Hövelhof

Zwei Dämme schützen Hövelhof künftig vor Hochwasser

In Hövelhof sind Millionen verbaut worden für Hochwasserrückhaltebecken und die Renaturierung des Krollbachs. Ein "Deichgraf" kümmert sich

Eines der Hochwasserrückhaltebecken entstand zwischen Staumühler Straße (links) und Sennestraße (rechts). Hier wurden fast 18.000 Kubikmeter Erdreich verbaut. | © Jens Reddeker (Archiv)

10.03.2019 | 10.03.2019, 14:00

Hövelhof. Wasser ist nicht nur ein Segen, es kann schnell auch zur Gefahr werden. In Hövelhof soll die Gefahr von Hochwassern durch ein Millionenprojekt jetzt ein Stück weit gebannt sein. Klimaforscher gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Niederschläge in Zukunft reduziert, dafür aber die Anzahl der Starkregenereignisse steigt.

Die Gewässer werden die erwarteten Niederschlagsmengen nicht aufnehmen können und über die Ufer treten. Weil natürliche Überschwemmungsgebiete fehlen, drängt das Wasser zunehmend auch in die bebauten Ortslagen. Damit können erhebliche Schäden an Immobilien einhergehen. Im Jahr 2007 waren in Hövelhof im Bereich des Krollbachs hinter der Staumühler Straße viele Keller vollgelaufen.

Schuld daran war ein Starkregen, der über Hövelhof und im Einzugsgebiet des Krollbachs niedergegangen war. Aus diesem Grund hatte die Gemeinde im Jahr 2009 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die Lösungen für einen Schutz vor einem so genannten 100-jährlichen Hochwasser untersuchen sollte.

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Kombination aus dem Bau von zwei Hochwasserrückhaltebecken in der Moosheide und im Bereich Bentlake den Schutz vor einem Hochwasserereingnis für die Hövelhofer Bevölkerung schaffen würde.

Erfreut über die Fertigstellung:(v. l.) Bauingenieur Rupert Gschwandtl (Ingenieurbüro IQG), Volker Karthaus (Wasserverband Obere Lippe), Birgit Rehsies (Bezirksregierung), 

Norbert Weinert (Sönnichsen & Partner), Bürgermeister Michael Berens, Landrat Manfred Müller, Matthias Müller (Firma Michael Richter) und Ralf Kloke (NZO). - © Raphael Athens
Erfreut über die Fertigstellung:(v. l.) Bauingenieur Rupert Gschwandtl (Ingenieurbüro IQG), Volker Karthaus (Wasserverband Obere Lippe), Birgit Rehsies (Bezirksregierung),
Norbert Weinert (Sönnichsen & Partner), Bürgermeister Michael Berens, Landrat Manfred Müller, Matthias Müller (Firma Michael Richter) und Ralf Kloke (NZO). | © Raphael Athens

Gleichzeitig wurden Maßnahmen zur gewässerökologischen Verbesserung des Krollbaches angestoßen. Durch diese Renaturierung oder auch den naturnahen Rückbau im Bereich Hasendorf, wie auch durch die biologische Durchgängigkeit vom Sandfangteich erfüllt die Gemeinde nun auch einen Teil ihrer Verpflichtungen aus der EU-Wasserrahmenrichtlinie.

Hövelhof ging im Jahr 2010 eine Kooperation mit dem Wasserverband Obere Lippe ein. Nach der Planungsphase, in der auch die Anträge auf Zuschüsse bei der Bezirksregierung gestellt wurden, begann im Herbst 2017 der Bau der Hochwasserrückhaltebecken. In rund anderthalb Jahren wurden im Becken Bentlake fast 18.000 Kubikmeter Erdreich auf einer Dammlänge von 490 Metern verbaut. Die Dammhöhe beträgt hier etwa 2,50 Meter. Das Stauvolumen beträgt laut gemeinde etwa 31.000 Kubikmeter. Der 100-jährige Abfluss kann von 1,4 Kubikmeter pro Sekunde auf 0,36 gedrosselt werden.

Beim Becken Moosheide wurden sogar rund 41.000 Kubikmeter Erdreich auf einer Länge von 560 Metern verbaut. Hier beträgt das Stauvolumen rund 84.000 Kubikmeter. Das liegt daran, dass hier eine Dammhöhe von rund 4,90 Meter angelegt wurde. Der Zufluss von 7,8 Kubikmeter pro Sekunde kann auf 0,7 gedrosselt werden. Bedient werden die beiden Stauwerke von Michael Maciejewski, der eigens zum "Deichgraf" bestellt wurde.

Krollbach kann sich besser entwickeln

Im Rahmen gewässerökologischer Verbesserungen wurde das Profil des Krollbachs in den Bereichen Bentlake und Hasendorf jeweils auf einer Länge von rund 300 Metern um etwa 30 Meter aufgeweitet. Hier entstanden zwei Bachtäler die für die obere Senne typisch sind. Mit Totholzbarrieren wird der Bachverlauf beeinflusst. Im Bereich des bisherigen Sandfangteiches ist die Durchlässigkeit des Krollbaches wiederhergestellt, nun kann sich nach Ansicht der Planer dort der Krollbach als strukturreiches und eigendynamisches Fließgewässer entwickeln.

Im Bereich des Schulzentrums wurde am Krollbach ein Wasserzugang mit Sitzsteinreihen gestaltet. Ein „blaues Klassenzimmer" sei entstanden, so Bürgermeister Michael Berens bei der Vorstellung der fertigen Projekte. Kindern und Erwachsenen können die Maßnahme so kennenlernen. Alle drei gewässerökologischen Vorhaben dienen der Optimierung des Fließgewässers und damit der Verbesserung des Lebensraumes für die Tier-und Pflanzenwelt.

Landrat Manfred Müller ist voll des Lobes: "Gern hat der Kreis Paderborn bei der finanziellen Umsetzung geholfen." Um Lebensräume für Insekten zu schaffen, sollen laut Müller Wildblumen- und -kräutersamen auf beiden Dammseiten ausgebracht werden.

Die Kosten von gut fünf Millionen Euro tragen zu 80 Prozent das Land NRW und zu jeweils zehn Prozent der Wasserverband Obere Lippe und die Gemeinde Hövelhof.