Hövelhof ringt um die Weiterentwicklung des Ortskerns

Hövelhof. Es geht um die Weiterentwicklung des zentralsten Ortes in Hövelhof - und sie wird noch einige Zeit andauern. Der Gemeinderat hat am Donnerstagabend noch keinen Beschluss über eine neue Planung für die Offenlegung der Sichtachse zwischen Schlossgarten und Paderborner Straße sowie einen möglichen Abriss des Gasthauses "Zur alten Post" gefasst. Im Zentrum der Überlegungen steht das Grundstück mit dem 130 Jahre alten Gebäude, das Hövelhofer jahrzehntelang als Dorf- und Vereinskneipe Möller kannten. In diesem Jahr ist die langjährige Inhaberin und Betreiberin der früheren Gaststätte, Anneliese Möller, gestorben. Prompt flammen die Diskussion wieder auf, die schon bei der Einführung des Ortskernkonzeptes im Jahr 2011 geführt wurden. Die Sache nimmt auch deshalb Fahrt auf, weil Grund und Boden nach NW-Informationen mittlerweile an einen Hövelhofer Unternehmer verkauft worden sind, nachdem die Erben ein Kaufangebot der Gemeinde abgelehnt hatten. Rückkehr zu Von-der-Reckes Planung Die Idee aus dem Rathaus: Würde das Haus mit seinem kleineren Anbau abgerissen, wäre die Sichtachse vom Jagdschlosseingang bis zur Paderborner Straße freigelegt - eine Champs-Élysées im Senne-Format. So entstünde wieder eine Blickbeziehung, wie sie Fürstbischof Dietrich Adolf von der Recke einst hatte anlegen lassen, als er im 17. Jahrhundert die Zufahrt von seiner Residenz in Schloß Neuhaus zum Jagdschloss am Sennerand plante. Mit dem Unterschied, dass heute keine Kutschen, sondern täglich tausende Autos durch Hövelhof fahren. Der Käufer des Gebäudes denkt jedoch offenbar nicht daran, das Haus abzureißen, sondern will es für eine Nutzung mit Gastronomie (Erdgeschoss) und Wohnungen umbauen. Doch die Gemeinde kann ihm seinen Erwerb immer noch streitig machen. Entscheidet der Rat, den Erben den gleichen Kaufpreis wie der Unternehmer zu bieten und die Gemeinde kann gleichzeitig die städtebauliche Notwendigkeit des Ankaufs nachweisen, käme die Kommune mit ihrem Vorkaufsrecht zum Zuge. Um sich alle Optionen offen zu halten, hat der Rat nun schon einmal einstimmig eine zweijährige Veränderungssperre für das Areal erlassen. Damit sind dort zunächst keine neuen Bauvorhaben durchführbar. In der Sitzung des Rates stellte Anja Wewer vom Paderborner Architekturbüro AWS eine Planung zur Erweiterung des Schlossgartens ohne Gasthaus-Gebäude vor. Die Freilegung der Sichtachse ist demnach ein "Muss", wie die Planerin meint. Nur dieses Vorgehen würde den Schlossgarten in Richtung Süden vervollständigen und den Park vollenden. AWS hatte auch den im Juni 2019 neu eröffneten Park geplant. Anstelle des Möller-Gebäudes sieht die jetzige Planung vor, die bestehende Rasenfläche und die Anordnung der großen Bäume nach Süden zu verlängern und um einen Platz mit Aufenthaltsqualität zu ergänzen. Die Kosten für den Abriss sowie die Herrichtung des Parks schätzt AWS auf rund 400.000 Euro. Davon könnten derzeit noch 280.000 Euro als Fördermittel eingeworben werden, wie Bürgermeister Michael Berens (CDU) erläutert. Einen entsprechenden Förderantrag hat die Gemeinde auf den Weg gebracht. Dieser kann laut Bürgermeister bis zum Sommer durch den Rat aber noch verändert werden. Vielleicht nur ein Teilabriss? Am Abriss scheiden sich im Ort jedoch die Geister. Hövelhofer hängen am Gebäude und sehen durchaus Charme in der Lösung, die der Käufer ins Spiel gebracht hat. Er will das betagte Haus offenbar wertvoll wieder aufmöbeln. Zudem schaffe die Bebauung eine Behaglichkeit, die dem Park zuträglich sei, heißt es immer wieder. In der Sitzung des Gemeinderates erinnert Jörg Schlüter (Bündnis '90/Die Grünen) daran, dass im Ortskernkonzept unter Bürgerbeteiligung festgehalten worden sei, die Gaststätte stehen zu lassen und nur den Anbau zu entfernen. Auf Antrag der CDU wurde das Thema einstimmig vertagt und so darf sich der neue Gemeinderat ab November der Sache widmen. Dass aber auch die Mehrheitsfraktion offensichtlich noch damit ringt, in welche Richtung die Reise gehen soll, verdeutlicht CDU-Fraktionschef Udo Neisens, wenn er sagt: "Wir werden die heute vorgestellte Planung erstmal sacken lassen und dann diese und andere Ideen bewerten."

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