„Ein Mensch, den man sich als Freund wünscht“: Bekannter Bielefelder wird 90

Bielefeld. Es wimmelt in Ostwestfalen-Lippe von Familienunternehmen, deren Eigentümer oft auch das Management selbst in der Hand haben. Ein herausragender Repräsentant und Vordenker dieses weltweit bewunderten deutschen Mittelstandes ist Peter von Möller. In der Region setzte er von 1986 bis 1994 als Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen Akzente, seither ist er ihr Ehrenpräsident. Am Dienstag, 4. Februar, wird er 90. Mit Informationen über die Umsätze und Gewinne seiner 295 Jahre alten Firmengruppe, die er jahrzehntelang als alleiniger geschäftsführender Gesellschafter geführt hat, ging Peter von Möller schon immer ausgesprochen sparsam um. Heute spielen die schlichten Zahlen für ihn erst recht keine große Rolle mehr. &bdquo;Alles hat seine Zeit“, sagt der Unternehmer. Aus dem operativen Geschäft halte er sich inzwischen heraus, seine Unternehmensanteile hat er vor Jahren an eine Familienstiftung übertragen, die er gemeinsam mit seiner Tochter Elena von Möller führt. Natürlich lässt der Vater von vier Kindern sich über die Unternehmensentwicklung informieren, aber lieber beschäftigt sich Peter von Möller heute mit Politik. Und dazu hat er einiges zu sagen. Er sagt es meistens klar und deutlich, aber nie grob. Er ist ein ostwestfälischer Gentleman – weltgewandt und elegant, aufgeschlossen für Neues und unverwüstlich. Und Peter von Möller bleibt reiselustig. Er freut sich darauf, in den französischen Alpen im Frühjahr wieder Ski zu fahren: &bdquo;Zum elften Mal ein letztes Mal“, wie er schmunzelnd sagt. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Jubilar wohnt in einer Villa auf dem Firmengelände in Brackwede Dabei ist der Jubilar natürlich fest verwurzelt in der Region (&bdquo;Ich bin Brackweder“) und untrennbar verbunden mit der Möllergroup und ihrer Schwestergesellschaft, der seit gut zehn Jahren auf die Immobilienbranche ausgerichteten Fr. Möller GmbH & Co. KG (&bdquo;Möller Real Estate“). Von Möller wohnt wie eh und je in einer der Villen auf dem riesigen Firmengelände am Kupferhammer in Brackwede, das seit 1762 die Heimat des 1730 für Handel und Verarbeitung von Kupfer gegründeten Industrieunternehmens ist. Inklusive eines geschützten Parks stehen hier rund 35 Hektar zur Verfügung, ein Schatz in Zeiten von knappen Gewerbeflächen. Blick hinters Tor: Kaum jemand kennt diesen versteckten Bielefelder Pracht-Park Während die Möllergroup mit ihren industriellen Töchtern wie MöllerTech (Kunststoffkomponenten für Automobile) und den MöllerWerken (Schutz- und Abdecksysteme für Maschinen) in Bielefeld weiter &bdquo;verdichtet“ werden soll, wird das Geschäft mit der Entwicklung eines Technologieparks und der Vermietung von Gewerbegrundstücken am Stammsitz weiter ausgebaut. Das Unternehmen mit rund 2.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und Standorten in Deutschland, Großbritannien, Rumänien, China und den USA hat Aufs und Abs erlebt, wie der Senior unumwunden zugibt. Es gab auch Enttäuschungen: Von Möller erinnert an die Entwicklung eines neuen Materials aus Hanffasern Ende der 90er-Jahre. &bdquo;Am Ende ist es von der Industrie aber nicht gewollt worden, das investierte Geld war verloren.