunft in Paderborn. &bdquo;Ich hatte drei Impfungen in der Heimat - und in Deutschland brauchte ich eine vierte, da die ersten beiden von der EU nicht anerkannt werden.“ Die Übersetzungsapp hilft Die Sprachbarriere meistert sie im Kindergarten immer besser. Weil die Sprachschule in der Heimat zu weit entfernt lag, begann ihr Intensiv-Sprachkurs erst nach der Ankunft. &bdquo;Es war sehr schwer für mich, zu lernen. Aber da ich mit Kindern arbeite und die Sprache zu Hause bei der Gastfamilie höre, glaube ich, dass es nach und nach leichter wird.“ Treuer Helfer: die Übersetzungsapp im Smartphone.Die Kindergartenkindern in der Zwergengruppe haben kein Problem, mit der neuen Begleiterin zu kommunizieren. In der Waldkita wird neben Deutsch auch Englisch gesprochen, zudem machen sich sich die Kinder mit Händen und Füßen verständlich.Völlig neu ist für den Gast aus der Karibik das Konzept des Waldkindergartens: &bdquo;Ich hatte so etwas noch nie gesehen und war bei meinem ersten Besuch fasziniert. Mit den Kindern hier den Tag zu verbringen, gefällt mir sehr gut. Ich lerne von ihnen und sie von mir“, sagt Fernández Luna fröhlich.Neben Taschengeldspenden der Kolpingjugend und der Kolpingsfamilie Salzkotten, beschloss die Kolpingsfamilie Hövelhof, die Besucherin finanziell bei der Bekleidung zu unterstützen: &bdquo;Dank der großzügigen Unterstützung, bin ich so ausgerüstet, dass mich das Wetter nicht sehr beeinflusst. Aber es gibt Tage, an denen es ziemlich kalt und selten sonnig ist. Ich vermisse die Sonne, aber ich finde die Winter- und Herbstlandschaft trotzdem schön.“ Dennoch hinterlässt der Wechsel der Klimazonen seine Spuren: &bdquo;Die vielen Kleidungsschichten fühlen sich oft unbequem an, meine Haut und Lippen leiden sehr – der Winter macht es mir mit der Eingewöhnung nicht leicht.“ Unterschiede in der Ernährung Das neue Zuhause für Fernández Luna ist ein Jahr lang die Familie eines der Kindergartenkinder. Sie sagt: &bdquo;Ich hatte früh Kontakt zur Gastfamilie, erst per Whatsapp und dann per Videokonferenz, wo wir uns ein bisschen kennenlernen konnten. Das hat mir sehr geholfen und mir ein wenig der Unsicherheit genommen.“ Spannend seien die Unterschiede in der Ernährung im Vergleich zur Karibik: &bdquo;Ich finde, dass sich die Menschen hier sehr gesund ernähren. Ich bin aber überrascht, wie viel Kartoffeln und Brot gegessen werden. Bei mir zu Hause werden gibt es statt dessen oft Reis und Bohnen.“ Da eine Fortführung des Süd-Nord-Freiwilligeneinsatz geplant wird, können sich interessierte Familien melden, die bereit sind, einen Gast aufzunehmen. Ansprechpartnerin im Jugendreferat der Kolpingjugend ist Marisol Vinuales, E-Mail: vinuales@kolpingjugend-dv-paderborn.de.

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