“ Bielefelder Unternehmen hat etliche Krisen überstanden 2007 gab die Möllergroup ihr Geschäft mit der französischen Automobilindustrie auf, sieben Standorte in Europa und Brasilien und erhebliche Umsatzanteile wurden abgegeben. In der Finanzkrise kurze Zeit später schrumpfte die Produktion zeitweise fast auf Null, auch die Coronakrise war schwierig. Aber die Krisen sind &bdquo;verarbeitet und überwunden.“ Peter von Möller ist sicher, dass die Firmengruppe 2030 als ältestes Industrieunternehmen der Stadt ihr 300-jähriges Bestehen feiern wird. Wirtschaft: Aktuelle Nachrichten und Neuigkeiten Freunde und Weggefährten zollen dem 90-Jährigen für Engagement und Lebensleistung größten Respekt. Als &bdquo;große Unternehmerpersönlichkeit“ würdigen ihn der Bielefelder IHK-Präsident Jörn Wahl-Schwentker und Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke. Der &bdquo;Doktor“, wie der nach dem Studium in Hamburg, München und Wien promovierte Betriebswirt liebe- und huldvoll genannt werde, habe nicht nur die Unternehmensgruppe stetig weiterentwickelt, sondern sei sich auch &bdquo;seiner gesellschaftlichen Verantwortung in besonderer Weise bewusst“. Er engagiere sich mit seiner Kulturstiftung ebenso wie als Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Möllerstift, die seit 146 Jahren Kranken und Altersschwachen hilft und längst auch Kindergärten und Schulen unterstützt. Und er setze sich weiterhin ehrenamtlich für die Wirtschaft ein. Für Rainer Schütte, der 2008 als Generalbevollmächtigter berufen worden war, um die Möllergroup durch die weltweite Wirtschaftskrise zu führen, ist Peter von Möller &bdquo;ein Mensch, den man sich als Freund wünscht“ und der selbst Menschen möge. &bdquo;Werte, Gemeinsinn, Bescheidenheit und Freundschaft machen ihn zu einem besonderen Menschen“, sagt Schütte. Und ein anderer Weggefährte, der ebenfalls gerade 90-jährige Unternehmer Wolfgang Böllhoff, sieht in von Möller einen &bdquo;tatkräftigen, nervenstarken und fantasievollen Unternehmer“. Er sei ein &bdquo;verlässlicher anständiger Mensch, als Vorbild geeignet“, sagt Böllhoff. Lesen Sie auch: Bielefelder Unternehmerlegende Wolfgang Böllhoff wird 90 2020 kandidierte von Möller für den Bielefelder Rat Der Hochgelobte selbst ruht sich unterdessen nicht auf seinen Lorbeeren aus, er lebt weiter mit dem Blick nach vorn. Erst 2017 trat von Möller in die FDP ein, 2020 kandidierte er für den Bielefelder Rat. Als jüngst FDP-Chef Christian Lindner in Bielefeld auftrat, war von Möller ganz selbstverständlich dabei. Und er vertritt liberale Positionen: &bdquo;Die vergangenen 20 Jahre waren wirtschaftsfeindliche Jahre“, kritisiert er zum Beispiel. Jetzt sei &bdquo;ein Aufbruch“ nötig. Seine Sorgen gelten der Geopolitik, er fürchtet, dass die EU im Konflikt rivalisierender Großmächte auf einen Marionettenstatus herabsinkt, und dass die EU-Länder vereinzelt zu Spielbällen werden. Auf die deutsch-französische Zusammenarbeit mag er nicht mehr vertrauen, zu unterschiedlich seien die Strukturen beider Länder, und zu verschieden auch die Mentalitäten. Doch hinter von Möllers begründeter Skepsis verbirgt sich ungebrochene Lebenslust. Nach dem Tod seiner Frau Monica hatte er durch Zufall eine neue Lebensgefährtin gefunden und später geheiratet. Yildiz von Möller ist türkischer Herkunft, beide haben eine Wohnung in der Türkei. Gemeinsame Reisen führen beide auch in den arabischen Raum. &bdquo;Durch meine Frau haben sich mir neue Welten erschlossen“, schwärmt Peter von Möller.

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